Stadtentwicklung - Mehrheit des Bürstädter Parlaments stimmt für Grundstücksverkauf an Rüdiger Engert / Heftige Kritik der SPD

Kultur belebt Industriebrache

Von 
Corinna Busalt
Lesedauer: 

Bürstadt. Nach einer hitzigen Debatte im Bürstädter Parlament fällt kurz vor 23 Uhr die Entscheidung: Rüdiger Engert darf das Grundstück unter seinen beiden Hallen in der Industriestraße zu einem vergünstigten Preis kaufen, um dort „Kultur am Übergang“ – kurz KamÜ – zu schaffen. Die SPD hätte die Abstimmung in der Stadtverordnetenversammlung lieber verschoben: Sie wollte warten, bis klar ist, was auf dem Raiffeisenareal daneben entsteht.

„Den Grundsatzbeschluss, die Fläche zu verkaufen, haben wir doch längst gefasst – jetzt geht es nur um die Konditionen“, wunderte sich Uwe Metzner (Grüne). Seine Fraktion stimmte geschlossen dafür, die SPD dagegen, die Freien Wähler waren bis auf Renate Strandt dafür, während sich fast alle CDU-Vertreter enthielten – obwohl sie Engerts Pläne bislang immer befürwortet hatten. Nun stimmte nur Fraktionschefin Ursula Cornelius zu und wunderte sich selbst über die Zurückhaltung ihrer Parteifreunde. Diese wollten die Öffentlichkeit ausschließen, wurden aber überstimmt. „Es geht um ein zentrales Projekt in Bürstadt, viele kommen täglich daran vorbei“, widersprach Boris Wenz (SPD). Er wiederholte seine Kritik an der Verwaltung und erklärte, er fühle sich hinters Licht geführt. Denn seit Monaten frage er nach den konkreten Eigentumsverhältnissen – jetzt erst habe er erfahren, dass die Hallen Engert gehörten, das Grundstück aber im Eigentum der Stadt sei. Es sei provozierend, nun zur finalen Entscheidung getrieben zu werden. Dagegen wehrte er sich: „Wir wollen warten, bis wir das Gesamtkonzept fürs Raiffeisenareal kennen.“

Der Sozialdemokrat fragte sich ferner, wieso Engert weniger zahlen soll für die Fläche als die restlichen Investoren. Das erklärte Bürgermeisterin Bärbel Schader so: „Der Preis richtet sich nach dem Konzept von Rüdiger Engert, der Rest nach der Wohnbebauung. Hier möchte ein Bürstädter aus der Industriebrache etwas Neues schaffen.“ Sie warb um Zustimmung und betonte erneut, dass es eile, weil es nur Zuschüsse gebe, wenn KamÜ bis Ende 2022 komplett realisiert ist. „Deswegen wurde diese Entscheidung vorgezogen und ist nicht Teil des Gesamtpakets.“

Mehr zum Thema

Kommentar Bürstadt braucht mehr Offenheit

Veröffentlicht
Kommentar von
Corinna Busalt
Mehr erfahren
Kooperation

Bürstadts Politiker wollen Thema Abwasser klären

Veröffentlicht
Von
Corinna Busalt
Mehr erfahren
Soziales

Tafel erhält Tankzuschuss

Veröffentlicht
Von
Jutta Fellbaum
Mehr erfahren

Torsten Pfeil (Freie Wähler) berichtete vom ausführlichen Austausch mit Anwohnern und stichelte: „Das ist halt der Unterschied zwischen der CDU und uns: Dass wir mit den Bürgern reden.“ Daraufhin meinte Thomas Möller (CDU), es sei keine Erfindung der Freien Wähler, Anwohner mit einzubeziehen. Das geschehe mit dem Auslegen des Bebauungsplans. In der Sache waren sie sich aber einig. Möller bezeichnete KamÜ als „gutes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement“.

FDP-Fraktionschefin Chantal Stockmann fand die Reihenfolge der Beschlüsse „merkwürdig“. Wie die SPD wollte sie erst wissen, was mit dem Rest passiert. Dabei machte Lothar Ohl (SPD) klar: „Niemand hat was dagegen, kreativen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zu entfalten.“ Nur wo die Besucher parken sollen, frage er sich. Und Wenz legte mit seiner Kritik nach, dass mit zweierlei Maß gemessen werde. Die Fläche sei den Investoren „nicht angeboten, sondern kategorisch ausgeklammert worden“. Stockmann pflichtete ihm bei: „Und erst heißt es, der Turm sei statisch schwierig, daraufhin beschließen wir den Abriss, dann taucht er plötzlich im neuen Exposé auf.“

Rüdiger Engert klingt am Tag danach erleichtert. „Ich freue mich riesig und verspreche, dort etwas Schönes zu schaffen: Es wird eine Bereicherung für Bürstadt.“ Er will Gas geben. Zunächst beantrage er die Nutzungsänderung, diese brauche Zeit. Sanieren könne er aber: „Wir fangen mit dem Dach an und installieren eine Heizung. Der Innenausbau muss halt noch warten.“

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

Copyright © 2025 Südhessen Morgen