Neckarhausen. Nach der Schließung der Markthaus-Filiale in Neckarhausen ist es um die Nahversorgung des Ortskerns schlecht bestellt. Zwar plant Edeka den Neubau eines großen Markts am nördlichen Ortsrand, doch darüber soll erst im Februar kommenden Jahres entschieden werden. Außerdem halten viele die Entfernung dorthin vor allem für den südlichen Teil Neckarhausens für zu weit. Große Hoffnungen setzt man deshalb auf ein Modell, das vor allem in Mittelhessen weit verbreitet ist: Kleine Lädchen ohne Personal, die deren Anbieter Tegut liebevoll „Teo“ nennt.
Erster Miniladen entstand 2020
Der erste Markt dieser Art ist im November 2020 in Fulda an den Start gegangen, wo das Unternehmen auch seinen Hauptsitz hat. Das markante Gebäude sieht aus wie ein langes, liegendes Fass, hat eine Fassade aus Holz und ein begrüntes Dach. So wie hier sind alle „Teos“ gebaut. Bis Ende des Jahres wird es insgesamt 26 solcher Minimärkte geben, wie Pressesprecher Matthias Pusch auf Anfrage erklärt. Größtenteils befinden sie sich im Großraum Fulda, im Main-Kinzig-Kreis und im Landkreis Aschaffenburg. Aber auch im Rhein-Neckar-Kreis gibt es bereits zwei, nämlich in Malsch und in Lobbach-Lobenfeld.
300 Märkte von Tegut
Tegut betreibt nach eigenen Angaben aktuell rund 300 Märkte verschiedener Konzepte. Dazu zählen Supermärkte (mit mehr als 1000 Quadratmetern) ebenso wie Nahversorgermärkte (mit bis zu 1 000 Quadratmetern) und besagte Miniläden. Diese sind rund um die Uhr mit einer Geldkarte zugänglich und kommen ganz ohne Personal aus. Kunden öffnen die Tür mit ihrer Girokarte. Im Innern erwartet sie ein gekühlter Bereich für Frischeprodukte und ein größerer für ungekühlte.
Das Angebot beschränkt sich dabei keineswegs auf Lebensmittel. Rund 950 Artikel aus den Bereichen Milch und Käse, Wurst und Fleisch, Obst und Gemüse, Kühl- und Tiefkühlprodukte, Pasta, Mehl, Gewürze, Getränke, Süßwaren, Salate und Snacks sowie Tabakwaren und alkoholische Getränke sind hier erhältlich, aber eben auch die wichtigsten Haushaltwaren sowie Drogerie- und Hygieneartikel. Das alles gibt es rund um die Uhr, auch an Wochenenden. Nach dem Einkauf scannt der Kunde seine Waren selbst und zahlt mit der Karte.
150 Quadratmeter reichen aus
Und was sind grundsätzlich die Standortvoraussetzungen für ein solches Lädchen? „Bei der Auswahl unserer Standorte legen wir in der Vorprüfung besonderen Wert darauf, spezielleKriterien zu erfassen“, erklärt der Pressesprecher. Dazu zählt bei „Teo“ eine vergleichsweise kleine Grundstücksfläche von 150 Quadratmetern oder eine Immobilie mit 80 bis 150 Quadratmetern. Zum Vergleich: Die vor Kurzem geschlossene Filiale von Markthaus hat eine Größe von 140 Quadratmetern.
Der Standort für „Teo“ muss gut zugänglich und sichtbar sowie rund um die Uhr barrierefrei erreichbar sein. Damit sich ein solches Lädchen langfristig wirtschaftlich betreiben lässt, geht Tegut von mindestens 1500 Einwohnern im Einzugsbereich aus, Neckarhausen hat mehr als 5000. Das Preisniveau bei „Teo“ weicht von dem der übrigen Tegut-Filialen nicht ab. „Das bewegt sich auf dem unserer Supermärkte“, versichert der Pressesprecher.
Entscheidung über Edeka im Februar 2023
Ob der neue Edeka-Markt in Neckarhausen Nord kommt, ist noch nicht klar. Der Gemeinderat werde über das Ob und Wie im Februar entscheiden, kündigte Bürgermeister-Stellvertreter Dietrich Herold in dieser Woche im Interview mit dem „MM“ an. Er sei zuversichtlich, dass der Markt komme. Trotzdem gehe es vor allem um die Nahversorgung im Zentrum des Ortes. Dafür könne das Teo-Lädchen eine Lösung sein.
Gespräche mit Tegut hätten bereits stattgefunden, man werde sich noch vor Weihnachten potenzielle Standorte in Neckarhausen anschauen: „Alles, was man braucht, ist ein Strom- und ein Breitbandanschluss.“ Die von Tegut genannte Größenordnung dürfte die Suche nach einer Immobilie deutlich einfacher machen. Zuletzt war bei herkömmlichen Modellen stets von mehreren Hundert Quadratmetern Fläche die Rede. „Ich stehe allem positiv gegenüber, was die Nahversorgung von Neckarhausen verbessert“, signalisiert der künftige Bürgermeister Florian König Zustimmung. Er hatte schon vor der Wahl gesagt: „Wir müssen es schaffen, dass auch ältere Menschen im Ort einkaufen können.“
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