Neckar-Bergstraße. Die Einsparpläne der Evangelischen Kirche Baden (Ekiba) treffen die Glaubensgemeinde im Ortsteil Edingen hart: Die nun beschlossene „Gebäudeampel“, die die mögliche Zukunft von Kirchen und Gemeindehäusern anzeigt, steht fürs Edinger Gotteshaus endgültig auf „rot“. Was der Bezirkskirchenrat bereits im Oktober 2023 vorgeschlagen hatte (diese Redaktion berichtete), es bedeutet, dass es hierfür ebenso keine landeskirchlichen Zuschüsse mehr für größere Bau- und Sanierungsmaßnahmen gibt wie auch für Gemeindehäuser in Neckarhausen, Ladenburg, Dossenheim und Schriesheim.
Pfarrer Bernd Kreissig zeigt sich zwiegespalten: Als geschäftsführender Pfarrer in Neckarhausen ist er ebenso wie seine dort tätige Kollegin Annemarie Kaschub einerseits „unendlich erleichtert“, dass die dortige Lutherkirche von 1934 einen grünen Punkt erhalten habe. Andererseits ist er als Pfarrer der Gemeinde Edingen auch „traurig“. Kann er doch die Entscheidung des Bezirkskirchenrats „nicht nachvollziehen“. In beiden Ortsteilen habe man auf je einen grünen Punkt für die Kirchen und rot für die Gemeindehäuser gehofft.
Edinger Kirche soll nicht aufgegeben werden
Kreissig moniert, dass Aspekte wie der ortsbildprägende Charakter der Edinger Kirche von 1793 und ihr Denkmalschutz ebenso keine Argumente für ihren Erhalt gewesen seien wie der große Nutzwert durch die Erweiterung der Kirche um ein Gemeindehaus zum Ensemble. Dennoch sei der Beschluss umzusetzen. Die Edinger Gemeinde habe das schon im vorangegangenen Liegenschaftsprozess der Landeskirche „vorbildlich“ getan und ihren „Gebäudebestand drastisch reduziert“. Immerhin komme der Gemeinde zu Gute, so Kreissig, dass sie „sorgsam und erfolgreich gewirtschaftet“ habe.
So stünden Rücklagen zur Verfügung, obwohl man mit dem neuen Gemeindehaus, das „grün“ bewertet wurde, in eine Phase der Baukostensteigerungen gerutscht sei und das Gebäude zu zwei Dritteln selbst finanziert habe. Die normalen Unterhaltskosten für die Kirche, die jede Gemeinde sowieso selbst zu tragen habe, liege in Edingen bei einem Betrag im unteren fünfstelligen Bereich, wobei darin größere Aufgaben nicht enthalten seien.
Die evangelische Lutherkirche in Neckarhausen wurde 1934 eingeweiht. Sie hat einen grünen Punkt erhalten.
Die Kirche aufzugeben, sei „derzeit nicht in Sicht“, schreibt Kreissig. Der Edinger Pfarrer betont: „Wir werden Weihnachten in gleicher Weise in der Kirche feiern wie zuvor und möglicherweise auch in den kommenden Jahren, denn es gibt keinen festen Zeitpunkt, zu dem wir diese Kirche schließen müssten.“ Auch für weltliche Zwecke wie Diavorträge, Filmabende und Konzerte werde sie bereits genutzt. „Die Edinger Kirche ist für die Kommune ein wirklich wichtiger Ort, und deshalb müssen wir gemeinsam überlegen, wie man dafür Perspektiven schaffen kann“, so Kreissig. Das „grüne“ Gemeindehaus werde zunächst weiter in seiner Funktion als Ergänzung der Kirche genutzt. Als Beispiel für die von der Landeskirche geforderte Zusammenarbeit nennt Kreissig den gemeinsamen Posaunenchor für beide Ortsteile. Diese Vorgabe lasse sich jedoch nicht auf Edingen und Neckarhausen beschränken, sondern beziehe alle fünf Gemeinden im Kooperationsraum Neckar ein.
So ist der Stand in Heddesheim, Ilvesheim und Ladenburg
Den aktuellen Stand in Heddesheim, Ilvesheim und Ladenburg teilt Ladenburgs Pfarrer David Reichert als Sprecher des Kooperationsraums Neckar auf Anfrage mit. Für die in der Gebäudeampel gelb markierte Kirche in Heddesheim werde weiterhin eine Baubeihilfe gewährt. Allerdings müsse dort wie anderswo bald entschieden werden, ob und wie „gelbe“ Gebäude weiter bezuschusst werden. Das heißt: „Gelb wird in naher Zukunft Grün oder Rot.“ Die Kirchen in Ilvesheim und Ladenburg seien „hellgrün“, so Reichert, weil hier die Baupflicht bei der Stiftung Schönau liege. Das bedeutet: Sie werden bei der „Gebäudeampel“ nicht mit berücksichtig, sondern sind „für die Zukunft gesetzt“.
Reichert bekräftigt, dass „rote“ Gebäude weder geschlossen noch entwidmet oder verkauft werden müssen. Es bedeute jedoch, dass auch größere Reparaturen künftig selbst zu finanzieren wären, was aufgrund von Bausubstanz und Arbeitsumfang „sehr schwer“ sei. Für die „roten“ Gemeindehäuser in Neckarhausen und Ladenburg gebe es Pläne, diese zu veräußern. „In Ladenburg haben wir mit der Stiftung Schönau einen Partner gefunden, der das Grundstück in der Realschulstraße kaufen und weiterentwickeln wird“, schreibt Reichert.
Bei all dem setzt der Strategieprozess „Ekiba 32“ der Landeskirche eine enge Kooperation zwischen den Gemeinden im jeweiligen Kooperationsraum voraus. Die Hauptamtlichen haben deshalb bereits eine Dienstgruppe gebildet. „Darin organisieren wir zukünftig die Versorgung unserer Gemeinden“, erklärt Reichert. Genaue Pläne, wie alle Hauptamtlichen mit einem Teil ihres Dienstes im Kooperationsraum tätig sind, sollen im Januar 2025 erstellt werden.
Als Beispiel intensiver Zusammenarbeit gilt bereits die „Sommerkirche“ im August, bei der am Sonntagmorgen nur an zwei Orten der Region Gottesdienste angeboten wurden. Fürs kommende Jahr ist monatlich ein zentraler Regionalgottesdienst an einem Ort geplant, der von zwei Hauptamtlichen der Region geleitet wird. Zudem gibt es Kooperationen im Bereich der Kinder- und Konfirmandenarbeit. Für Januar ist ein gemeinsamer Abend der Kirchengemeinderäte geplant, bei dem weitere Kooperationsmöglichkeiten ausgelotet werden sollen.
Zuversicht in Gemeinden trotz gelbem Punkt
Ab 1. Januar wird der Kooperationsraum Altenbach, Dossenheim und Schriesheim um die Orte Wilhelmsfeld, Schönau, Altneudorf, Heiligkreuzsteinach und Heddesbach erweitert. „Vertreter dieser Region entwickeln im neuen Jahr Ideen, wie sie zusammenarbeiten wollen“, schreibt Pfarrer Udo Zansinger, der Kieren Jäschke während dessen Sabbatjahres vertritt. In Altenbach haben sowohl die Johanneskirche als auch das benachbarte Gemeindehaus eine gelbe Ampel. „Der Strategieprozess läuft bis 2032 und wir bleiben zuversichtlich“, sagt Jan Lauterbach als Vorsitzender des Kirchengemeinderats. Seine Gemeinde erwirtschafte ein positives Jahresergebnis und könne Einsparungen wohl durch Aktivitäten ausgleichen. Dazu diene ein Förderverein.
Pfarrerin Tanja Schmidt (Leutershausen) erinnert daran, dass im Ortsteil „aufgrund der kirchlichen Entwicklung doch kein neues Gemeindehaus gebaut werden“ konnte. „Wir stehen hinter diesem Beschluss, da das dafür bewilligte Geld jetzt für die Renovierung der Kirche verwendet wird“, so die Pfarrerin. Die Leutershausener Gemeinde hätte sich den Unterhalt zweier Gebäude nicht mehr leisten können und setze die Priorität nun auf die Kirche, die aber einen gelben Punkt bekommen habe. Für die anstehende Innenrenovierung bekomme die Kirchengemeinde noch einen Zuschuss von 50 Prozent seitens der Landeskirche. Damit werde die „Kirche so in Schuss gebracht, dass erstmal für lange Zeit keine großen Maßnahmen anstehen“. Eng arbeite man mit der Kirchengemeinde Großsachsen zusammen, deren Gemeindehaus Leutershausen mitbenutze. Schmidt betont: „Wir werden immer enger mit den Kirchengemeinden des sogenannten Kooperationsraums zusammen arbeiten und sind außerdem dankbar für die Gastfreundschaft der katholischen Kirchengemeinde Leutershausen.“
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