Bürstadt. Nach den Ferien steht eine große Neuerung für die Grundschüler in Bürstadt und Bobstadt an. Die Stadt hat die Betreuung in andere Hände gegeben: Der Viernheimer Verein Lernmobil übernimmt und arbeitet künftig eng mit dem Lehrerkollegium zusammen. In der Bobstädter Astrid-Lindgren-Schule kam die Nachricht ganz überraschend kurz vor den großen Ferien an. Für die Bürstädter Schillerschule ist schon länger klar, dass der Wechsel kommt - bei den Eltern hat das dennoch für einige Aufregung gesorgt.
Schillerschulrektor Torsten Wiechmann blickt der Zusammenarbeit allerdings sehr positiv entgegen. „Das Team ist schon im Haus, und es gibt sehr enge Absprachen.“ Auch bei der Einschulungsfeier am Dienstag werde das Lernmobil vertreten sein.
Ärger um Verträge sorgt für unglücklichen Start
Im Vordergrund steht für Wiechmann die pädagogische Arbeit mit den Kindern. „Und da habe ich nach wie vor ein gutes Gefühl.“ Für Dagmar Arzberger, Leiterin der Astrid-Lindgren-Schule, ist der Wechsel noch so neu, dass sie gar nicht viel darüber sagen kann - weder was das Personal noch was die Ausgestaltung betrifft. Aber sie lässt das Ganze einfach auf sich zukommen und bleibt gelassen. Mit dem neuen operativen Träger Lernmobil beginnen zumindest an der Schillerschule eine ganze Reihe neuer Betreuungskräfte. Die städtische Betreuung Bärenhöhle wurde zum Schuljahreswechsel aufgelöst. Einige Mitarbeiter arbeiten künftig beim Lernmobil, der Großteil wollte allerdings bei der Stadt bleiben und fängt in einer der Kitas an. Der Abschied fiel sowohl dem Bärenhöhlen-Team als auch vielen Kindern und Eltern schwer.
Dazu gibt es nach wie vor Ärger um die Verträge mit dem Lernmobil: Dabei geht es um inhaltliche Fehler in einigen Schriftstücken, aber auch um höhere Gebühren, was bei den Eltern zu Irritationen und Unsicherheit führte. Einige Familien hatten die Verträge nun handschriftlich geändert (wir haben berichtet) - worauf das Lernmobil mitgeteilt habe, das sie damit nicht gültig seien. Die Kinder könnten aber dennoch einen Platz bekommen. In der ersten Schulwoche sei es immer noch möglich, sich verbindlich anzumelden, zitieren Eltern das Lernmobil.
Lernzeiten nach wie vor mit doppelter Besetzung
Wiechmann bedauert den etwas „unglücklichen Start“ des Lernmobils und hofft, dass sich der Wirbel schnell legt, wenn der Unterricht begonnen hat, sich alle besser kennen und das Ganze gut läuft. Bei der Organisation des Unterrichts soll alles so bleiben, wie zuvor: Lernzeiten in den Klassen werden doppelt besetzt, mit pädagogischem Personal des Lernmobils und einer Lehrerin oder einem Lehrer. Wenn möglich, kommen die gleichen Betreuungskräfte in die Klassen - „aber das wird nicht immer so funktionieren“, stellt Wiechmann klar.
Schulleiter würdigt die Doppelbesetzung
Die Doppelbesetzung macht für den Schulleiter absolut Sinn: Die meisten Klassen an der Schillerschule sind rappelvoll. Der Teiler liegt bei 25 Kindern - „und der ist meistens erreicht“. Dazu kommen noch die Jungen und Mädchen, die in den Intensivklassen Deutsch lernen und nur ab und an den regulären Unterricht besuchen. Da sei es sehr hilfreich, wenn stundenweise zwei Ansprechpartner in den Klassen bereit stehen.
Dazu kommen all die anderen Herausforderungen im Schulalltag: Es gibt viele Inklusionskinder, und auch etliche andere Schüler, die mehr Zeit und Aufmerksamkeit erfordern - sei es wegen der Sprachkenntnisse oder ihres Verhaltens. Auch deshalb hatte sich die Schillerschule mehr Unterstützung von ihrer Betreuung gewünscht - und das Rathaus damit reagiert, dass es das Lernmobil mit ins Boot geholt hat. Die Trägerschaft bleibt aber nach wie vor bei der Stadt.
Wenn alle da sind - zum Kollegium gehören auch die Förderschullehrer für die Inklusionskinder -, ist die Schillerschule im kommenden Schuljahr personell ganz gut ausgestattet, findet Wiechmann. Zumal es im kommenden Schuljahr auch eine Praktikantin und eine FSJ-Kraft gibt, das sei mittlerweile keine Selbstverständlichkeit mehr.
Kinder brauchen oft mehr Aufmerksamkeit
„Wir haben alle Klassen mit eigenen Klassenlehrern versorgen können“ - bei der größten Schule im Kreis mit sechs Klassen pro Jahrgang nicht immer selbstverständlich. Zumal es drei langerzeiterkrankte Lehrkräfte gebe. Dazu kommt die Vorklasse für Kinder, die zwar mit sechs Jahren schulpflichtig, aber noch nicht so ganz bereit sind für den Start in die erste Klasse.
Im kommenden Schuljahr gibt es sogar drei Intensivklassen mit 30 Kindern, die noch an ihren Deutschkenntnissen feilen. Im vergangenen Schuljahr waren es zwei. Aber das könnte auch in diesem Schuljahr wieder so kommen - wenn Kinder wegziehen oder in eine reguläre Klasse wechseln.
Eine Änderung könnte es auch bei den Vorlaufkursen in den Kindergärten geben. Hier lernen die Jungen und Mädchen, die im nächsten Sommer eingeschult werden, die deutsche Sprache besser kennen. Bislang hat der Unterricht in der Schillerschule stattgefunden: täglich in den ersten beiden Stunden. „Das hat sich als schwierig erwiesen“, macht Wiechmann deutlich. Viele Eltern gingen arbeiten, da sei es gar nicht möglich, die Kleinen mitten am Vormittag von der Schule abzuholen und in die Kita zu bringen. „Einige Kinder konnten deshalb nicht teilnehmen.“
Rathaus kündigt Gespräch nach den Ferien an
Deshalb sollten die Lehrer künftig zu ihren (Vor-)Schülern kommen, lautet die Überlegung. „Das würde zwei Kitas betreffen. Der dritte Vorlaufkurs würde dann in der Schillerschule stattfinden.“ Endgültig entschieden sei das allerdings noch nicht.
Jetzt freut sich das komplette Schillerschulteam aber erst mal auf die Einschulung am Dienstag: Sechs erste Klassen und eine Vorlaufklasse wollen herzlich begrüßt werden. In der Astrid-Lindgren-Schule fangen zwei erste Klassen neu an.
In Sachen Verträge und Neuerungen haben die Stadt Bürstadt und das Lernmobil bereits ein Pressegespräch angekündigt. Dann soll es neue Informationen geben - allerdings erst nach Beginn des neuen Schuljahrs.
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