Edingen-Neckarhausen. In der Doppelgemeinde Edingen-Neckarhausen ist es inzwischen bewährte Praxis, im Oktober die Kriminal- und Verkehrsstatistik des vergangenen Jahres vorzustellen. Für Bürgermeister Florian König, einen ehemaligen Polizeibeamten, ist dieser Termin ein besonderer Moment, wie er eingangs der Ratssitzung im Bürgersaal gestand. Die Zahlen präsentierte Gabi Tapp, seit dem 1. März Leiterin des Polizeireviers Ladenburg und mit ihrem Team zuständig für rund 68.000 Menschen in der Umgebung. Gemeinsam mit Alexander Maier vom Polizeiposten Edingen erläuterte sie die Statistik für 2024.
„Die erfreuliche Nachricht ist, dass die Straftaten insgesamt zurückgegangen sind“, begann Tapp. Sie bezog sich auf die 557 erfassten Straftaten, wohl wissend, dass nicht alle Vergehen zur Anzeige kommen. Baden-Württemberg verzeichnete einen Rückgang der Straftaten um 1,2 Prozent, während Edingen-Neckarhausen mit einem Minus von 33 Prozent hervorsticht. Die Aufklärungsquote liegt bei über 50 Prozent (2023: 63 Prozent), variiert jedoch je nach Deliktsart. So sind die Aufklärungsquoten bei Kapitalverbrechen hoch, während sie bei Cyberkriminalität, die zunehmend an Bedeutung gewinnt, niedriger ausfallen.
Weniger Sachbeschädigungen und Rauschgiftdelikte in Edingen-Neckarhausen
Positive Entwicklungen gibt es bei Sachbeschädigungen, die um rund 26 Prozent sanken (von 97 auf 72 Fälle). Bei Rauschgiftdelikten gab es einen Rückgang um 85 Prozent, was jedoch auf die neue Rechtslage zurückzuführen sei und nicht bedeute, dass weniger konsumiert werde. Die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ging von 20 auf 10 zurück, wobei hier eine 90-prozentige Aufklärungsquote erreicht wurde.
Beim Thema Hausfriedensbruch gab es einen deutlichen Rückgang um 58,3 Prozent. Dies betrifft häufig Personen, die trotz Hausverbots erneut in Ladengeschäften erscheinen. Die Zahl der Einbrüche in Wohnungen sank von 22 auf neun Fälle. Allerdings gibt es auch Bereiche mit Zuwächsen. So stiegen die Fahrraddiebstähle von 37 auf 40 Fälle, bei computerbezogenen Delikten gab es einen Anstieg um 50 Prozent, und Trickdiebstähle nahmen um 100 Prozent zu, auch wenn es sich hier nur um zwei Fälle handelt.
Gewalt gegen Polizeibeamte ist allerdings gestiegen
Die Gewalt gegen Polizeibeamte ist ebenfalls gestiegen, wenn auch auf niedrigem Niveau, von null auf einen Fall. Tapp betonte, dass dieser Trend landesweit zu beobachten sei. Die Straßenkriminalität nahm um 5,1 Prozent ab. Eine weitere interessante Erkenntnis betrifft die Tatverdächtigenstruktur: Der Anteil der nicht-deutschen Tatverdächtigen ist um fast die Hälfte zurückgegangen, jedoch ist die Zahl der tatverdächtigen Kinder bis 14 Jahre um 266 Prozent gestiegen, von drei auf elf Fälle. Im Bereich der Verkehrsunfälle steht Edingen-Neckarhausen im Vergleich zu anderen Gemeinden gut da. Während es insgesamt eine Zunahme von 5,9 Prozent gab, sank die Zahl der Unfälle vor Ort um 2,8 Prozent.
Gemeinderat Dietrich Herold (UBL) hob hervor, dass die Kriminalstatistik für Edingen-Neckarhausen erfreulich sei. Auf seine Nachfrage sagte Tapp, dass die Wohnanlage Am Nussbaum (Mannheimer Straße) unauffälliger war als in den Vorjahren. Bei Ladendiebstählen konnte durch die Mithilfe aufmerksamer Bürger mehrere Fälle aufgeklärt werden. Von Roland Kettner (UBL) nach der Aufklärungsquote bei Diebstählen im Supermarkt Teo gefragt, erklärte Tapp, dass Videoaufnahmen entscheidend zur Aufklärung beitrügen. Alexander Maier fügte hinzu, dass die ermittelten Täter nicht aus der Gemeinde stammen. Das größte Problem bereite in diesem Jahr der Hofladen Koch mit bereits 30 registrierten Fällen, wobei es auch hier erste Ermittlungserfolge gebe, darunter ein 13-facher Täter von außerhalb.
Polizeiposten leidet unter personellen Engpässen
Stephan Kraus-Vierling (UBL) erkundigte sich nach der Handhabung bei Anzeigen. Tapp versicherte, dass jede Anzeige, die aufgenommen wird, in die Statistik einfließt, auch wenn das Verfahren eingestellt wird. Hannes Henn (CDU) thematisierte den Anstieg der Fallzahlen bei Kindern. Tapp erklärte, dass das Haus des Jugendrechts in Mannheim und Heidelberg hierbei eine Rolle spiele, um bessere Ermittlungserfolge zu erzielen. Henn regte verstärkte Präsenz an aktuellen Vandalismus-Schwerpunkten wie dem Kultur- und Sportzentrum, den Friedhöfen, dem Teo und dem Schlosspark an. Tapp betonte, dass die Bürger jederzeit Verdächtiges melden sollten. Maier erklärte, dass der Polizeiposten wegen personeller Engpässe momentan auch nicht alle gewünschten Verkehrskontrollen durchführen könne. Tapp lobte das ansonsten „leistungsstarke Team“.
Ulrich Dreckschmidt (OGL) kritisierte durch rücksichtsloses Parken unbrauchbare Gehwege in Neu-Edingen. Tapp merkte an, dass dies nicht primär in den Aufgabenbereich der Polizei falle, man jedoch die Augen nicht davor verschließe. Gerd Wolf (Die Partei) erkundigte sich nach Betrugsdelikten wie dem Enkeltrick. Tapp erklärte, dass solche Delikte häufig nicht angezeigt würden und riet dazu, bei Verdacht stets die Polizei zu informieren.
Bürgermeister König zeigte sich erfreut über die positive Entwicklung. Er lobte die gute Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Polizei und betonte die Bedeutung eines eigenen Polizeipostens für Sicherheit und Vorbeugung.
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