Wirtschaft und Umwelt

Edingen-Neckarhausen: Oldtimer und Burger statt Autoschrott?

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Hans-Jürgen Emmerich
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In der Berliner Straße in Neu-Edingen, heute noch Reifen, Felgen und Schrottautos lagern, könnten bald noble Oldtimer stehen. © Marcus Schwetasch

Lange Zeit war das Grundstück an der Berliner Straße von Hecken überwuchert, eine Rodung hat jetzt das ganze Drama zu Tage gefördert: Auf dem rund 8000 Quadratmeter großen Areal rosten Autos vor sich hin, stapeln sich Reifen und Felgen. Immer wieder ist dieser Schandfleck auch im Gemeinderat zur Sprache gekommen, getan hat sich jedoch nichts.

Seit einigen Wochen kommt nun erkennbar Bewegung in die Sache. Im Februar wurden Hecken und Gestrüpp gerodet, jetzt ist das ganze Ausmaß dessen klar, was sich hier über Jahre angesammelt hat. Mehr als 100 alte Autos, 2500 Reifen und 500 Felgen liegen da in der Landschaft, rotten vor sich hin. Eine tickende Zeitbombe.

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Der Mannheimer Unternehmer Heinrich Niemöller hat knapp drei Viertel des Geländes vor rund zwei Jahren bei einer Zwangsversteigerung erworben und ist seit Februar 2020 im Grundbuch als Eigentümer eingetragen. Loslegen konnte er trotzdem nicht. Zwar gehört ihm mit der Eintragung das Grundstück, nicht jedoch die Autos und der Schrott, der sich darauf befindet. Darüber darf allein der Alteigentümer verfügen.

Gegen ihn erwirkte Niemöller deshalb erst einmal einen Räumungstitel, der wiederum im März vom Landgericht Heidelberg auf Antrag des Vorbesitzers vorläufig gestoppt wurde. Wegen der hier gelagerten Reifen und Autos hatten auch die Gemeinde und das Landratsamt mehrfach interveniert, denn die unsachgemäße Lagerung gefährdet die Umwelt. Die behördlichen Bemühungen blieben allerdings ohne durchgreifenden Erfolg. „Die Fahrzeuge stehen zum Teil schon 20 Jahre da“, weiß Niemöller.

Gefahren durch Öl

Weil im Laufe der Zeit Schmierstoffe, Öle und Flüssigkeiten aus den Autos ausgetreten sein können, wird das Areal als Verdachtsfläche geführt. Bevor hier etwas gebaut werden darf, muss erst einmal der Untergrund untersucht werden, wie Bauamtsleiter Dominik Eberle von der Gemeinde Edingen-Neckarhausen auf Nachfrage erklärt. Gegen einen Neubau ist aber grundsätzlich nichts einzuwenden. Das einzige, was mit dem 2013 erneuerten Bebauungsplan schwierig werden könnte, ist großflächiger Einzelhandel. Doch daran hat Oldtimer-Liebhaber Niemöller gar kein Interesse. Seine ins Auge gefassten Projekte drehen sich vor allem um alte Autos, deren Inhaber einen sicheren Stellplatz für ihren Schatz suchen oder Service benötigen.

„Unser Hauptgeschäft sind Oldtimer“, berichtet der Unternehmer, der 1972 im Alter von 22 Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht hat. „Das war der Anfang der Bewegung“, erinnert er sich heute. In seiner Sammlung hat er unter anderem den legendären Adenauer. Dieser Mercedes Benz 300 ist nach dem ersten deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer benannt, weil dieser sich den offiziell als W 186 bezeichneten Benz als Dienstwagen ausgesucht hatte.

Für das Gelände in Neu-Edingen hat Niemöller nach eigenen Angaben einen marktüblichen Preis gezahlt, nämlich knapp eine Million Euro. „Ein Schnäppchen kann man bei einer Versteigerung heutzutage nicht mehr machen“, berichtet der Investor aus langjähriger Erfahrung. Trotzdem ist er begeistert von dem Standort. „Das liegt so gut“, erklärt er und verweist unter anderem auf das stark frequentierte Einkaufszentrum in der Nachbarschaft.

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Büros, Lager, Werkstatt und Abstellflächen für Oldtimer, all das will Niemöller hier bauen. Das Gebäude könnte 2400 Quadratmeter Grundfläche und zwölf Meter Höhe haben. Die Investitionssumme beziffert er auf bis zu 15 Millionen Euro. „Die Gemeinde begrüßt das“, betont Bürgermeister Simon Michler, der erst kürzlich mit seiner Wirtschaftsförderin Thea Patricia Arras das Areal besucht hat. „Wir unterstützen den Investor, so gut wir können“, erklärt Michler weiter. Im Privatrechtsstreit mit dem Alteigentümer kann Niemöller allerdings nur auf den Gütetermin beim Landgericht hoffen.

Schnellimbiss denkbar

Den kleineren Teil des Geländes, rund 2300 Quadratmeter, hat ein Heidelberger Unternehmen ersteigert. „Wir haben aktuell mehrere Optionen“, erklärt dessen Geschäftsführer Nikat Karaca auf Anfrage. Neben Stellplätzen für Wohnmobile zählt dazu ein Schnellimbiss. Spruchreif sei das alles aber noch nicht. Möglicherweise werde man das Objekt auch weiterverkaufen.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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