Neckarhausen. Die Vorbereitung für den Bau von 24 Reihenhäusern auf der Wiese bei Bäko (Wingertsäcker) hat in diesen Tagen begonnen, für den Neubau der ersten Mehrfamilienhäuser in Neckarhausen Nord fallen noch im Juli in der Wettbewerbsjury die Entscheidungen bei der Auswahl von Konzept und Investor. Wenn beide Projekte abgeschlossen sind, werden voraussichtlich rund 6000 Menschen in Neckarhausen leben. Für sie will Edeka am Nordrand einen neuen Markt bauen. Diese Pläne und die Nahversorgung im Ortsteil standen am Donnerstag im Mittelpunkt einer Einwohnerversammlung im Saal des Schlosses in Neckarhausen.
Knapp 50 Bürger waren zu der Veranstaltung gekommen, darunter auch mehrere Gemeinderäte und Mitarbeiter der Verwaltung. Hatte es im November bei einer ersten Bürgerinfo zum geplanten Neubau in der Gottlieb-Daimler-Straße noch viele kritische Stimmen gegeben, waren solche jetzt nur noch vereinzelt zu hören. Die meisten Bürger, die sich zu Wort meldeten, begrüßten das Vorhaben und die damit verbundene Verbesserung der Einkaufsmöglichkeiten in Neckarhausen. Deren Vorzüge schilderte ausführlich Manfred Kratz von Edingen-Südwest.
„Wir wollen mit Ihnen heute diskutieren, bevor im Gemeinderat weitere Entscheidungen getroffen werden“, sagte Bürgermeister Simon Michler (CDU) in seiner Begrüßung. Die Schließung des Markthauses in Neckarhausen in wenigen Wochen bedauerte er. Der Betreiber gebe auf, der Vermieter wolle die Räumlichkeiten nicht erneut an einen Lebensmitteleinzelhandel vermieten. „Wir haben keine kommunale Liegenschaft, die dafür geeignet wäre“, betonte er einmal mehr.
Kleiner Markt nicht wirtschaftlich
Dass sich ein Markt an diesem Standort in Schlossnähe und bei der vorhandenen Fläche nicht wirtschaftlich betreiben lasse, betonte der Edeka-Vertreter. Zugleich dämpfte er in der Diskussion die Hoffnung, eine andernorts zu findende Kleinstlösung könne eine Alternative sein. So etwas rechne sich allenfalls in einer Stadt wie Heidelberg mit Millionen Passanten.
Anhand von Grafiken zeigte Bürgermeister Michler den aktuellen Stand der Nahversorgung in Edingen und Neckarhausen auf. Mit der Schließung der Bäckerei Kapp seien in Edingen zwei und in Neckarhausen eine Filiale verloren gegangen. Möglichkeiten für einen zusätzlichen Laden sieht Michler in Edingen, wo die Gemeinde ein Grundstück in der Hauptstraße (Ecke Grenzhöfer Straße) an einen Investor verkaufen will. Hier sieht er allerdings eher einen Metzger als einen Bäcker, wie er bereits vor Wochen dem „MM“ erklärt hatte.
Mit dem geplanten Markt in Neckarhausen Nord könne auch der innerörtliche Verkehr reduziert werden, argumentierte Manfred Kratz von Edeka. Zwischen dem neuen Standort und dem bestehenden Markt von Völkle in Edingen, der auf jeden Fall bestehen bleibe, lägen viereinhalb Kilometer, der geplante in Neckarhausen wäre für alle Bewohner Neckarhausens deutlich schneller zu erreichen. Lademöglichkeiten für E-Autos sind inzwischen vorgeschrieben, man wolle aber auch solche für E-Fahrräder anbieten, samt überdachtem Unterstellplatz, die mit einer Tiefe von dreieinhalb Metern auch für Lastenräder ausreichend seien. Danach hatte OGL-Gemeinderätin Birgit Jänicke gefragt. Die ebenfalls obligatorische Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Gebäudes könne rund 30 Prozent des Strombedarfs decken. Fossile Brennstoffe würden nicht verwendet.
„Wettrennen mit der Brücke“
Wie hoch die Wahrscheinlichkeit sei, dass der Markt gebaut werde, wollte ein Bürger aus Neckarhausen wissen. „Ich habe nur eine Stimme im Gemeinderat“, erklärte Michler, der sich eindeutig für die Ansiedlung aussprach. Auch finanziell ist das für die Gemeinde von Vorteil, denn sie könnte einerseits das Grundstück an den Investor verkaufen oder in Erbpacht vergeben und andererseits Gewerbesteuereinnahmen in siebenstelliger Höhe erwarten, wie Kratz vorrechnete.
Sollte noch in diesem Jahr ein positiver Beschluss im Gemeinderat gefasst werden, dann könnte der Neubau frühestens 2026 eröffnen, sagte Kratz. „Die neue Brücke ist früher fertig“, mutmaßte der Edeka-Vertreter, allerdings unter der Annahme, dass dies bereits 2024 der Fall sei. Als er aus der Runde hörte, dass auch die neue Straße nun erst 2026 befahrbar sein soll (der „MM“ berichtete), scherzte er: „Das könnte ein Elefantenrennen zwischen Brücke und Markt geben.“
Ebenfalls zur Sprache kam das geplante Hilfeleistungszentrum an der Speyerer Straße (In den Milben). Hans-Peter Ries vom DRK Neckarhausen forderte mit Nachdruck eine Lösung, die auch dessen Interessen berücksichtige. „Da ist eine Entscheidung reif jetzt“, bestätigte Bürgermeister Michler. Der Gemeinderat mache sich das nicht leicht. Die Verwaltung sei bereit, betonet Michler und ergänzte: „Ich hoffe, das wir noch 2022 endgültige Entscheidung treffen.“ Falls das DRK im HLZ nicht zum Zuge komme, werde an anderer Stelle eine Lösung geschaffen, versicherte er.
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