Amtsgericht Heidelberg

Gaststätte "Bei Kosta" in Edingen zerstört - Prozess wegen Brandstiftung

Ein Feuer zerstörte die Gaststätte "Bei Kosta" in Edingen. Verantwortlich soll ein Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr sein. Derweil stellt sich für den Verein die Frage: Ist eine neue Gaststätte realisierbar?

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Julian Eistetter
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Teile des Gaststättengebäudes stehen noch. Über einen Neubau will der Verein noch dieses Jahr entscheiden. © Marcus Schwetasch

Edingen-Neckarhausen. Im Mai hat ein großes Feuer die Gaststätte „Bei Kosta“ auf dem Vereinsgelände der DJK/Fortuna Edingen-Neckarhausen zerstört. Rund fünf Monate nach dem Vorfall ist noch völlig offen, ob der Club einen Neubau stemmen wird oder nicht. „Es ist noch nichts entschieden“, sagt der Vereinsvorsitzende Joachim Schwörer im Gespräch mit dieser Redaktion. Somit ist also auch die Zukunft des Pächterpaares Kosta und Spyridoula Katseli noch ungeklärt.

Unterdessen steht am kommenden Dienstag, 17. Oktober, der Mann vor dem Heidelberger Amtsgericht, der die Gaststätte angezündet haben soll.

Der damals 36-Jährige wurde am Abend des 10. Mai noch am Tatort durch die Polizei festgenommen. Es soll sich um ein Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr im Raum Berlin handeln, der wegen der Arbeit in der Region war. Der Mann ist nach Angaben einer Gerichtssprecherin wegen Brandstiftung in Tateinheit mit fahrlässiger Brandstiftung und Sachbeschädigung angeklagt. Für die Verhandlung vor dem Schöffengericht, die um 8.30 Uhr beginnen soll, ist zunächst ein Tag angesetzt. „Es sind drei Zeugen und ein psychiatrischer Sachverständiger geladen“, so die Sprecherin.

Mitglieder entscheiden über neue Gaststätte

Der Verein DJK/Fortuna Edingen-Neckarhausen tritt bei dem Verfahren nicht als Nebenkläger auf, wie Schwörer - selbst Inhaber einer Anwaltskanzlei in Mannheim - sagt. „Wahrscheinlich gibt es von ihm eh nichts zu holen. Und wenn doch, dann können wir das anschließend noch auf dem zivilrechtlichen Weg tun“, erläutert er. Er werde sich die Akten im Nachgang zuschicken lassen. „Dann können wir uns immer noch weitere Schritte überlegen.“

Zunächst gilt es aber, als Verein zu entscheiden, ob eine neue Gaststätte errichtet werden soll oder nicht. „Das können wir nicht einfach als Vorstand beschließen, dazu brauchen wir ein Votum bei der Mitgliederversammlung“, sagt Schwörer. Diese soll Mitte November stattfinden.

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Hauptfrage wird dann sein, ob ein Neubau für den Verein finanziell stemmbar ist. Denn noch ist nicht klar, wie viel Geld der Club von der Versicherung zurückbekommen wird. Selbst die finale Schadenshöhe steht laut Schwörer noch nicht fest. Aktuell geht der Vorsitzende aber von einer Finanzierungslücke aus. Denn es sei ein Architekt mit einer Kostenaufstellung für einen Neubau beauftragt worden. Die kalkulierte Investition liegt über dem vorläufigen Angebot, das die Versicherung für das Gebäude gemacht hat. Zu genauen Summen macht Schwörer derzeit noch keine Angaben.

Das wollen die bisherigen Pächter

Grundsätzlich aber bestehe seitens des Vereins durchaus das Interesse, wieder eine Gastronomie an der Stelle des abgebrannten Lokals zu eröffnen. „Für die Fortuna war die Gaststätte insbesondere vor der Vereinsfusion ein Fixpunkt“, sagt Schwörer. Auch Vereinsdokumente seien in den Räumlichkeiten aufbewahrt worden.

Wenn es nach den Vereinsmitgliedern geht, dann wäre ein Neuanfang mit den gleichen Pächtern wünschenswert. „Und auch die Pächter selbst haben noch Interesse an dem Standort“, sagt der Vorsitzende. Allerdings habe das Betreiberpaar einen Zeithorizont genannt, bis zu dem es noch im Boot wäre. „Sie wollen definitiv nicht noch ein Jahr warten“, sagt Schwörer. Auch das hänge mit Versicherungsfragen zusammen, erläutert er.

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Ob dieser Zeithorizont für den Verein realisierbar ist, wird sich zeigen. „Wenn wir Mitte November eine Entscheidung haben, ist eine Gaststätte natürlich auch nicht innerhalb weniger Wochen hingezimmert“, so der Vorsitzende. Zumal bei den groben Plänen des Architekten Holz als Baustoff nicht mehr eine so große Rolle spielt wie beim abgebrannten Gebäude. In den Abwägungsprozess mit einfließen müsse auch die Tatsache, dass es noch das DJK-Vereinsheim mit Lokal gibt, in dem sich aktuell „alles abspielt“, wie Schwörer berichtet.

Der Brand am 10. Mai: Knifflige Löscharbeiten

Der Brand hatte im Mai in Edingen und darüber hinaus für Aufsehen gesorgt. Am Abend des 10. Mai war nach den Erkenntnissen der Polizei ein Schuppen neben der Gaststätte „Bei Kosta“ in Brand gesetzt worden. Das Feuer griff schnell auf die Holzfassade des Lokals über. Die Löscharbeiten gestalteten sich für die Feuerwehr sehr knifflig.

Denn hinter der Holzverschalung der Fassade loderten an vielen Stellen die Innenverschalung und das Dämmmaterial - auch als die offensichtlichen Flammen schon längst gelöscht waren. Mit einem Bagger eines Landwirts wurden noch in der Nacht weite Teile der Fassade eingerissen, um die Glutnester löschen zu können. Für Kommandant Stephan Zimmer stand damals sofort fest, dass das gesamte Gebäude abgerissen werden muss. Auch Bürgermeister Florian König war am Brandabend vor Ort. Er hielt auch anschließend noch den Kontakt zum Pächterpaar.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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