Bildung

Besuch auf der Baustelle der Pestalozzischule in Edingen

Seit rund einem Jahr wird am Altbau der Pestalozzischule in Edingen entkernt und gewerkelt. Ein Rundgang auf der Baustelle zeigt, dass die Schule später nicht wiederzuerkennen sein wird

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Ortstermin auf der Baustelle Pestalozzischule: Bürgermeister Florian König (3.v.r.) mit dem Bauteam und „MM“-Redakteur Hans-Jürgen Emmerich (l.). © Marcus Schwetasch

Edingen-Neckarhausen. Fast sechs Jahrzehnte lang waren sie so etwas wie das Markenzeichen der Pestalozzischule in Edingen, jetzt sind viele von ihnen von außen gesehen hinter Mauern aus Kalksandstein verschwunden: bunte Säulen aus Stahl, die das Obergeschoss des Gebäudes tragen. Erhalten bleiben sie bei der gerade laufenden Generalsanierung trotzdem, denn ihre tragende Rolle bleibt, wie Jorge Schwehm bei einem Baustellenbesuch der „MM“-Redaktion erklärt.

Schwehm ist seit acht Jahren Mitarbeiter des Büros Schmucker und Partner aus Mannheim, das einst den Neubau geplant hat und jetzt auch die Sanierung. Als Bauleiter kümmert er sich darum, dass die Pläne auch so umgesetzt werden. „Wir haben das Erdgeschoss volllaufen lassen“, fasst Schwehm den architektonischen Ansatz vereinfacht zusammen. Die Außenwände wurden nach vorne gezogen, um dahinter neue Flächen zu gewinnen.

Per Aufzug nach oben

„Das ist auch energetisch besser“, erklärt der Fachmann: „Je mehr das Gebäude ist wie eine Kiste, umso besser ist es.“ Betritt man die Baustelle, wird deutlich, dass hier kaum ein Stein auf dem anderen geblieben ist. „Vor vier Wochen war hier noch fast alles leer“, erklärt Bürgermeister Florian König und zeigt sich angetan vom Baufortschritt. Im künftigen Eingangsbereich fällt sofort der Blick auf den Schacht, durch den sich künftig der Aufzug vom Erdgeschoss nach oben bewegen wird. „Die Schule wird barrierefrei“, erklärt Patricia Hauck vom Bauamt der Gemeinde, die im Rathaus federführend für das Millionenprojekt zuständig ist.

Die markanten bunten Säulen sind ins Innere gerückt und werden weiß. © Marcus Schwetasch

Gleich links geht es zum neuen Lehrerzimmer und ins Rektorat. Die großen Fenster hier und im Eingangsbereich bringen viel Licht in die Räume und stellen zugleich die „Sichtbeziehung“ zum südlich liegenden Klassenzimmertrakt her, wie Architekten das formulieren. Mit anderen Worten: Der Blick nach drüben ist frei. Am meisten Licht fällt ins Zimmer von Rektor Eric Sasse, denn hier gibt es gleich an zwei Seiten eine große Fensterfront. Dass besagte Säulen innerhalb des Raums gewissermaßen vor dem Fenster stehen, wird nach den Worten von Schwehm später gar nicht auffallen. Denn die Fensterelemente werden so konstruiert, das ein feststehendes Element auf der einen und ein zu öffnendes auf der anderen Seite der Säule ist.

Die großen Fenster auf der Südseite gibt es in fast allen Räumen. Nur im Bereich der Toiletten hat man sich aus nachvollziehbaren Gründen auf schmale Lichtbänder unterhalb der Decke beschränkt. Mit diesem Teil des Baus wird ein altes und anrüchiges Problem gelöst, denn die sanitären Anlagen galten schon lange als nicht mehr zeitgemäß. Eine Verbesserung gibt es auch für den benachbarten Hort, der künftig eine eigene Toilette in dem Gebäude erhält.

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Jene neuen sanitären Anlagen für den Hort verschwinden hinter einer Wand, die einen Mehrzweckraum für den Ganztagsbereich begrenzt, Hier gibt es drei bodentiefe Fenster mit einem Blick auf den Außenbereich, der durch eine Art Amphitheater und einen Mathe-Garten aufgewertet wird. Dort sollen Objekte stehen, die die Kinder zu mathematischen Fragestellungen und deren Beantwortung animieren. Eine bewegliche Trennwand ermöglicht eine Zweiteilung und macht eine flexible Nutzung des Raums möglich.

Lüftungs- und Heizungsrohre sowie Kabel verlaufen unter der Decke. © Marcus Schwetasch

Auf der anderen Seite befindet sich künftig die Bibliothek. Mit richtigen Büchern, wie Schwehm von Patricia Hauck auf Nachfrage hört. Derer gebe es rund 4000. Der jetzt noch ausgesprochen groß wirkende Saal muss in einer Ecke allerdings etwas Platz abgeben. Aus Gründen des Brandschutzes, wie der Bauleiter erklärt. Wenn es brennt, können sich die Menschen aus dem Obergeschoss durch den Gang schnell in Sicherheit bringen.

Auch die große Fensterfläche im Treppenhaus wird erneuert. Es gibt einen größeren feststehenden Teil und einen kleineren, der sich bei Bedarf öffnen und schließen lässt. Dieser ist an die Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA) angeschlossen, kann aber auch zum Lüften eingesetzt werden. Manuelles Lüften durch das Öffnen von Fenstern soll in den Unterrichtsräumen allerdings der Vergangenheit angehören. Stattdessen gibt es eine Lüftungsanlage, die im Sommer auch zum Kühlen um ein paar Grad eingesetzt werden kann. „Eine Klimaanlage ist das aber nicht“, betont Hauck.

Die Fach- und Unterrichtsräume erhalten wandhohe Einbauschränke, in denen dann auch die Installation (oben) und die Garderoben verschwinden. © Marcus Schwetasch

Lüftungsrohre, Kabel, Heizungsleitungen, all das hängt an der Decke und verschwindet später unter einer Verkleidung. Ähnlich sieht es in den Unterrichtsräumen aus. Hier verlaufen die Rohre oben an der Wand und werden von der Front eines Einbauschrankes verdeckt. Integriert sind darin auch Staufächer und die Garderobe, die bislang im Flur war.

Alter Steinboden bleibt

Apropos Flur: Hier wird der alte Steinfußboden aus den Sechzigern mit einer Folie geschützt. „Der sieht noch so top aus, dass man ihn weiter nutzen kann“, freut sich Hauck. Sogar Nachschub für das Ausbessern oder Ergänzen sei noch lieferbar. Also bleibt der Belag drin. Überhaupt ist das eine Devise von Schmucker und Partner, um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten. So werden auch die bestehenden Türzargen abgeschliffen und neu lackiert. Billig wird die Sanierung trotzdem nicht. Bei knapp sechs Millionen Euro liegt die Kalkulation aktuell. „Wir haben die Kosten im Blick“, versichert Bürgermeister Florian König und freut sich schon auf die Eröffnung in rund einem Jahr: „Das wird mit Sicherheit ein sehr schönes Objekt.“

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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