Edingen. Plakate, Anzeigen, Onlinebanner: Die Deutsche GigaNetz wirbt aktuell massiv für ihr neues Glasfasernetz in Edingen und Neu-Edingen. Gebaut werden soll es allerdings nur dann, wenn sich bis Ende März genügend Kunden für einen Anschluss entscheiden, nämlich 35 Prozent der Haushalte. Die Gemeinde unterstützt das Werben um Kunden und hat selbst bereits für mehrere ihrer Liegenschaften einen Anschluss bestellt. Aktuell liegt die erreichte Quote aber bei 21 Prozent (Stand 22.2.2024 auf der Webseite des Anbieters).
Während GigaNetz noch um neue Kunden wirbt und dafür einen kostenlosen Hausanschluss im Wert von fast 2000 Euro anbietet, hat der Marktführer Telekom nach Angaben eines „MM“-Lesers bereits mit der Verlegung von Glasfaserkabeln in Teilen von Edingen begonnen. Angeblich können sich Kunden bereits registrieren, an einigen Stellen sei der Anschluss bis Oktober zugesagt.
Telekom verspricht bis zu 250 MBit pro Sekunde
Auf der Webseite der Telekom wird das - Stand Dienstag - nicht angezeigt. „Bei Ihnen ist der Glasfaser-Ausbau noch nicht geplant“, heißt es bei mehreren Adressen im Ortsteil. Allerdings werden schnelle Anschlüsse mit bis zu 250 MBit pro Sekunde angeboten, also fast so schnell wie der kleinste Tarif der Deutschen GigaNetz. Die Telekom bietet jedoch bis auf kleine Flecken kein Glasfaser bis ins Haus an. Zudem ist der monatliche Anschluss mit 54,95 Euro deutlich teurer als jener der GigaNetz (39,90 Euro für 150 MBit/s, 49,90 Euro für 300 MBit/s).
Weiß die Gemeinde etwas vom Glasfaserausbau der Telekom? „Die Telekom baut nach unserem Kenntnisstand dort das sogenannte Super-Vectoring aus. Das ist der Nachfolger des Vectoring“, erklärt Bauamtsleiter Dominik Eberle. Diese von der Telekom entwickelte Technik werde dafür eingesetzt, höhere Datenraten in bestehenden Kupferleitungen zu erreichen. In deutschen Haushalten werde das Internet fast überall durch Kupferkabel bezogen. Diese seien sehr anfällig für elektromagnetische Störungen und andere Einflüsse, betont Eberle. Durch Vectoring würden diese Störungen massiv reduziert. Je weniger Störeinflüsse es gebe, desto höhere Datenraten könnten erreicht werden.
Bauamtsleiter sieht in Vectoring nur eine Brückentechnologie
Das bedeutet im Endeffekt, dass es schnelleres Internet im Haus gibt, ohne dass dort ein Glasfaser-Hausanschluss gelegt wird. Super-Vectoring muss nur in den Verteilerkästen installiert werden und benötigt keinen Zugang zum Haus. „Das macht die Technik sehr billig, da nur wenig Glasfaser in der Straße verlegt werden muss“, erläutert der Bauamtsleiter, betont aber auch: „Es ist daher als Brücken-Technologie zu verstehen, die keinesfalls einen vollwertige Glasfaser-Anschluss ersetzt.“
Ein großes Problem sieht Eberle darin, „dass die Telekom durch den Ausbau von Super-Vectoring den Ausbau von Glasfaser hinauszögert.“ Langfristig gesehen sei dies schlecht, da die Datenrate von Super-Vectoring in ein paar Jahren schon ausgeschöpft sein könnte. Auch den Wettbewerb sieht er in Gefahr: „Wenn auf einer Leitung Super-Vectoring eingesetzt wird, kann dies nur von einem Provider angeboten werden.“
Dies sei problematisch, da laut Gesetz alle Provider die Möglichkeit haben müssen, sich im Netz der Telekom einzumieten und gleichzeitig ihre Dienste anbieten zu können. Dass Straßen mehrfach aufgegraben werden, könne die Gemeinde nicht verhindern, sofern die Telekom weiterhin den Ausbau des eigenen Netzes durchführe.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen_artikel,-edingen-neckarhausen-baut-die-telekom-ein-glasfasernetz-in-edingen-_arid,2180416.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://deutsche-giganetz.de/ausbau/baden-wuerttemberg/edingen-neckarhausen/
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.telekom.de/t-map?wt_mc=ac_mfmmnzxx_b6204899863b46df4f963e106b000db5%3A2204213%3A10636606%3A59243322&wt_ref=https%3A%2F%2Ftelekom.tarife-angebote.de%2F
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/edingen-neckarhausen.html