Podiumsdiskussion

Bürstädter Bürgermeisterkandidaten reden Klartext

Am 9. März wird in Bürstadt gewählt. Zahlreiche Gäste verfolgten Wahlforum des „Südhessen Morgen“ im Bürgerhaus. Welcher Kandidat hat was gesagt?

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Corinna Busalt
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Im Austausch: Boris Wenz (v.l.), Michael Heidrich und Werner Kruck (r.) stellen sich den Fragen von Moderator Bernhard Zinke. © Berno Nix

Bürstadt. „Der Saal ist so voll, als würden wir Fastnacht feiern“, scherzt Moderator Bernhard Zinke zu Beginn der Podiumsdiskussion im Bürstädter Bürgerhaus. Fast 400 Zuhörer verfolgen beim Wahlforum des „Südhessen Morgen“ gespannt das Gespräch mit den drei Bürgermeisterkandidaten. Denn am Sonntag, 9. März, haben die Bürstädter die Wahl. Dann geht es um die Nachfolge von Rathauschefin Bärbel Schader. „Drei Männer wollen eine Frau beerben“, führt Zinke launig in den Abend ein und stellt Michael Heidrich, Werner Kruck und Boris Wenz vor. An dem Abend erlebt das Publikum die Bewerber im direkten Vergleich.

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SPD-Kandidat Boris Wenz gesteht auf Nachfrage, dass er bei seiner Wahlwerbung gänzlich auf die Nennung seiner Partei verzichtet, weil er nicht mit dem schlechten Image der SPD im Bund und den Streitigkeiten in der Ampel in Verbindung gebracht werden möchte. „Ich trete nur für die SPD in Bürstadt an. Natürlich habe ich ein soziales Herz.“ Die Aufgabe als Bürgermeister strebe er an, weil er es leid sei, dass im Rathaus allzu häufig Entscheidungen vorweggenommen würden. „Vorlagen sind oft so geschrieben, dass die Entwicklung nur in eine Richtung gehen kann. Dagegen will ich etwas tun. Die Begriffe Vertrauen und Verwaltung passen nicht in einen Satz. Das muss sich ändern.“

Nur ein Bewerber nennt offen seine Partei

Michael Heidrich ist CDU-Mitglied, tritt aber gänzlich unabhängig an – allerdings nicht, wie Moderator Zinke mutmaßt, weil er es seiner Partei nachtrage, dass sie zunächst Jürgen Eberle nominiert hatte. Denn erst nach dessen Rückzug hat der 43-Jährige seine Bewerbung eingereicht. „Ein Bürgermeister sollte meiner Meinung nach unpolitisch agieren und Beschlüsse mit dem besten Ergebnis für unsere Stadt umsetzen. Das kann ich als unabhängiger Kandidat am ehesten erfüllen.“ Er stehe für ein neues Miteinander – und auch dafür, „das Verhältnis der Bürger zur Verwaltung auf neue Füße zu stellen“.

Werner Kruck (FDP) bei der Podiumsdiskussion. © Berno Nix

Werner Kruck ist der einzige, der offen seine Zugehörigkeit zur FDP bekennt – trotz der Wahlschlappe am Sonntag. Das liege daran, dass er als Student ein Stipendium der liberalen Naumann-Stiftung erhalten hat. Er halte der Partei die Treue. Ansonsten vertrete er auch viele grüne Ideen, gerade was den Umwelt- und Klimaschutz angeht. Am Amt als Rathauschef reizen den 65-Jährigen die Gestaltungsmöglichkeiten. „Ich denke, ich könnte viel beitragen in Bürstadt.“ Um Geld zu sparen, kann er sich beispielsweise vorstellen, dass ein Verein das Freibad betreibt. Insgesamt setzt der Sozialwissenschaftler auf bürgerschaftliches Engagement. In der Verwaltung würde er Prozesse automatisieren, damit die Mitarbeiter mehr Zeit für andere Dinge haben.

Beim Thema Blumenkübel sind sich alle einig

„Ein Hoch auf unsere Vereine“ hat Michael Heidrich sein Lied über Bürstadt genannt. Auf der Bühne verrät er, dass er es mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz komponiert hat. Auf die Frage nach seinen drei wichtigsten Zielen im Amt nennt er maßvolle Gebühren für eine sichere Kinderbetreuung, eine gute Infrastruktur sowie ein Rathaus, das für die Bürger da ist. Um die Kosten für neue Kita-Plätze und Straßensanierungen stemmen zu können, will er Sparpotenziale im Haushalt heben und auf effektive Zusammenarbeit mit anderen Kommunen setzen.

Michael Heidrich ist CDU-Mitglied, tritt aber als unabhängiger Kandidat bei der Wahl am 9. März an. © Berno Nix

Boris Wenz will das Ansehen des Rathauses wieder steigern und hat auch die Infrastruktur im Blick. Vor allem der Zustand der Industriestraße – mit kaputter Fahrbahn und zu viel Lkw-Verkehr – solle sich ändern, auch indem die Beschilderung verbessert werde. Im städtischen Haushalt will der 52-Jährige ebenfalls nach Einsparmöglichkeiten suchen. Die Grundsteuer solle übrigens nicht angehoben werden. „Daran wagt sich ohnehin keine Partei vor der Kommunalwahl nächstes Jahr“, bekennt er offen.

„Ein Baum, der nicht in den Boden kommt, ist kein Baum, sondern eine Topfpflanze!“ Für diesen Einwurf erhält Werner Kruck direkt Applaus. Beim Stichwort „Blumenkübel“ in der Nibelungenstraße brandet im Saal ohnehin Gelächter auf. „Die Fastnacht lässt grüßen“, meint Moderator Zinke, der eine Leserfrage weiter gibt. Alle drei sind sich in Sachen Pflanzgefäße einig: Es gebe zu viele, sie seien hässlich und behindern beim Parken.

Boris Wenz ist von der SPD Bürstadt als Bürgermeisterkandidat nominiert worden. © Berno Nix

„Das war sehr interessant, mein Blick auf die Kandidaten ist jetzt völlig neu und anders als mein Eindruck von deren Homepage“, sagt eine Besucherin nach der Diskussion. Eine andere fühlt sich in ihrer Entscheidung bestätigt. „Das war sehr informativ“, meint der ehemalige Bürgermeister Alfons Haag, besonders gefallen habe ihm die Moderation.

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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