Infrastruktur

Hochdruck sorgt für sauberes Wasser in Edingen-Neckarhausen

Seit die Chemikalie TFA im Jahr 2017 zum ersten Mal ins Trinkwasser der Neckargruppe gelangt ist, arbeitet der Wasserversorger mit Hochdruck an einer Notleitung. Jetzt kann das Wasser aus Mannheim bei Bedarf eingespeist werden

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Edingen-Neckarhausen. In Notfällen kann die Bevölkerung von Edingen-Neckarhausen ab sofort auch aus Mannheim mit Trinkwasser versorgt werden. Die dafür notwendige Druckerhöhungsanlage in der Platanenstraße in Neu-Edingen ist in Betrieb und läuft reibungslos. Davon konnten sich in dieser Woche auch die Mitglieder der Verbandsversammlung der Neckargruppe bei einem Ortstermin überzeugen.

Von außen wirkt das kastenförmige Gebäude in einer Grünanlage klein und unscheinbar, doch das Innere hat es in sich. Hinter einer schwergesicherten Tür aus Metall befinden sich fünf große Pumpen, mehrere Schaltkästen und ein Gewirr aus Rohren. Der Fußboden ist gefliest, wirkt hygienisch sauber. Kein Wunder, denn hier geht es um ein kostbares Lebensmittel.

Belastung mit Chemikalie TFA war Auslöser für den Bau

In einer Ecke des Raums führt eine Treppe aus Edelstahl in den unter der Erde liegenden Teil der Anlage. Hier kommt in mächtigen Rohren das Wasser aus dem Mannheimer Netz der MVV, um bei Bedarf in das Netz der Neckargruppe eingespeist zu werden. Weil der Druck dort höher ist als in Mannheim, muss er hier entsprechend erhöht werden, sonst würde das Wasser zurückgepresst.

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Gebaut wurde die Anlage nach der Belastung des Trinkwassers der Neckargruppe mit der Chemikalie TFA, die aus dem Neckar in das Grundwasser und damit in die Brunnen gelangt war. Zwar hat die Konzentration von TFA inzwischen wieder deutlich nachgelassen, aber man will für alle Fälle gerüstet sein. Würden also im Netz der Neckargruppe erneut gesundheitlich bedenkliche Werte festgestellt, könnte man quasi auf Knopfdruck das einwandfreie Wasser einspeisen.

Anfang 2023 schwebten die tonnenschweren Bauteile ein

Es war im Februar 2023 eine der ersten Baustellen, die der damals neugewählte Bürgermeister Florian König besuchte. Eine spektakuläre Aktion, bei der zunächst das 45 Tonnen schwere Erdgeschoss auf den Keller aufgesetzt wurde, der eine Woche zuvor bei Minusgrade im Untergrund versenkt worden war. Eine Bauweise, die eine aufwendige Absicherungen der Baugrube entbehrlich machten. Das wäre an dieser Stelle auch gar nicht ohne weiteres möglich gewesen. „Da gab es eine Riesenkabeltrasse der Telekom“, erinnert sich Projektleiter Stephan Klingmann von MVV Netze. Schließlich erhielt das Bauwerk in jener Februarnacht noch seinen zwölf Tonnen schweren Deckel, ein Flachdach, das begrünt wird.

Bis zu 250 Kubikmeter pro Wasser können durch die Anlage eingespeist werden. Wenn in Kürze noch eine weitere Zuleitung aus Friedrichsfeld angeschlossen ist, sind es sogar mehr als 400 Kubikmeter. Das würde dann reichen, um im Notfall komplett die Versorgung von ganz Edingen-Neckarhausen zu übernehmen. Auch wenn die Notversorgung nicht gebraucht wird, fließen täglich 96 Kubikmeter Wasser durch die Anlage ins Netz, um deren Betrieb kontinuierlich zu gewährleisten und einen Ausfall zu verhindern.

Kostenrahmen von 1,4 Millionen Euro konnte eingehalten werden

Laut Klingmann wurde das Projekt bereits Anfang 2020 gestartet und dann Mitte 2024 offiziell beendet, rund ein Jahr später als zunächst geplant. Die nicht vorhersehbare weltpolitische Lage und Rohstoffengpässe hätten Verzögerungen zur Folge gehabt. „Wir haben zum Teil harte Auseinandersetzungen mit Lieferanten geführt“, sagte Klingmann, um ihnen zu belegen, dass man zur kritischen Infrastruktur zähle. Trotz allem sei es gelungen, den Kostenrahmen von 1,4 Millionen Euro weitgehend einzuhalten. „Es ist unglaublich beachtlich, dass der Preis gehalten werden konnte“, lobte Bürgermeister König den Projektleiter und sagte: „Ich möchte nicht wissen, was das heute kosten würde.“

Fast 1,7 Millionen Kubikmeter Wasser werden jährlich gefördert

Ungeachtet der jetzt geschaffenen Notversorgung fördert die Neckargruppe weiter ihr eigenes Trinkwasser. Im Jahr 2025 nimmt die Gemeinde Edingen-Neckarhausen 870.000 Kubikmeter ab, die Stadtwerke Heidelberg 820.000 Kubikmeter. Dafür sind Erlöse von rund 860 000 Euro eingeplant. Abzüglich aller Ausgaben schließt das Wirtschaftsjahr damit laut Plan ohne Gewinn oder Verlust ab.

Die Neckargruppe investiert weiter in die Sanierung der Wasserversorgungsschächte. Seit 2005 wurden rund 610.000 Euro dafür ausgegeben, im kommenden Jahr sind weitere 110.000 Euro geplant. Dann sind Schächte in der Eichendorffstraße und in der Eisenbahnstraße im Ortsteil Neckarhausen an der Reihe.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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