Edingen-Neckarhausen

Neckargruppe investiert 1,4 Millionen in Edingen-Neckarhausen

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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In der Platanenstraße in Neu-Edingen werden neue Rohre aus Kunststoff verlegt. Sie bringen im Notfall Trinkwasser aus Mannheim. © Hans-Jürgen Emmerich

Ein 100 Meter langer und rund zwei Meter breiter Graben durchzieht die Platanenstraße in Neu-Edingen. Auf dem Boden der Baugrube liegen zwei Stränge blauer Rohre. Der eine hat rund 100 Millimeter Durchmesser, der andere das Dreifache. Die Anwohner wissen es, die Fachleute erkennen es an der Farbe: Durch die blauen Rohre soll bald Trinkwasser fließen.

„Es ist das kostbarste Lebensmittel, das wir haben“, erklärt Maximilian Hardt, der zuständige Bauleiter von Diringer & Scheidel bei einem Besuch der Baustelle. Entsprechend sorgfältig muss es hier zugehen. Die Rohre, die zum Einbau bereitliegen, sind an beiden Enden mit einem roten Deckel verschlossen, damit keine Fremdstoffe von außen eindringen können. Erst kurz vor dem Zusammenstecken zweier Rohre wird dieser Deckel entfernt. So entsteht Stück für Stück eine neue Wasserleitung. Die dünnere der beiden dient der Versorgung der acht Häuser in der Platanenstraße, die dicke stellt eine Verbindung zwischen der nebenan geplanten Druckerhöhungsanlage und dem Netz der Neckargruppe her.

Diese Anlage, deren Bau in Kürze beginnt, ist das Herzstück des rund 1,4 Millionen Euro teuren Projekts. Sie entsteht auf einem Eckgrundstück zwischen Platanenstraße und Saarburger Ring (Kreisstraße), also ziemlich genau dort, wo derzeit der grüne Bauwagen von Diringer & Scheidel steht. Das rund sechs auf vier Meter große Gebäude geht vor allem in die Tiefe, denn die Wasserleitungen liegen zwischen einem und eineinhalb Metern unter der Erde. Das Haus für die Technik erhält nach Angaben von Projektleiter Stephan Klingmann von MVV Netze eine Holzverschalung als Fassade und ein begrüntes Flachdach.

Vorsorge für Notfälle

Das Trinkwasser aus Mannheim kommt über die Leitung in der Trautenfeldstraße in Friedrichsfeld in die jetzt entstehende Anlage und kann von hier bei Bedarf ins Ortsnetz von Edingen-Neckarhausen eingespeist werden. Was momentan nur als Notfalllösung geplant ist, wäre bei Bedarf auch dauerhaft nutzbar, wie Klingmann Ende vergangenen Jahres in der Verbandsversammlung der Neckargruppe erklärte.

Aber warum braucht man überhaupt so eine Druckerhöhungsanlage? Die Antwort ist vergleichsweise simpel. Weil der Druck im Netz der MVV niedriger ist als derjenige in Edingen-Neckarhausen, wäre es ohne die Anlage nicht möglich, Wasser ins andere Netz einzuspeisen.

Doch zurück zu den Wasserrohren. Wenn sie in ihrem Bett aus feinem Sand liegen, erhalten sie an den Verbindungsstellen Muffen, die wie die Rohre selbst aus Kunststoff bestehen. Im Innern dieser Muffen verlaufen dünne Kupferdrähte. Außen gibt es einen elektronisch lesbaren Code, der fürs Schweißen benötigt wird. Hier sind genaue Angaben über die Dauer und die äußeren Bedingungen hinterlegt. Der Rohrhandwerker schließt sein Gerät an und schickt Strom auf die Drähte. Rund 15 Minuten dauert dieser Vorgang bei einem der großen Rohre, danach muss das Ganze 75 Minuten abkühlen. Dann ist das Rohr bereit, Wasser aufzunehmen.

Ganz so schnell geht es jedoch nicht. Zuerst muss der gesamte Abschnitt fertig sein. Danach zählt Hygiene. Nach genau vorgeschriebenen Regeln wird die Leitung auf Dichtigkeit geprüft und im Innern mit Wasserstoffperoxid von möglichen Keimen befreit. Erst nach einer Beprobung im Labor darf Trinkwasser durch die Rohre ins Netz und zum Verbraucher gelangen. Für die Bewohner der zwölf Häuser in der Platanenstraße wird das schon bald der Fall sein. Die Notfallversorgung dauert dagegen noch rund ein Jahr. Erst im Frühjahr 2023, so sieht der Zeitplan aus, kann die Druckerhöhungsanlage samt Verbindung zum Ortsnetz in Betrieb gehen.

E-Ladesäulen geplant

Außer dem kleinen Bau mit Flachdach wird man später nichts mehr sehen von der Baustelle. Auch der Fußweg zwischen den Platanen bleibt erhalten. Ändern wird sich allerdings die Parksituation für die Anwohner, und zwar zum Vorteil, wie Holger Schlüter vom Bau- und Umweltamt der Gemeinde verspricht. Denn entlang der Fahrbahn entstehen 18 Stellplätze. Zwei weitere bleiben der Elektromobilität vorbehalten. Hier soll ein kommunaler E-Ladepunkt entstehen. Nach dem Schloss in Neckarhausen und dem Sport- und Freizeitzentrum in Edingen wäre dass dann der dritte, den die Gemeinde betreibt.

Das Projekt

Die Neckargruppe versorgt vor allem Edingen-Neckarhausen mit Trinkwasser.

Ein Anschluss an das Mannheimer Netz soll im Notfall die Versorgung sicherstellen.

Weil der Druck in Mannheim niedriger ist, muss er vor der Einspeisung erhöht werden. Dazu dient die neue Anlage.

Die Gemeinde nutzt die Gelegenheit, um alte Hausanschlüsse in der Platanenstraße in Neu-Edingen zu erneuern. hje

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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