Denkmal

Das Edinger Schlösschen wird immer schöner

Seit 13 Jahren engagiert sich ein Förderverein für das Barockschlösschen in Edingen. Inzwischen sind in dem Festsaal auch Trauungen möglich. Außerdem ist es gelungen, etwas zu öffnen, was seit Jahrzehnten verschlossen war

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Das tonnenschwere Portal des Schlösschens in Edingen erstrahlt in neuem Glanz – und kann nach Jahrzehnten wieder geöffnet werden. © Marcus Schwetasch

Edingen-Neckarhausen. Das war ein echter Kraftakt - in jeder Hinsicht: Am Freitag hat ein Autokran das rund eine Tonne schwere Eisenportal am Schlösschen in der Hauptstraße in Edingen von einem Lastwagen zurück an seinen Platz gehoben. Das Ende einer länderübergreifenden Aktion, denn das schmucke Tor war zuvor in einer Spezialfirma im südhessischen Hüttenfeld runderneuert worden.

Jahrzehntelang versunken

Das Tor besteht aus zwei Flügeln und einer kleinen „Gehtür“. Durch diese gelangt man in den Hof und auf die Straße, auch wenn das große Tor geschlossen ist. Und das war es schon seit Jahrzehnten. Denn als die Hauptstraße einst gepflastert wurde, stieg deren Niveau an - und das Tor versank rund 20 Zentimeter tief im Untergrund. Lediglich das kleine Türchen wurde irgendwann gekürzt und damit wieder funktionstüchtig gemacht. Man vermutet, dass das geschah, als das Gebäude noch als Schlosscafé genutzt wurde, also in den 1950er oder 1960er Jahren.

Stundenlange Arbeit

Dass es nun auch an die schwere Aufgabe des Portals ging, ist dem Engagement des Fördervereins Edinger Schlüsschen zu verdanken. „Das Tor sollte wieder geöffnet werden können“, erzählt Paul Raab. Er und seine Mitstreiter haben unzählige Stunden damit verbracht, das Gitter freizulegen, das Eisen zu entkrusten, schadhafte Stellen zu erneuern. Es wurde um etwa 20 Zentimeter gekürzt, neu verschweißt und schließlich fertiggemacht zum Sandstrahlen und für das Bad in der Verzinkerei. Angesichts der Größe des Tors war eine solche gar nicht leicht zu finden. In Lampertheim-Hüttenfeld gelang es schließlich.

Das restaurierte Tor liegt zum Abladen bereit. © Marcus Schwetasch

Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Portal nach Angaben des Vereins im Jahr 1801 zurück. Es stammt wohl noch aus der Barockzeit und ist aus massiven Vierkant-Eisen geschmiedet. Ein Umbau des ganzen Tors aber war den Eigentümern des Gebäudes zu aufwendig. Auch als die Gemeinde 2011 das Objekt auf Initiative aus dem Gemeinderat erwarb, war das kein Thema. Wen wundert das bei einem schier unvorstellbaren Gewicht von rund einer Tonne.

"Unglaubliche Handwerkskunst"

Schon beim Ausbau im April war Hilfe durch schweres technisches Gerät erforderlich. Ein Kran hievte das Tor empor, um es für den Abtransport zu verladen. Zwischen drei und fünf Zentimeter stark sind die Eisenstangen, die vermutlich vor mehr als 250 Jahren zu einem repräsentativen Portal zusammengefügt wurden. „Es ist unglaublich, was die Schmiede damals geleistet haben“, schwärmt Raab von dieser alten Handwerkskunst.

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Schweißen im heutigen Sinne konnte man damals noch nicht. Vielmehr wurde das Metall im Feuer und unter Ausschluss der Luft so lange erhitzt, bis es eine teigige Konsistenz aufwies und verformt und miteinander verbunden werden konnte. Eine Technik, die so alt ist wie die Stahlherstellung selbst, und die in der griechischen Mythologie dem Zeussohn Hephaistos zugeschrieben wird, dem Gott des Feuers und der Schmiedekunst.

Nach unzähligen Stunden der Vorarbeit erhielt das Portal zunächst eine Schutzschicht aus Zink und dann einen schwarzen Lack. So aufbereitet, ist es nun also wieder an Ort und Stelle. Zufrieden sind Raab und seine Mitstreiter Dietz Wacker und Werner Koch trotzdem noch nicht. „Die Spitzen werden noch mit Gold angestrichen“, verrät Raab. Dann sieht es ähnlich prunkvoll aus wie der „große Bruder“ in Neckarhausen.

Pendant am Schlosspark Neckarhausen

Das Tor am dortigen Schlosspark stammte ursprünglich ebenfalls aus Edingen. Dessen Sanierung gestaltete sich noch deutlich schwieriger, denn es wurde zunächst in mehr als 400 Einzelteile zerlegt, ehe diese Stück für Stück aufgearbeitet und neu lackiert wurden. 80 fehlende Ornamente wurden zudem neu von Hand geschmiedet.

Es ist unglaublich, was die Schmiede damals geleistet haben
Paul Raab Ehrenamtlicher Mitarbeiter

Am Ende kam das Vorhaben auf rund 80 000 Euro, großzügig unterstützt, durch das Landesdenkmalamt sowie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Dank der vielen hundert Stunden ehrenamtlicher Arbeit wurde die Erneuerung des Portals in Edingen deutlich billiger. Rund 6000 Euro wurden gezahlt, und zwar aus Mitteln des Vereins, wie Raab auf Nachfrage erklärt. Der wiederum lebt nicht nur von der Unterstützung seiner Mitglieder, sondern auch von Spenden.

13 Jahre lang aufgehübscht

Die Restaurierung des Portals ist der vorläufige Höhepunkt eines jahrelangen Engagements für das barocke Kleinod. Der bauliche Zustand war bei der Übernahme vor nunmehr 13 Jahren „nicht besonders“, wie es der Vorsitzende Hans Stahl formuliert. Das Gebäude war in acht Wohnungen unterteilt, der Saal allein in vier Zimmer. Strom, Heizung, das Treppenhaus und die Toiletten mussten erneuert werden, vor allem aber wurde der Festsaal wieder hergestellt, das Herzstück des Schlösschens. Es folgten der begrünte Hof und im vergangenen Jahr die Fassade samt der schmiedeeisernen Gitter, der Fensterläden und des Portal-Balkons. „Eine große Herausforderung“, wie Stahl betont. Aber eine, die gemeistert wurde, wie man jetzt sieht.

Der Festsaal wird inzwischen auch für standesamtliche Trauungen genutzt. Die Räumlichkeiten können am zweiten Sonntag im September auch beim Tag des offenen Denkmals bewundert werden. Dann öffnet das Schlösschen seine runderneuerte Pforte und den Festsaal von 11 bis 17 Uhr für interessierte Besucher.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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