Neckar-Bergstraße - Der 25-jährige Tim Nusser (FDP) kandidiert bereits zum zweiten Mal für den Bundestag

Wahlkreis Heidelberg: FDP-Kandidat Tim Nusser legt Wert auf Bürgerrechte

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Erschien sehr pünktlich zum Gesprächstermin auf dem Ladenburger Marktplatz: Tim Nusser, der sich für die FDP um ein Bundestagsmandat bewirbt. © Marcus Schwetasch

Ladenburg. Tim Nusser ist mit dem Fahrrad gekommen. Seinen Helm hat er an der Seitentasche festgemacht. Bereits einige Minuten vor der vereinbarten Uhrzeit steht der 25-Jährige am Brunnen auf dem Ladenburger Marktplatz. Auf sein umweltfreundliches Verkehrsmittel angesprochen, antwortet er: „Ich bin vor allem flexibel. Teile der Strecke lege ich mit der Bahn zurück und bin so schneller.“ Besonders an diesem Tag ist das wichtig, nach dem Treffen hat der FDP-Bundestagskandidat noch eine Parteisitzung: „Wenn es möglich ist, fahre ich aber auch gerne die ganze Strecke mit dem Rad.“

Tim Nusser (FDP)

  • Geburtstag: 23. Juli 1996
  • Geburtsort: Freiburg im Breisgau
  • Wohnort: Heidelberg-Schlierbach
  • Familie: ledig
  • Beruf: Projektmanager
  • Beruflicher Werdegang: Abitur am Wentzinger-Gymnasium in Freiburg, Bachelor of Arts in American Studies (Hauptfächer: Geografie, Geschichte; Nebenfächer: Internationale Beziehungen, Religionswissenschaft) an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, dann Master of Public Policy (MPP) an der University of Oxford.
  • Politisches Engagement: Stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP Heidelberg, Schatzmeister der FDP Kurpfalz, Mitglied im Landesvorstand der FDP-Baden-Württemberg, ehemaliger stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen.

Manch einem drängt sich da die Frage auf, warum Nusser nicht bei den Grünen gelandet ist – zumal er aus Freiburg stammt. Die Grünen sind dort traditionell stark, stellten viele Jahre den Oberbürgermeister. „Mir hat damals in Freiburg die Art nicht gefallen, wie die Grünen über ihre politischen Mitbewerber gesprochen haben“, sagt Nusser. Die Fairness im Umgang ist für den Wahl-Heidelberger das oberste Gebot. „Ich würde mir wünschen, dass man wieder mehr trennt – zwischen politischem und persönlichem Streit.“ Er besuche auch mal eine Veranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbundes am 1. Mai: „Man muss auch andere Ansichten hören.“ Den Umgang mit seinen aktuellen Konkurrenten um das Bundestagsmandat sieht er positiv. „Auf persönlicher Ebene komme ich gut mit ihnen klar.“

Hauptthema Bürgerrechte

Doch warum hat es Nusser zur FDP verschlagen? „Mir sind Bürgerrechte sehr wichtig“, antwortet er. Die Sorge um ebenjene war es auch, die ihn in die Politik gebracht hat. „Das, was die Große Koalition in ihrem Vertrag nach der Wahl 2013 dazu vereinbart hat, gefiel mir überhaupt nicht.“ Also fing er an, die Grundsatzprogramme der großen Parteien zu durchforsten – und landete bei den Liberalen. Der Zeitpunkt für den Eintritt in die FDP hätte nicht ungünstiger sein können. Gerade eben war die Partei an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert und aus dem Bundestag geflogen. „Ich musste mir einiges anhören.“

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Wahlkreis 274 Heidelberg: Tim Nusser tritt für die FDP an

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Nusser stieg innerhalb der Partei aber schnell auf – zuerst bei den Jungliberalen, dann bei der FDP. Zum Studium („American Studies“) zog er nach Heidelberg, wo er 2017 – mit 21 Jahren – Bundestagskandidat wurde. Diese Wahl ist für Nusser also bereits die zweite als Kandidat. Mit 25 Jahren ist er trotzdem noch sehr jung. Das sieht er als Vorteil: „In der Politik braucht es Erfahrung genau so wie frischen Wind. Die Durchmischung ist wichtig.“ Themen, die ihn umtreiben, hat der FDP-Kandidat genug. Eines davon ist die Gesundheitspolitik. „Das verbindet man auf den ersten Blick nicht unbedingt mit den Liberalen“, sagt er. Dass es ihn trotzdem beschäftigt, hat persönliche Gründe. In seiner Familie und unter seinen Freunden gibt es viele Krankenpfleger. Nusser weiß daher, dass es dort Handlungsbedarf gibt. „Es reicht aber nicht, einfach mehr Geld zu zahlen. Die Probleme sind komplexer.“ Man müsse im Blick haben, wie unterschiedlich Pflegeberufe sein könnten, was Arbeitszeiten und das Aufgabenspektrum angehe.

Anerkennung von Café-Gästen

Den Leuten am Nachbartisch ist das Gespräch nicht verborgen geblieben. Plötzlich steht ein Mann neben Nusser. „Entschuldigung, dass ich störe. Aber ich wollte Ihnen sagen, dass Sie sehr differenziert argumentieren. Das gefällt mir.“ In Zeiten von Hassreden im Internet ist das eine fast schon erfreuliche Unterbrechung. Kurz danach ist der Mann auch schon wieder weg. Nusser schaut ihm kurz hinterher – und ist gleich wieder beim Thema.

Drei Fragen an Tim Nusser

Herr Nusser, warum sollten die Wählerinnen und Wähler ausgerechnet Sie wählen?

Tim Nusser: Ich setze mich für eine konsequente Ausrichtung auf die Zukunft ein, zum Beispiel in den Bereichen Digitalisierung, Arbeit und Rente. Ich will die Generationengerechtigkeit wieder in die Politik bringen und stets ansprechbar und vor Ort sein.

Wenn Sie im Wahlkreis einen Ihrer Mitbewerber wählen müssten, wer wäre das und warum?

Nusser: (schmunzelt) Das ist natürlich immer eine etwas fiese Frage. Politisch habe ich große Differenzen mit Kandidaten, persönlich versuchen wir immer, freundlich miteinander zu sein. Ich würde Alexander Föhr von der CDU nehmen, da ich glaube, dass er in der Partei am ehesten eine Kraft für die Modernisierung des Landes ist.

In Schriesheim und Ladenburg mehren sich Anwohnerbeschwerden über Straßenlärm von der A 5. Wie stehen Sie zu einem generellen Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf Autobahnen?

NusserEin generelles Tempolimit lehnen wir als FDP ab. Wir brauchen aber Geschwindigkeitsbegrenzungen an Gefahrenstellen und auch dort, wo es um Lärmschutz geht. Wir sind also nicht grundsätzlich gegen Tempolimits an bestimmten Stellen. Ich glaube aber auch, dass es nicht problematisch ist, wenn jemand auf einer Autobahn mitten im Nirgendwo einmal schneller fährt.

„Wir müssen heute die Weichen stellen, dass wir in Zukunft nicht abgehängt werden.“ Was er damit meint? Arbeitsplätze müssten gesichert werden, indem man in Deutschland die Ausgewogenheit von Industrie, Handwerk und Dienstleistung bewahre. „Während der Corona-Pandemie haben wir viel Geld ausgegeben. Das darf aber nicht dazu führen, dass man die Probleme nur nach hinten schiebt.“ Nusser denkt hier auch an die jungen Menschen. „Es muss für sie möglich sein, sich eine Existenz aufzubauen, zum Beispiel durch Eigentum.“ Bei den aktuellen Preisen für Wohnen sei das aber nicht möglich. Die Lösung liegt für ihn in verschiedenen Maßnahmen, zum Beispiel in Steuererleichterungen oder der Steigerung des Angebots durch Neubau. Was für ihn definitiv nicht dazugehört: mehr Regulierung.

Direkt gefragt

  • Welches Buch lesen Sie gerade? Two Sisters von Asne Seierstad
  • Was ist Ihr bevorzugtes Verkehrsmittel? Fahrrad
  • Nennen Sie uns Ihr Lieblingslokal im Wahlkreis. Vater Rhein in Heidelberg
  • Haben Sie Haustiere? Nein
  • Wohin führt Ihr Sonntagsausflug im Wahlkreis? Entlang der südlichen Etappen des Wanderwegs Burgensteig Bergstraße.
  • Wen würden Sie unbedingt gerne mal persönlich treffen? Historisch Hans Küng, ansonsten Martha Nussbaum.
  • Was ist Ihr Lieblingsfilm? Hamilton
  • Tatort am Sonntag – ja oder nein? Nein
  • Konzert oder Kino? Konzert
  • Wandern oder Radfahren? Mit Freunden wandern, allein Radfahren.
  • Fleisch, Fisch oder vegetarisch? In der Heimat Fleisch, am Meer Fisch, und im März und Anfang April vegetarisch

Anreize statt Verbote

Das gilt für ihn auch beim Klimaschutz. Er setzt auf Anreize: Wer viel ausstößt, für den soll es teuer werden. Wer wenig ausstößt, soll davon profitieren. „Man wirft uns ja immer vor, wir machen nur Politik für die Reichen. Das stimmt nicht“, sagt Nusser. Wer als nicht so wohlhabender Mensch weniger CO2 ausstoße, profitiere am Ende finanziell.

Kontakt

  • Facebook: nusserfdp
  • Twitter: @timnusser
  • Instagram: nusserfdp
  • TikTok: -
  • Snapchat: -
  • Youtube: -
  • Homepage: tim-nusser.de
  • E-Mail: fdp@tim-nusser.de
  • Telefon: 0174/650 92 63(unter dieser Nummer auch auf WhatsApp zu erreichen)

Das Gespräch dauert nun schon weit länger als eine Stunde. Nusser wird zu seinem nächsten Termin zu spät kommen, das weiß er jetzt schon. Je näher die Bundestagswahl rückt, desto voller sein Kalender. Wegen der aktuellen Corona-Lage sind auch wieder Veranstaltungen möglich. „Trotzdem bleibt der Wahlkampf schwierig“, sagt Nusser. „Politik ist das, worauf viele Menschen nach diesem Winter und Frühjahr am wenigsten Lust haben.“ Nusser will trotzdem versuchen, sie für seine Ideen zu begeistern.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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