Neckar-Bergstraße. Die Einsparpläne der Evangelischen Kirche Baden (Ekiba) stellen Gemeinden in der Region vor Herausforderungen. Der Kirchenbezirk Neckar-Bergstraße hat kürzlich in Weinheim eine „Gebäudeampel“ vorgestellt, die die mögliche Zukunft von Kirchen und Gemeindehäusern anzeigen soll (diese Redaktion berichtete). „Rot“ bedeutet, dass es keine landeskirchlichen Zuschüsse mehr für Bau- und Sanierungsmaßnahmen gibt. Gelb sind Gebäude gekennzeichnet, deren Perspektive noch ungeklärt ist. Grün markierte Gebäude bleiben wohl sicher erhalten. Wir haben uns in der Region umgehört. Die Reaktionen reichen von A wie Abwarten bis Z wie Zuversicht.
Edingen
Für Pfarrer Bernd Kreissig ist die Entscheidungssituation offen: „In Edingen könnte die Kirche einen roten Punkt kriegen, oder auch nicht“, antwortet er auf unsere Anfrage. Vizedekan Stefan Royar habe in Weinheim lediglich einen „Vorschlagsstand“ berichtet, der bleiben könne, aber auch nicht. Das Gemeindehaus ist grün markiert. Deshalb seien in Edingen derzeit keine diesbezüglichen Maßnahmen oder deren öffentliche Vorstellung geplant. „Das werde ich erst tun, wenn uns endgültig bekannt wird, auf welche Situation wir uns einstellen müssen, und das wird nach meinem Kenntnisstand nicht mehr in diesem Jahr sein“, so Kreissig.
Neckarhausen
Im benachbarten Ortsteil geht Pfarrerin Antje Pollack ebenso davon aus, dass eine abschließende Entscheidung erst in den kommenden Wochen fallen wird. „Für weiterführende Aussagen über konkrete Änderungen ist es noch zu früh“, findet sie. Die Gebäudeampel zeigt Rot fürs Gemeindehaus und Grün für die Kirche in Neckarhausen, was eine engere Zusammenarbeit mit Edingen nahelegen würde, wo die Ampel genau umgekehrt geschaltet ist.
Großsachsen
„Kirche und Gemeindehaus sollen durch die Landeskirche langfristig getragen werden“, erklärt Jens Otte als Vorsitzender der evangelischen Kirchengemeinde im Hirschberger Ortsteil. Übers Pfarrhaus werde im Rahmen des Strategieprozesses erst später entschieden. Wie Otte ausführt, laufen derzeit Gespräche zwischen den Gemeinden in der näheren Umgebung. Ein Punkt unter vielen sei dabei auch eine mögliche gemeinsame Nutzung des Gemeindehauses in der Breitgasse. Dieses werde bereits heute von den Kirchengemeinde Hohensachsen und zunehmend auch Leutershausen mitgenutzt. „Wir freuen uns darauf, den Weg einer verstärken Zusammenarbeit weiter zu gehen“, teilt Otte mit.
Leutershausen
Die Kirche in diesem Hirschberger Ortsteil ist gelb markiert, ihre Mitfinanzierung also noch offen. Darüber ist der Kirchengemeinderat laut Pfarrerin Tanja Schmidt „nicht glücklich“. Man werde sich an den Bezirkskirchenrat wenden. Näheres sei in einer Gemeindeversammlung zu erfahren. Das geplante Gemeindehaus wird aus Kostengründen auf Beschluss des Kirchengemeinderats nicht gebaut.
Heddesheim
Zwar kommt es voraussichtlich schon im kommenden Jahr zu Veränderungen in der Nutzung des Heddesheimer Kirchengebäudes, doch hat die dort geplante Umstellung von der Gasheizung auf eine sogenannte körpernahe Umfeldtemperierung (KNUT) als Verursacherin nicht direkt mit dem Strategieprozess der Landeskirche zu tun. Gleichwohl geht es beim Ekiba-Pilotprojekt in zehn KNUT-Gemeinden um Klimaschutz und Einsparungen von Kosten. Pfarrer Dierk Rafflewski bedauert deshalb, dass das Gemeindehaus trotz hervorragender Bau- und Nutzungsqualität auf Gelb gesetzt worden sei. Wegen der damit drohenden Kürzung sei man in Heddesheim „dankbar, dass wir es geschafft haben, noch vor Beginn des Strategieprozesses das neue Gemeindehaus zu bauen und die Dachsanierung unserer Kirche durchzuführen“. Deshalb hoffe man auch, das Gemeindehaus notfalls mit eigenen Mitteln halten zu können. Der Kirche gibt die Gebäudeampel grünes Licht.
Ilvesheim
„Unsere Kirche ist durch Baupflicht und Mitfinanzierung der Stiftung Schönau gesichert, aber das Gemeindehaus wurde mit gelb markiert“, schreibt Pfarrerin Anna Paola Bier. Dies stelle eine „besondere Herausforderung“ dar. Der Grund: Kirche und Gemeindehaus waren vom 2015 in Mannheim gestorbenen Architekten Helmut Striffler als ein zusammenhängendes Ensemble geplant und mit dem Kirchturm als verbindendes Element 1965 gebaut worden. Das Ensemble ist denkmalgeschützt und darf baulich nicht verändert werden. „Sollte die Gemeinde das Gemeindehaus nicht mehr halten können, würde sie auch ihre Kirche verlieren.“ Glücklicherweise hätten jedoch Ehrenamtliche, denen das Gemeindehaus wichtig sei, einen Förderverein gegründet, um die Kirchengemeinde zu unterstützen. Deshalb schaut Bier „recht zuversichtlich in die Zukunft, da die Gebäude gut in Schuss und in naher Zukunft keine großen Sanierungsmaßnahmen zu erwarten sind.“
Ladenburg
Das Gemeindehaus in der Realschulstraße hat erwartungsgemäß einen roten Punkt erhalten. Es ist aufgrund seiner Größe und seines baulichen Zustands und der damit verbundenen notwendigen Investitionskosten wirtschaftlich nicht mehr tragbar. Aus diesem Grund befindet sich der Kirchengemeinderat nach Auskunft von Pfarrer David Reichert in einem Planungsprozess, wie und wo die Kirchengemeinde stattdessen Räume für ihre Angebote schaffen kann. Hierzu werde in der Gemeindeversammlung am Mittwoch, 11. Oktober, um 19.30 Uhr in der Stadtkirche näher informiert. Da der Bestand für Kirche und Pfarrhaus als gesichert gilt, weil die Baupflicht für beide Gebäude zu 100 Prozent bei der Stiftung Schönau liegt, dürfte laut Vizedekan Royar dort eine Lösung zu suchen sein.
Schriesheim
Als Vorsitzender sieht Thomas Rufer seinen Kirchengemeinderat in Schriesheim durch den Strategieprozess zwar vor „neue Herausforderungen“ gestellt, betont aber zugleich: „Wir werden mit dem Ergebnis leben können.“ Es zeichne sich ab, dass der Bestand von Kirche und Gemeindehaus Kirchstraße langfristig gesichert sei. Dagegen bekomme das „alte Gemeindehaus“, wo sich das beliebte Begegnungszentrum „mittendrin“ befindet, wohl nur eine gelbe Ampel. Da es von der Bevölkerung angenommen und wertgeschätzt werde, ist Rufer „sehr zuversichtlich“, es aus eigener Kraft erhalten zu können. Das Gemeindehaus Kurpfalzstraße der ehemaligen Westpfarrei sei mittelfristig wohl aufzugeben, was „bedauerlich, aber verkraftbar“ sei. Personell sollen bis 2032 zwei Pfarrstellen erhalten bleiben, doch werden die Pfarrer noch intensiver im Kooperationsraum mit Altenbach und Dossenheim zusammenarbeiten müssen. Die Diakoninnenstelle werde bereits vorher mit der in Dossenheim zusammengelegt. Rufer zeigt sich aufgrund vieler Ehrenamtlicher und des über den Förderverein „Die Rebe“ zusätzlich eingestellten Personals „zuversichtlich, dass wir trotz fortschreitender Sparzwänge weiter eine attraktive Gemeinde bleiben“.
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