Neckar-Bergstraße. Eine wahre Blütenpracht steht auf dem Friedhof in Ladenburg bevor: Das jüngste gärtnergepflegte Grabfeld dort, am Bahndamm gelegen, wartet mit nicht weniger als 140 Rhododendren auf. Täglich kümmert sich Tanja Freund um die parkartige Anlage der Genossenschaft badischer Friedhofsgärtner, die mit der Kombination aus Dauerpflege und Gärtnerkunst eine Erfolgsgeschichte schreibt und jetzt zum Besuch einlädt. Auch wenn der örtliche Friedhofsgärtner Heiko Freund das Rasen mähen, sprengen und Wege säubern nach mehr als zehn Jahren abgegeben hat: Allein vier bildprägende Genossenschaftsflächen sowie viele Gräber pflegt und gestaltet seine Firma nach wie vor.
„Das städtische Grünflächenreferat und wir haben fachlich unterschiedliche Ansichten von Friedhofspflege, das harmoniert einfach nicht, und deshalb haben wir uns zurückgezogen“, erklärt Freund auf Anfrage dieser Redaktion. Vorschriftsgemäß haben Gemeinderat und Stadt nun die allgemeinen Pflegearbeiten auf dem Friedhof nach europaweiter Ausschreibung an den günstigsten Bieter vergeben. Es ist die Firma ISD aus Lüdenscheid, die über Außenstellen in der hiesigen Region verfügen soll. Tanja und Heiko Freund haben nach eigenen Angaben mit Gräbern und weiterhin stark nachgefragten Grabfeldern wie jenem namens „Bestattung unter Bäumen“ alle Hände voll zu tun.
Allein dieser Rhododendrongarten mit Sitzbank und charmanten Vogelfiguren aus Holz und Schrott, die der städtische Wassermeister Stefan Schuhmacher gestaltet hat, umfasst rund 100 Urnengrabstätten. Seit 2013 in Ladenburg der „Garten der Ruhe“ mit rund 150 Urnen- und Erdgräbern angelegt worden war, wird die genossenschaftliche „Rund-um-Sorglos“-Dauerpflege immer beliebter. Inzwischen sind es vier Flächen, darunter das „Mensch-Tier“-Urnenfeld. Am Herzen liegt Freund weiterhin auch das städtische „Schmetterlingsfeld“ für verstorbene Babys.
Was tut sich bei den Nachbarkommunen in Sachen gärtnergepflegte Grabfelder und neue Bestattungsformen? Wir haben nachgefragt.
Edingen-Neckarhausen
„Es läuft sehr gut mit unseren gärtnergepflegten Gräbern“, zieht Rathaussprecherin Lisa Schoofs Bilanz. Edingen-Neckarhausen hatte im November 2015 in beiden Ortsteilen gärtnergepflegte Grabfelder ihrer Bestimmung übergeben. Auf beiden Friedhöfen der Doppelgemeinde werden bereits die nächsten Erweiterungsflächen geplant oder schon umgesetzt.
Heddesheim
Im Sommer 2015 hatte Heddesheim sein erstes gärtnergepflegtes Grabfeld in Betrieb genommen. „Das Angebot wird sehr gut angenommen“, antwortet Hauptamtsleiter Julien Christof auf Anfrage. Neben gärtnergepflegten bietet die Gemeinde seit Neuestem auch pflegeleichte Gräber an, die herkömmliche Rasengräber mit dem Wunsch nach individuellem Grabstein und -schmuck verbinden: Der vordere Teil des Grabfeldes wird von der Gemeinde als Rasenfläche gepflegt, während das hintere Drittel - im Rahmen der Friedhofssatzung - den Ideen der Angehörigen vorbehalten bleibt.
Ilvesheim
Genossenschaftliche Dauergrabanlagen wurden im Juli 2012 auf dem Friedhof Nord in Ilvesheim eingeführt. „Aufgrund der hohen Nachfrage“, so Bürgermeister Thorsten Walther, folgten im Jahr darauf gärtnergepflegte Flächen auf dem Friedhof Mitte. Aktuell betreue die Genossenschaft 132 (Mitte) beziehungsweise 105 (Nord) Gräber. Die Mehrheit bilden jeweils Urnenreihengrabstätten am Hain (Baum) mit 88 (Mitte) und 72 (Nord) an der Zahl. Um der Nachfrage gerecht zu werden, stehen jeweils bereits Erweiterungsflächen zur Verfügung. Eine wird derzeit auf dem Friedhof Nord an zentraler Stelle vorbereitet. Dort sind bereits neu gesetzte Säulen für den bald folgenden Sonnenpavillon mit Sitzbank zu sehen.
In den vergangenen Wochen hat der Gemeindebauhof auch Vorbereitungen für die im Gemeinderat 2023 beschlossenen neuen Bestattungsformen getroffen, darunter ein „Sternchenfeld“ für tot- und viel zu früh geborene Kinder. Eine erste Baumbestattung gab es bereits. Angelegt ist auch das Grabfeld für die Mensch-Tierbestattungen im nord-westlichen Teil des Friedhofs Nord. Für das naturnahe Grabfeld wurden gerade die Gedenkstelen geliefert, die der Bauhof bald aufstellt. Parallel wurden Bäume gepflanzt, um Lücken an der Friedhofsmauer (Nord) zu schließen und auf dem Friedhof-Mitte für mehr Schatten zu sorgen. Bürgermeister Walther ist zufrieden: „Ich freue mich, dass wir nun alle neuen Bestattungsformen anbieten können und damit den selbstgesteckten Zeitplan einhalten.“
Schriesheim
Die Weinstadt an der Bergstraße war mit ihrem „Garten der Erinnerung“ im Herbst 2011 Vorreiter in der Region, was gärtnergepflegte Grabfelder betrifft. Inzwischen gibt es auf dem Schriesheimer Friedhof bereits seit einigen Jahren drei Anlagen, die durch die Genossenschaft Badischer Friedhofsgärtner betreut werden, darunter ein naturnahes Grabfeld. Rathaussprecherin Larissa Baßler teilt mit: „Alle gärtnerbetreuten Gräber werden gut angenommen.“ Bei Interesse stellt die Stadtverwaltung den Kontakt zur Genossenschaft in Karlsruhe her. Ein Platz auf diesen Grabfeldern ist, wie überall, jedoch nur mit Dauervereinbarung möglich. Es soll ja immer gärtnergepflegt aussehen und Parkgefühle auslösen.
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