Edingen-Neckarhausen. Herr König, das Jubiläumsjahr hat mit Ihrem Amtsantritt begonnen. Sie sind also sozusagen ins kalte Wasser geworfen worden. Hat das Ihren Start als Bürgermeister erschwert?
Florian König: Es ist dadurch sicher nicht leichter geworden. Ich sehe es immer noch als Privileg, Bürgermeister in meiner Heimatgemeinde sein zu dürfen. Da ist es sehr sehr schön, dass man mit so einem Jubiläumsjahr starten darf. Es ist aber nicht nur Feiern, sondern vor allem auch viel Arbeit.
Die ersten großen Jubiläumsereignisse liegen schon hinter Ihnen. Mit welchen Gefühlen denken Sie an den großen historischen Festzug im April zurück?
König: Das sind richtige Glücksgefühle. Man hat gemerkt, dass es den Menschen gefallen hat. Wir als Gemeinde haben uns hervorragend repräsentiert. Es schwingt auch sehr viel Stolz mit hier aktiv mitwirken zu können. Die ganze Verwaltung hat da einen hervorragenden Job gemacht, in Organisation und Umsetzung.
Wie fühlt man sich eigentlich als Schultheiß bei einem historischen Festzug?
König: (lacht) Auch sehr gut. Etwas ungewohnt von der Kleidung her. Ein Hut ist als Sonnenschutz gut, aber das Wetter hat schon seinen Teil dazu beigetragen, dass es auch anstrengend war.
Unterstützung beim Festzug kam unter anderem aus Schriesheim. Wie wichtig ist bei einem solchen Jubiläum die interkommunale Zusammenarbeit?
König: Das ist insgesamt sehr wichtig. Bei solch einem Projekt, das einzigartig ist, ist es noch viel wichtiger. Wir sind Schriesheim deshalb sehr dankbar, insbesondere Frau Krämer, die so viele Kostüme bereitgestellt hat. Aber auch der Gemeinde Ilvesheim, die uns mit dem Bauhof unterstützt hat. Das hat sehr gut getan. Es ist schön, dass wir alle an einem Strang ziehen und jeder weiß, dass er sich auf den anderen verlassen kann, wenn er Hilfe braucht.
Und wie sieht es im Rathaus und im Bauhof aus? Schaffen Ihre Leute dort überhaupt noch das Tagesgeschäft bei so viel Jubiläum?
König: Sehr guter Hinweis. Das ist tatsächlich sehr, sehr schwierig. Auch die Hitzewelle macht uns zu schaffen. Da fällt viel Arbeit bei der Bewässerung der Pflanzen an. Hier wird Hervorragendes geleistet, mehr als das, was man erwarten könnte. Der Bauhof war schon beim Festzug sehr stark involviert, und das wird jetzt bei der Festwoche auch wieder so sein. Es wird viel geleistet, aber das wird auch anerkannt - von der Bevölkerung ebenso wie von mir als Bürgermeister. Die Bürger kann ich nur um Verständnis bitten, wenn in diesen Tagen nicht alles sofort klappt.
Wie bewerten Sie das Engagement der Bürger bei diesem Jubiläum?
König: Sehr unterschiedlich. Wir sind sehr froh, dass sich so viele Vereine und Bürger beim Festzug engagiert haben. Jetzt in der Festwoche hätten wir uns etwas mehr Beteiligung der Vereine gewünscht, beispielsweise bei der Teilnahme am Programm oder bei der Bewirtschaftung. Es gibt aber sehr viele Menschen, die sich sehr stark einbringen. Ich denke an die IG Museum, die ja auch eine Ausstellung zum Jubiläum macht. Und natürlich viele Privatpersonen. Ich will da aber keine einzelnen nennen, sonst vergesse ich jemanden.
Sie haben sich bei den Vereinen etwas mehr gewünscht. Was glauben Sie, woran es liegt, dass es heute nicht mehr so ist wie es früher vielleicht war?
König: Mit Sicherheit haben auch Vereine das Problem, Mitglieder zu gewinnen und für Dienste zu verpflichten. Nun ist die Festwoche aber auch sehr lange, da bräuchte man sehr viel Personal. Aber das, wäre der Idealzustand gewesen, dass wir das als Gemeinde alles selbst stemmen. Das ist jedoch im Moment nicht nur in Neckarhausen schwierig. Und es gibt ja auch noch genug Vereine, die sich am Programm beteiligen. Es soll keine Kritik an den Vereinen sein.
Wie sehr fordert das Jubiläum die Gemeinde finanziell?
König: (lacht) Sagen wir es mal so: Jedes Jahr möchte ich kein Jubiläum finanzieren müssen. Das ist schon etwas sehr besonderes, weil man nur alle 50 Jahre so etwas feiert. Da ist es angemessen, dass die Gemeinde dafür ein bisschen Geld in die Hand nimmt. Trotzdem bin ich sehr wachsam, dass man auch an die Finanzen denkt. Die Kostensteigerungen in allen Bereichen waren bei Beginn der Planungen so nicht abzusehen.
Können Sie eine Zahl nennen?
König: Das Ursprungsbudget liegt bei 100.000 Euro, zudem gibt es 45.000 Euro für die Partnerschaft.
Aber Sie denken schon, dass dieses Geld gut angelegt ist?
König: Ich denke, dass wir einen Anlass zum Feiern haben und dass wir das auch tatsächlich machen sollten. Das beste Beispiel ist der Festumzug. So wie wir heute viel über den Festzug vor 50 Jahren sprechen, wird auch in Zukunft viel über den Umzug und das Jubiläum von 2023 gesprochen werden, und zwar positiv.
Es gibt eine ganze Reihe von Jubiläumsartikeln. Wie läuft deren Verkauf?
König: Grundsätzlich gut. Man merkt, dass die Leute durchaus ein Interesse daran haben. Wir nutzen sie gerne als Geschenke, wenn wir in anderen Gemeinden sind. Das kommt immer sehr gut an, vor allem der Necki, deshalb steht er hier. Aber auch die Schokoladenpralinen mit Ortsmotiven sind beliebt, vor allem in den Wintermonaten.
Was haben Sie schon alles aus dem Sortiment zu Hause?
König: Einen Wasserball – und die Schokolade.
Und den Löwen Necki nicht?
König: Nein, tatsächlich nicht. Da habe ich noch keinen Platz für gefunden. Ich freue mich, wenn andere den zuhause haben.
Mit dem Festakt am 15. Juli beginnt eine ganze Festwoche. Haben Sie schon ein wenig Lampenfieber?
König: Nee. Lampenfieber wird mit Sicherheit kurz davor da sein. Momentan bin ich eher etwas angespannt, weil noch so viel zu erledigen ist.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
König: Oh, das ist eine schwierige Frage, weil es tatsächlich so viele Highlights sind. Ich glaube, ich freue mich am meisten auf das Fußballspiel mit meinem Gemeinderat gegen den aus Plouguerneau. Wir haben beim letzten Mal 1:0 gewonnen, und ich war der Torschütze. Der Überraschungsabend wird bestimmt ganz toll, auch das Jubiläumskonzert der Musikvereinigung mit dem Polizeimusikkorps. Es ist zu viel, auf das ich mich freue.
In zwei Jahren steht bereits das nächste Jubiläum ins Haus. Dann wird Edingen-Neckarhausen 50. Ist diese Goldene Hochzeit ein Grund zum Feiern?
König: Ich denke schon. Goldene Hochzeit trifft es vielleicht sogar sehr gut. Wie in jeder Ehe gibt es Höhen und Tiefen, und wenn man die 50 Jahre gemeinsam erreicht, dann wird das schon seine Gründe haben. Wenn man fünf Jahrzehnte zusammen gemeistert hat, darf man da schon stolz drauf sein. Am Ende muss der Gemeinderat entscheiden, ob und wie er das feiern möchte. Ich als Rathauschef sehe da schon einen Grund und Anlass zum Feiern.
Beim geplanten Glasfaserausbau in Edingen wurde ja schon ausdrücklich vereinbart, dass im Jubiläumsjahr die Baustellen abgeschlossen sein sollen…
König: Es ist ja Aufgabe der Politik, schon ein bisschen vorauszuschauen. Ich gehe davon aus, dass der Gemeinderat auch feiern will. Das Jahr lassen wir zumindest frei zum Feiern. So halten wir uns alle Optionen offen.
Was soll am Ende bleiben von diesem Jubiläum „1250 Jahre Neckarhausen“, wenn man in ein paar Jahren daran zurückdenkt?
König: Ich hoffe, positive Erinnerungen und auch Stolz auf das, was man gemeinsam erreichen konnte. Vielleicht auch schon ein wenig Vorfreude aufs nächste Jubiläum.
Was ist für Sie das Schönste in Neckarhausen?
König: (lacht) Das erste, was mir einfällt, ist das Schloss. Aber natürlich auch die Fähre ist für mich sehr wichtig. Wenn man sich im Bereich der Max-Hütte dazwischen stellt, dann ist das einer der schönsten Plätze, den man sich vorstellen kann.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen_artikel,-edingen-neckarhausen-buergermeister-florian-koenig-neckarhausen-hat-grund-zum-feiern-_arid,2104563.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/schriesheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/ilvesheim.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen.html