Edingen-Neckarhausen

Große Beteiligung beim Start des Klimaforums in Edingen-Neckarhausen

Da waren die Organisatoren sehr überrascht: Im Edinger Rathaus drängten sich zum Auftakt des Klimaforums rund 60 Menschen - doppelt so viele, wie erwartet. Rund 100 Ideen kamen in 90 Minuten zusammen

Von 
Peter Jaschke
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Erfolgreicher Start des neuen Klimaforums: Bürgermeister Florian König (v.l.), Dietz Wacker, Filip Neuwirth, Endrik Ebel, Klimainitiativen-Sprecher Sebastian Maaß, Rolf Stahl und Mitmoderatorin Gabriele Schweickardt. © Peter Jaschke

Ein solches Echo hat die Organisatoren überrascht: Rund 60 Interessierte – doppelt so viele wie erwartet – sind am Dienstagabend beim Auftakt des Klimaforums in Edingen-Neckarhausen dabei. Die bestehende Klimainitiative bringt die neue Plattform auf vorherige Bitte des Gemeinderats also erfolgreich auf den Weg. Dafür bedankt sich Bürgermeister Florian König eingangs und betont: „Wir sollten so konstruktiv wie möglich zusammenarbeiten.“

Alle Einwohnerinnen und Einwohner sollen sich mit Ideen und Engagement einbringen können. Um was es geht, zeigen die Veranstalter um ihren Sprecher Sebastian Maaß im Bürgersaal des Edinger Rathauses auf der Hemdbrust mit diesem Aufdruck an: „Klimaneutral 2035“.

100 Ideen in 90 Minuten

Dieses Ziel, das auf EU-Ebene erst 2050 angestrebt wird, sieht die Wissenschaft als weltweit notwendig an, um die Klimakrise effektiv zu begrenzen. Das Klimaforum dient dazu, es auf Ortsebene in zwölf Jahren zu erreichen, deutlich weniger Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2) zu produzieren als bislang. Machbare Vorschläge soll der vor der Gründung stehende Klimaausschuss des Gemeinderats als Basis für künftige Entscheidungen nutzen.

Die Auftaktrunde formuliert innerhalb von 90 Minuten rund 100 Ideen. Zu verdanken ist das auch der professionellen Moderation durch Endrik Ebel (Klimainitiative) – von Beruf Schulamtsdirektor – und seiner Frau Gabriele Schweickardt, die als Organisationsentwicklerin tätig ist. Die Vorschläge zu bündeln wie vorgesehen ist in dieser großen Gruppe nicht möglich. Das geschieht nun im Nachgang und wird im Gemeindeblatt veröffentlicht. Bei einem weiteren Termin, der noch nicht feststeht, werden die Vorschläge thematisch sortiert präsentiert, um damit gruppenweise weiterzuarbeiten.

Wir haben einige Akteure zum angestoßenen Prozess befragt, hier die Reaktionen:

Florian König: „Ich freue mich über das sehr große Interesse. Alles ist angesichts der Lage im weltweiten Klimageschehen besser, als nichts zu tun. Natürlich werden wir nicht die Welt retten – alleine vor Ort schon gar nicht. Aber wir können eine Vorbildfunktion einnehmen. Wir wollen Leute motivieren mitzumachen. Dass ein Teilnehmer, der dem Thema gegenüber kritisch eingestellt ist, an diesem Abend dennoch konstruktiv mitwirkt, finde ich bemerkenswert. Wir müssen es hinbekommen, in der Gesellschaft zu verankern, nicht mehr zu fragen, ob wir es machen, sondern wie wir es machen. Es gibt vor Ort viele Kompetenzen, die es zu nutzen gilt. Wenn nur zwei bis vier Projekte aus diesem Klimaforum erwachsen, ist das schon eine riesige Menge, die weitere Projekte erzeugen kann. Auf diesen Dominoeffekt hoffen wir.“

Endrik Ebel (Klimainitiative): „Es geht darum, das ganze Wissen, dass wir vor Ort haben, und Kenntnisse über die Situation, wie sie ist, in Handeln umzuwandeln. Das ist das eigentliche Problem: Wir sind informiert und wissen, was der Handlungsbedarf wäre, doch die Frage für den Einzelnen lautet: Wie anfangen? Diese Lücke versuchen wir mit dem Klimaforum zu schließen, indem wir einen Rahmen bieten, in dem Mitbürgerinnen und Mitbürger Ideen einbringen können. Und zwar mit Aussicht auf Umsetzungserfolge. Dafür besteht eine realistische Chance, wenn wir gute, pragmatische Ideen bekommen. Das gibt Teilnehmenden das Gefühl, selbstwirksam zu sein. Das ist das Entscheidende: Nicht nur Nachrichten zu sehen oder zu hören, die frustrierend sind, sondern selbst Ideen entwickeln und umsetzen zu können.“

Gabriele Schweickardt (Moderation): „In methodischer Hinsicht besteht die Herausforderung darin, Austausch zu fördern und Motivation aufrecht zu erhalten. Wenn weiterhin so viele Menschen dabei sind, was super erfreulich wäre, können Prozesse auch schnell zäh werden. Da wir ganz viele Ideen sammeln wollen, müssen wir sehen, dass wir eine gute Dynamik in der Gruppe haben und alle die Möglichkeit haben, sich einzubringen. Wichtige Aspekte sind dabei Vernetzung, Zielsetzung und Transparenz, also Klarheit darüber, was mit den Ergebnissen passiert und wie Ideen weiter bearbeitet werden.“

Uwe Schmitt (Teilnehmer): „Ich bin hier, weil mich das Thema brennend interessiert und weil man etwas machen muss, um nicht nur immer zu reden, sondern um realistische Ideen umsetzen zu können. Diese Veranstaltung ist ein erster, wichtiger Schritt. Man muss sehen, was am Ende dabei herauskommt. Ich befürchte, dass der Kreis der Mitwirkenden wieder kleiner wird. Aber man muss die Leute mitnehmen. Statt immer nur ehrgeizige Ziele zu formulieren, müssen wir kräftig anpacken. Sonst stellen wir 2035 fest: Eigentlich waren wir noch viel zu lasch.“

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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