Edingen. Stephan Zimmer und seine Leute hatten eine kurze Nacht. Um 21.57 Uhr geht am Mittwochabend der Alarm bei der Freiwilligen Feuerwehr Edingen-Neckarhausen ein. Zunächst wird nur ein brennender Schuppen beim Verein DJK/Fortuna Edingen-Neckarhausen in der Hauptstraße gemeldet. „Als wir angefahren sind, haben wir aber schon von weitem den Feuerschein gesehen und direkt Verstärkung angefordert“, berichtet der Kommandant am Morgen danach. Denn nicht nur der Schuppen steht im Vollbrand, das Feuer hat auch schon auf das benachbarte Vereinsheim mit der Gaststätte „Bei Kosta“ übergegriffen. In der Nacht zum Donnerstag zerstören die Flammen eine Existenz. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.
Noch in der Nacht wurde am Tatort ein Verdächtiger festgenommen. Am Donnerstag ist der 36-Jährige nach Angaben einer Sprecherin des Polizeipräsidiums Mannheim einem Haftrichter vorgeführt und auf Antrag der Staatsanwaltschaft Heidelberg in ein Gefängnis gebracht worden. Der Vorwurf lautet auf schwere Brandstiftung. Die Hintergründe und Motive sind noch unklar. Die weiteren Ermittlungen überehmen die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizeidirektion Heidelberg.
Gaststätte aus Holz gebaut
Die Ausbreitung des Feuers wird dadurch begünstigt, dass das Gebäude in Holzbauweise errichtet ist. „Nach 20 bis 30 Minuten hatten wir die Ausbreitung zwar aufgehalten, aber dann wurde es richtig knifflig“, berichtet Zimmer. Denn hinter der Holzverschalung loderten an vielen Stellen die Innenverschalung und das Dämmmaterial. „In den Zwischenräumen hat es überall geglimmt“, so der Kommandant. Über einen Landwirt wurde kurzerhand ein Bagger organisiert. „Da dieser nachts eigentlich nicht fahren darf, wurde er von der Polizei mit Blaulicht zum Einsatzort eskortiert“, berichtet Zimmer.
Vor Ort wurden mit dem Bagger Wände und Dachteile abgerissen, um die dahinter liegenden Glutnester löschen zu können - offenbar mit Erfolg. „Bislang haben wir keine Meldung mehr bekommen, es musste heute also nicht mehr nachgelöscht werden“, sagt der Kommandant, der eigenen Angaben nach um etwa 2.30 Uhr ins Bett gefallen ist. Acht Fahrzeuge und 42 Kräfte waren im Einsatz.
Von Schuppen nur noch Asche übrig
Von dem Schuppen, in dem Abfall, Stühle und anderes Material vom Restaurant gelagert wurden, ist am Donnerstag nur noch ein Aschehaufen übrig. „Der Schuppen war mehr oder weniger ein Ersatz für den nicht existenten Keller“, erläutert Zimmer. Was jedoch viel schwerwiegender ist: „Auch das Restaurant ist ein Totalschaden“, betont der Kommandant. Weite Teile der Fassade seien verkohlt, Rauch und Löschwasser hätten auch den Innenbereich sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Polizei schätzt den Schaden in einer Mitteilung auf rund 200 000 Euro. „Das ist realistisch, wird aber eher noch nach oben gehen als nach unten“, glaubt Zimmer.
Für ihn ist klar, dass das gesamte Gebäude abgerissen werden muss. Vorerst ist die Brandruine aber durch die Polizei beschlagnahmt. Nach deren Untersuchungen wird auch ein Versicherungsgutachter den Schaden noch in Augenschein nehmen, ehe die weiteren Schritte eingeleitet werden können. Für einen Abriss ist dann eine Baugenehmigung erforderlich, ebenso wie für einen möglichen Neubau.
Verein schockiert und betroffen
Zwischen 21 und 22 Uhr sei der Küche das Feuer gemeldet worden, berichtet Udo Döbele, stellvertretender Vorsitzender des Vereins, im Gespräch mit dieser Redaktion. „Dort wurde gerade sauber gemacht.“ Etwa 20 Minuten zuvor hatte Spyridoula Katseli, die das Restaurant mit ihrem Mann Kosta betreibt, die Polsterungen der Sitze in den Schuppen gebracht, wie Döbele berichtet. Der Pächter hätte noch versucht, den Brand mit einem Feuerlöscher zu bekämpfen. „Aber da war nichts mehr zu retten, die Flammen waren so schnell und gierig.“
Der Verein habe in der Nacht einen riesengroßen Verlust erlitten, berichtet der hörbar betroffene Döbele. Am Nachmittag soll ein Treffen des Vorstands stattfinden, in dem das weitere Vorgehen besprochen wird. „Wir müssen retten, was zu retten ist, und die Dinge in die richtige Richtung lenken“, sagt er.
Besonders leid tue ihm das Ganze für die Pächter. „Die haben das Restaurant mit Herzblut betrieben“, berichtet er. Man werde sehen, was man als Verein für das Betreiberpaar tun könne. „Wir werden sie nicht im Stich lassen.“
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