Der Streit zwischen dem FC Viktoria Neckarhausen und der Gemeinde wegen der Abrissarbeiten an der Tribüne auf dem Sportplatz in Neckarhausen ist beigelegt, die Wogen sind fürs erste geglättet. Das haben beide Seiten am Mittwoch auf Nachfrage nach einem klärenden Gespräch im Rathaus mitgeteilt.
Weil die Gemeinde die Bagger hatte rollen lassen, ohne den Verein vorab zu informieren, protestierte dieser heftig und öffentlich (der „MM“ berichtete). Bürgermeister Simon Michler habe seine Entschuldigung wiederholt, und man habe sie angenommen, erklärte Viktoria-Vorsitzender Tobias Hertel. „Wir brauchen uns ja gegenseitig“, schlug er versöhnliche Töne an. „Der Vorstand und der Bürgermeister sind sich einig, dass man nun nach vorne blicken sollte“, erklärte er weiter. Beide Seite befänden sich nun in konstruktiven Gesprächen über das weitere Vorgehen.
Kunstrasen bespielbar
Bürgermeister Michler nannte das Gespräch „sehr sachlich und konstruktiv“. Der vom Verein benötigte Weg entlang der abgerissenen Tribüne sei wiederhergestellt, die Beleuchtung folge bis Ende Mai. „Das sah schon wild aus“, räumte Michler ein. Der neue Kunstrasen im Sport- und Freizeitzentrum sei jetzt bespielbar, so dass die Gemeinde dem Verein die nötigen Trainingszeiten dort zur Verfügung stellen könne. Was der Verein alles brauche, solle in der kommenden Woche schriftlich festgelegt werden, sagte Michler. Wichtig sei, dass der Verein seinen Spielbetrieb wieder aufnehmen könne. Nach Angaben von Hertel plant der Fußballverband nach der Corona-Zwangspause den Saisonstart für September.
Auslöser für die Abrissarbeiten war der Bau des neuen Hebewerks, der spätestens Anfang Juni beginnen soll. Damit die geschützten Mauer-Eidechsen komplett in ihr neues Habitat umziehen, sollten sie von der sonnenbeschienenen Tribüne verbrämt werden. Zum Teil sei das bereits gelungen, erklärte dazu die Umweltbeauftragte der Gemeinde, Vivien Müller. Das Vorgehen werde auch vom Artenschutzgutachter Weinhold begleitet. Im Mai sei eine weitere Begehung mit ihm geplant.
Millionenprojekt Hebewerk
Das neue Abwasserhebewerk soll Anfang 2023 in Betrieb genommen werden. Nach Angaben von Ludwig Ehrly, kaufmännischer Leiter des Abwasserverbands Unterer Neckar, beläuft sich das Auftragsvolumen für den Roh- und Tiefbau des Projekts auf 2,9 Millionen Euro. Den Zuschlag erhielt ein Unternehmen aus Bretten. Die Firma stellt quasi die Hülle des Hebewerks her und sorgt für die Anschlussleitungen. Außerdem gehören die Schneckentröge zu ihrer Aufgabe. In diesen Kammern dreht sich später die Schnecke aus Metall und befördert so das Wasser von unten nach oben.
Dabei werden laut Ehrly Regen- und Schmutzwasser unterschiedlich behandelt. Wenn es stark regnet, kann ein Großteil des Wassers direkt in den Neckar geleitet werden. Andernfalls würde das weiter nördlich gelegene Klärwerk buchstäblich überlaufen. Die beiden Schmutzwasserpumpen schaffen zusammen mehr als 0,5 Kubikmeter pro Sekunde, die fürs Regenwasser kommen sogar auf 3,7 Kubikmeter.
Der jetzt geplante Neubau ersetzt zwei alte Hebewerke in der Nachbarschaft, die 1963 und 1974 entstanden waren. Die Technik sei seitdem deutlich fortgeschritten, erläutert Ehrly. Mit dem Neubau wolle man die Belastung der Anwohner in dem künftigen Wohngebiet so gering wie möglich halten.
Dazu habe es bei der Planung spezielle Messungen durch ein Institut und sogar olfaktorische Tests mit Probanden gegeben. Es wurde also getestet, wie stark man in unmittelbarer Nachbarschaft das Abwasser riecht. Wer heute am alten Hebewerk schnuppert, spürt den Geruch des Abwassers noch deutlich. So stark werde das künftig nicht mehr sein, versichert Ehrly.
Ende Mai oder spätestens Anfang Juni sollen die Bauarbeiten beginnen. Insgesamt rechnet der kaufmännische Leiter mit Kosten von 4,5 bis fünf Millionen Euro. Die Arbeiten für Maschinen- und Elektrotechnik seien ausgeschrieben und müssten noch vergeben werden. Geld für die Millioneninvestition steht in den Wirtschaftsplänen für mehrere Jahre bereit. Weil das Hebewerk ausschließlich Abwasser aus Edingen-Neckarhausen befördert, muss die Gemeinde letztlich auch die Kosten alleine tragen.
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