Bürgermeisterwahl

Bürstadt: Boris Wenz freut sich riesig über seinen Sieg

Der SPD-Politiker zieht am 1. Juli als Bürgermeister ins Bürstädter Rathaus ein. Vier Stimmen machen den Unterschied. Wie Boris Wenz sein Amt angehen will.

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Sandra Bollmann
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Partei und Familie freuen sich mit Wahlsieger Boris Wenz (SPD) – hier mit Tochter Saskia Leipert samt Enkeltochter. © Berno Nix

Bürstadt. So ganz hat Boris Wenz seinen Wahlsieg noch nicht realisiert. „Verrückt“, sagt er am Morgen danach. Am 1. Juli zieht der SPD-Politiker als neuer Bürstädter Bürgermeister ins Rathaus ein. Das Ergebnis fiel am Sonntag äußerst knapp aus: Wenz erreichte mit 50,06 Prozent die absolute Mehrheit. Vier Stimmen weniger, und er hätte gegen CDU-Politiker Michael Heidrich zur Stichwahl antreten müssen. Dass die Bürstädter ihren neuen Rathaus-Chef gleich im ersten Anlauf küren, ist auch für Wenz eine echte Überraschung. Er habe eher mit einer Stichwahl gerechnet, räumt er im Gespräch mit unserer Redaktion ein – vor allem im traditionell schwarz geprägten Bürstadt.

Kein Wunder, dass noch am Sonntagabend kräftig gefeiert wurde: Zur Wahlparty bei ihm im Hof kamen nicht nur Parteifreunde und Familie, sondern auch viele Gratulanten spontan vorbei. Den Montag hat er sich frei genommen. Und beim Spaziergang mit der kleinen Enkeltochter erneut jede Menge Grüße und Glückwünsche erhalten – von Passanten, aber auch von einem Trupp Bauhofmitarbeiter, der an ihm vorbeigefahren ist.

„Ich fühle mich wie in einer Parallelwelt“

Am Dienstag geht's wieder ins Büro, gleichzeitig beginnen die Vorbereitungen auf sein neues Amt. „Ich fühle mich ein bisschen wie in einer Parallelwelt“, erzählt Wenz mit einem Lachen. Sein Abschied von der Online-Bank soll ordentlich ablaufen, es gibt noch unzählige Gespräche zu führen und Projekte zu übergeben. Ein kleines bisschen emotional ist der Abschied dann doch. „Die Kollegen freuen sich für mich“, weiß Wenz. Aber dass sie ihn vermissen werden, hätten sie genauso deutlich gemacht.

Mit Amtsinhaberin Bärbel Schader will er nun etliche Termine gemeinsam wahrnehmen. Auch hier ist Wenz eine „saubere Übergabe“ wichtig. Bis zu seinem Amtsantritt will er sich so gut wie möglich einarbeiten.

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Teure Leuchtturmprojekte soll es mit Boris Wenz nicht mehr geben

Dass ihm Bärbel Schader ein gut bestelltes Feld und auch einen ordentlichen Haushalt hinterlässt, bestätigt er nur zu gerne. Allerdings sieht er auch die Pflichten, die sich daraus ergeben. Leuchtturmprojekte wie den Bildungs- und Sportcampus oder auch die Alla hopp!-Anlage werde es mit ihm nicht geben, das habe er schon während seines Wahlkampfs deutlich gemacht. „Jetzt gilt es, diese Werte zu erhalten.“ Und das sei durchaus personal- und kostenaufwändig.

Als neuer Rathaus-Chef will er offen und konstruktiv mit allen Fraktionen umgehen. Und freut sich über die guten Wünsche von den Grünen und Freien Wählern, aber auch die CDU habe ihm „ehrliche Glückwünsche“ übermittelt. Wenz ist sich sicher, dass es sich dabei nicht nur um „Gut-Wetter-machen“ handelt. Dass er und CDU-Kandidat Michael Heidrich gut miteinander auskommen, haben die beiden nicht nur im Wahlkampf, sondern auch in etlichen politischen Sitzungen demonstriert. Den „sehr fairen Wahlkampf“ loben beide.

Hochspannung am Sonntagabend: Die Wahllokale sind geschlossen, die Stimmen kommen im Rathaus an. © Berno Nix

Dass er seine Partei nicht in den Focus des Wahlkampfs gerückt hat, sieht der SPD-Politiker als eine der Ursachen für seinen Erfolg. Den Satz: „Normalerweise wähle ich CDU, aber dich kann ich wählen“ habe er sehr oft gehört. Wenig wahrscheinlich ist für ihn dagegen, dass Michael Heidrich Stimmen verloren gegangen seien, weil er offiziell als unabhängiger Kandidat antrat. Und ob der Wirbel um den ursprünglichen CDU-Kandidaten Jürgen Eberle eine Auswirkung auf den Wahlkampf hatte, ist für Wenz ebenfalls fraglich.

Michael Heidrich leitet am Donnerstag wieder den Bauausschuss

Michael Heidrich sieht's genauso: Solche Spekulationen sieht er als müßig an. Klar gelte es, in den nächsten Tagen den Wahlkampf zu analysieren. Noch steht die Enttäuschung im Vordergrund. „Der Wahlkampf war kurz, aber ich habe alles reingeschmissen“, sagt Heidrich. Aber auch: „Der Wähler hat entschieden.“

Am Donnerstag beginnt wieder der politische Alltag, dann leitet er die nächste Bauausschusssitzung. „Ich bin Vorsitzender und bleibe das auch.“ Um über das große Ganze nachzudenken, will er sich etwas länger Zeit lassen.

Knappes Ergebnis – Thema im Wahlausschuss?

Am Donnerstag tagt der Wahlausschuss, um das amtliche Endergebnis festzustellen. In der Regel werden dann keine Stimmen nachgezählt, erläutert Wahlleiter Michael Molitor. Wie alle Fraktionen im Parlament ist auch die CDU in diesem Ausschuss vertreten. „Es kann durchaus beantragt werden, nochmal nachzurechnen“, bestätigt Molitor. Dass aber gleich vier Stimmen falsch gezählt wurden, hält er für absolut unwahrscheinlich.

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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