Mannheim. Polizeisprecherin Anna Mifka erklärt, wie Ermittlungsgruppen der Polizei arbeiten. Aktuell jagt die Ermittlungsgruppe „Groupe 68“ in Mannheim eine gewalttätige Jugendbande (Männer von 16 bis 23 Jahren), die im Stadtgebiet teils lebensgefährliche Gewaltdelikte begangen haben soll (wir berichteten).
Die Taten begannen schon im Juni. Warum wurde erst jetzt etwas veröffentlicht?
Die Entscheidung, wann die Öffentlichkeit informiert wird, hänge vom Ermittlungsstand ab, sagt Mifka. Es sei wichtig, polizeiliche Maßnahmen nicht zu gefährden. Als hypothetisches Beispiel nannte Mifka einen Fall mit zwei Tätern, bei dem einer noch flüchtig ist: „Würden wir sofort Details veröffentlichen, könnte sich der zweite Täter absetzen.“ Auch Persönlichkeitsrechte von Beschuldigten und Opferschutz – insbesondere bei Sexualdelikten – spielten eine große Rolle.
Im aktuellen Fall sei die Pressemitteilung unter anderem deshalb erfolgt, um mögliche weitere Opfer aus dem sogenannten „Dunkelfeld“ zu erreichen.
Polizeieinsätze, Ermittlungsgruppen und Soko – flexible Strukturen auch in Mannheim
Ob eine normale Ermittlungsgruppe, eine größere Sonderkommission (Soko) oder eine andere Organisationsform gebildet wird, hänge vom Arbeitsaufwand ab. Ermittlungsgruppen bestünden oft nur so lange, wie konkrete Untersuchungen anstehen – das kann Wochen oder Jahre dauern. Sie sind nicht fest besetzt, sondern setzen sich aus Fachleuten verschiedener Richtungen zusammen. Klassische „Profiler“, wie man es aus den amerikanischen Medien kennt, sind in Mannheim aktuell aber nicht dabei, erläutert Mifka.
Zudem stehe beim Ermitteln die Sicherheit der Bevölkerung, aber auch der Beamtinnen und Beamten an oberster Stelle. „Wenn wir von einer schwerwiegenden Straftat wissen, setzen wir alles daran, diese zu verhindern“, so Mifka. Der Fokus liege darauf, gefährliche Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen.
Polizei Mannheim äußert sich bislang nicht zu Motiven der „Groupe 68“
Mifka möchte aus ermittlungstaktischen Gründen zu einigen Fragen keine Angaben machen. So kann sie zum laufenden Verfahren und zu möglichen Motiven der jungen Männer aktuell nichts sagen, teilt sie mit. Dies gelte auch zu Angaben hinsichtlich des „gefährlichen Gegenstandes“ mit dem die Tat in der Straße „Auf dem Sand“ begangen wurde, welchen die Polizei aber nicht konkretisierte.
Auf die Frage, ob der Fall als statistischer Ausreißer oder Rückfall bei Raub- und Erpressungsdelikten zu werten sei, verwies Mifka auf die offizielle Kriminalstatistik: Eine qualifizierte Einschätzung sei erst nach deren Auswertung möglich.
Woher kommt der Name der Ermittlungsgruppe „Groupe 68“?
Der Name einer Ermittlungsgruppe lasse nie Rückschlüsse auf die Täterschaft zu, sagt Mifka auf Anfrage. „Entsprechend ist der Name der derzeitigen Ermittlungsgruppe ,Groupe 68‘ einzig darauf zurückzuführen, dass es sich um eine Gruppierung handelt, deren Taten im Stadtgebiet Mannheim begangen wurden“, so Mifka. Die Zahl „68“ gründe auf die ersten beiden Ziffern der Postleitzahl der Stadt Mannheim.
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