Neckarhausen. Lange Zeit ist es ruhig gewesen um die geplante Ansiedlung eines Edeka-Marktes am Nordrand von Neckarhausen, jetzt kommt offenbar Bewegung in die Angelegenheit. In seiner nächsten Sitzung befasst sich der Gemeinderat von Edingen-Neckarhausen mit einem Aufstellungsbeschluss. Das sagte Bürgermeister-Stellvertreter Dietrich Herold dem „MM“ auf Nachfrage. Stimmen die Fraktionen zu, dann könnte das nötige Bebauungsplanverfahren beginnen.
„Wir wollen das Thema weiter betreiben“, bestätigt auch Manfred Kratz von Edeka Südwest. Man habe nach wie vor große Lust auf das Projekt, unabhängig von der geplanten Ansiedlung eines Teo-Lädchens am Schloss. Der Selbstbedienungsladen hatte bereits im Mai grünes Licht vom Rat erhalten und könnte bis Ende des Jahres eröffnen. Auch bei der Gemeinde sei das Thema in der Zwischenzeit vorangekommen, stellte Kratz zufrieden fest.
König will klare Mehrheit
In einem Interview im April, 100 Tage nach seinem Amtsantritt, hatte der neue Bürgermeister Florian König (CDU) davon gesprochen, dass es noch keine klare Mehrheit im Gemeinderat in dieser Frage gebe. „Für so ein Projekt reicht es nicht, nur eine knappe Mehrheit zu haben, das muss von der breiten Masse getragen und gewollt werden“, unterstrich er. Diese klare Mehrheit ist nun möglicherweise ein Stück näher gekommen, wie eine Umfrage dieser Redaktion zeigt.
„Unsere Fraktion befürwortet die Ansiedlung eines neuen Marktes in Neckarhausen-Nord“, erklärt der CDU-Fraktionsvorsitzende Markus Schläfer. Dort gebe es seit Jahrzehnten eine Versorgungslücke, die nun angegangen werden könne: „Insbesondere mit Ausblick auf die Erweiterung auf den Sportplätzen können wir rechtzeitig die Weichen für eine gute Nahversorgung stellen.“
„Signifikante Verbesserung“
„Die Ansiedelung eines Vollsortimenters in Neckarhausen würde die Einkaufssituation signifikant verbessern“, glaubt auch Michael Bangert (SPD). Ob es zwingend Edeka sein müsse, stehe für seine Fraktion nicht fest. „Wir müssen auch die Entwicklung des weiteren Einzelhandels im Ortsteil Neckarhausen im Blick haben“, erklärt er weiter. Einerseits dürfe der Konkurrenzdruck durch den Vollsortimenter nicht zu groß werden. Dies lasse sich aber durch einen Bebauungsplan steuern, in dem man auch individuelle Warengruppen vom Verkauf ausschließen könne.
Edeka-Markt Neckarhausen
- Das konzipierte Gebäude hat eine Größe von fast 1800 Quadratmetern.
- Die Verkaufsfläche liegt bei rund 1250 Quadratmetern.
- Im Eingangsbereich des modernen Marktes ist ein Backshop mit Café vorgesehen.
- Das Dach des Gebäudes und Teile des Parkplatzes werden mit Solarzellen versehen.
- Ladeplätze für E-Autos und Pedelecs sind eingeplant.
Andererseits müsse verhindert werden, dass der Ortsteil Neckarhausen von Einkaufsmöglichkeiten völlig abgeschnitten werde. Beispiele in Edingen und Nachbarkommunen zeigten, dass die Vollsortimenter „alle sehr gut laufen und von der Bevölkerung angenommen werden“. Als größtes Problem sieht er den Flächenverbrauch. Hier sei zu berücksichtigen, dass durch die neue L 597 eine neue Situation eintrete. Es gebe dann nur noch einen schmalen Feldstreifen in Monokultur zwischen der Straße und dem Ortsteil. Hier könnte der Vollsortimenter zum einen als Lärmblock, zum anderen durch eine komplette Abdeckung des überbauten Geländes mit Photovoltaikanlagen zur Stromproduktion dienen, „womit wir der Klimaneutralität wieder ein Stück näher kommen können“, argumentiert Bangert.
OGL und UBL noch unentschlossen
Noch nicht abgeschlossen ist die Meinungsbildung bei der Offenen Grünen Liste (OGL) und bei der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV). Beide wollen zunächst abwarten, was in der Vorlage der Verwaltung zu diesem Thema steht, und dann noch einmal diskutieren, auch mit interessierten Bürgern. Am Freitag, 16. Juni, trifft sich die OGL dazu um 19 Uhr im Friedrichshof, die UBL-Fraktion tagt am Montag, 19. Juni, um 19 Uhr im kleinen Sitzungssaal des Rathauses in Edingen. „Ich denke, dass da schon einige Leute kommen“, rechnet Klaus Merkle mit einem großen Interesse an dem Thema.
Durch „Teo-Lädchen“ überflüssig?
„Die Ansiedlung des Teo-Ladens ist sicher ein wichtiges Kriterium bei unseren Überlegungen“, deutet OGL-Sprecher Thomas Hoffmann an. Mit der Nahversorgungsmöglichkeit beim Freizeitbad gebe es jedenfalls ein Argument weniger für die Ansiedelung eines Edeka-Marktes, argumentiert Ulf Wacker (fraktionslos). Insgesamt sei er eher skeptisch, kenne aber noch nicht die Argumente der Verwaltung und eventueller Befürworter.
Teo-Lädchen als Ersatz?
Dass das Teo-Lädchen die Ansiedlung eines vollwertigen Supermarktes überflüssig macht, glaubt man bei CDU und SPD nicht. „Der Teo ist nach unserer Ansicht der richtige Schritt, im Ortskern ebenfalls zusätzliche Möglichkeiten der Nahversorgung anzubieten“, formuliert Markus Schläfer (CDU). Das eine schließe aber das andere nicht aus, zumal nicht vor vier bis fünf Jahren mit einem Vollsortimenter zu rechnen sei. Der Vertrag zwischen dem Teo-Anbieter Tegut und der Gemeinde hat eine Laufzeit von fünf Jahren. Teo schließe kurzfristig die entstandene Lücke in Neckarhausen, könne sich aber auch als dauerhafte Lösung zusätzlich etablieren, erklärt Schläfer.
Ähnlich sieht es sein SPD-Kollege Bangert: „Das Konzept des Teo-Ladens ist aufgrund der 24/7-Öffnungszeit und des begrenzten Sortiments ein anderes und dient dem Erhalt des Ortskerns als Einkaufsmöglichkeit. Insofern sehen wir hier keinen Widerspruch.“
CDU und SPD verfügen zusammen über neun Sitze, die UBL hat sechs, die OGL fünf. Zudem gibt es zwei Fraktionslose und den Bürgermeister. Stimmt König zu, dann sind neben CDU und SPD also mindestens drei weitere Stimmen aus den Reihen von OGL, UBL und den Fraktionslosen für eine Mehrheit nötig.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Neckarhausen sollte Chance auf den Supermarkt nicht verspielen