Serie "Abgefahren"

Osterburken hat mehr zu bieten als nur die "alten Römer"

Diese Folge der "MM"-Sommerserie "Abgefahren" führt uns nach Osterburken, ein kleines Städtchen zwischen Odenwald und Jagsttal. Besonders angetan ist der Autor von einem Museumscafé

Von 
Torsten Gertkemper-Besse
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Der Limesturm in Osterburken ist ein Nachbau der bekannten römischen Grenzanlage. Sie verlief unter anderem genau durch Osterburken. © Römermuseum

Mannheim. Haben Sie schon einmal von Osterburken gehört? Das kleine Städtchen im Odenwald wird den meisten vielleicht nicht direkt ein Begriff sein. Doch es hat mehr zu bieten als einen drolligen Namen und schlechte Umsteigeverbindungen mit der Bahn. Warum wir Osterburken in unserer Sommer-Serie „Abgefahren“ vorstellen, hat seine Wurzeln auch in einer persönlichen Geschichte. Doch dazu später mehr.

Die Stadt hat rund 6500 Einwohner (Quelle: Stadtverwaltung, Stand 2020) und liegt zwischen dem Odenwald und dem Jagsttal. Von Ladenburg, Neu-Edingen/Friedrichsfeld oder Heddesheim/Hirschberg aus ist die Stadt in gut zwei Stunden zu erreichen - jeweils mit einem Umstieg in Heidelberg.

Präsenz der Römer ist sichtbar

Es lohnt sich, für die Fahrt ein gutes Buch mitzunehmen. Allein die Strecke zwischen Heidelberg und Osterburken mit der S-Bahn-Linie 1 nimmt knapp eineinhalb Stunden in Anspruch. Immerhin fährt man für eine gewisse Zeit am Neckar entlang, ein Blick aus dem Fenster kann also auch nicht schaden. Das 9-Euro-Ticket rentiert sich hier schon ab der ersten Fahrt, eine einfache Fahrkarte ohne Ermäßigungen kostet laut Fahrplanauskunft des VRN bereits 11,80 Euro. Wer mit der Familie unterwegs ist, kommt mit einem Familienticket für 20,60 Euro auch recht günstig hin.

Der Ausflug in Kürze

  • Bahnfahrt: RB 68 bis Heidelberg, je nach Startort in neun bis 20 Minuten, danach mit der S 1 bis nach Osterburken, Fahrzeit knapp 90 Minuten
  • Umstieg: ein Mal
  • Ticket: 9-Euro-Ticket (bis Ende August), Tages-Ticket Familie, 11,80 (VRN)
  • Zu besichtigen: Römermuseum und Limesturm (nur mit Wertmarke)
  • Öffnungszeiten: Im Sommer hat das Museum (Römerstraße 4) von dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt: vier Euro, ermäßigt zwei.
  • Mehr Infos: roemermuseum-osterburken.de

Doch nun zurück zu unserem Zielort: Seit einigen Monaten führt Osterburken die Zusatzbezeichnung „Römerstadt“ - und es wird sehr schnell klar, warum. Noch heute zeugen Mauern und Überreste alter Bauwerke von der Präsenz der Römer. Teile eines Kastells sind erhalten, beim Blick durch ein Archäoskop kann man sich vorstellen, wie das ganze damals ausgesehen haben muss - durchaus sehenswert.

Auch eines der bekanntesten Grenzbauwerke der Geschichte verlief durch Osterburken: der Limes. Auf einer Erhebung südlich der Stadt steht heute der Nachbau eines Turms. Er zeigt, in welchen Maßstäben die Römer bereits damals gedacht und gebaut haben. Der Zutritt zum Turm ist mit einer Wertmarke möglich, die man für einen Euro im Römermuseum bekommt. Und damit wären wir bei einer der wichtigsten Einrichtungen im Ort. Etwa zehn Gehminuten vom Bahnhof entfernt befindet sich das Römermuseum. Dort sind zahlreiche römische Funde aus Nordbaden ausgestellt.

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Wer sich statt der Antike eher im Mittelalter aufgehoben fühlt, kann den „Histotainment Park Adventon“ besuchen. Zwischen April und Oktober ist er an den Wochenenden geöffnet und bietet mit originalgetreuen Nachbauten und spannenden Darbietungen viele Einblicke ins Mittelalter. Die Öffnungszeiten können aufgrund von Veranstaltungen variieren (Infos: mittelalterpark.de). Der Park liegt nicht direkt im Ort, er ist etwa fünf Kilometer vom Zentrum entfernt. An den Wochenenden gibt es allerdings eine Bus-Verbindung im Zwei-Stunden-Takt, die auf die S-Bahnen aus Heidelberg zeitlich abgestimmt ist.

Ein wohltuender Tee

Kommen wir aber noch einmal zurück zum Römermuseum: Hier beginnt die persönliche Geschichte, die mit dem Museum zu tun hat - allerdings weniger mit dessen Exponaten als mit seinem Café. Im Winter vor bald drei Jahren strandeten meine heutige Frau und ich in Osterburken, als wir auf dem Weg von Mannheim nach Würzburg waren. Wegen gerade einmal acht Minuten Verspätung hatten wir unseren Anschluss verpasst, der nächste Zug fuhr erst in zwei (!) Stunden. Kalter Wind und Schneegestöber machten den Aufenthalt am Bahnsteig ziemlich unattraktiv (gut, dieses Problem werden Sie als sommerliche 9-Euro-Ticket-Touristen nicht haben).

Viele Lokale im Umfeld des Bahnhofs machten Mittagspause, das Hauptgebäude, in dem man sich hätte aufwärmen können, war abgeschlossen. Und so zogen wir durch den Ort, auf der Suche nach einem warmen Raum, wo es idealerweise auch noch etwas zu essen geben sollte. Kaum zu glauben, aber diese Suche gestaltete sich schwierig. Zugegeben: Wir hatten uns zuvor noch nie mit Osterburken beschäftigt, wussten also auch nicht, wo es etwas zu sehen geben würde.

Nach einer durch die Kälte sehr unbequemen Suche stießen meine Frau und ich auf das Römermuseum und das Café. Kaum überraschend, dass wir an einem verschneiten Dezember-Tag mitten in der Woche die einzigen Gäste waren. Doch das war uns auch schon egal. Selten war ein warmer Tee so wohltuend, und selten waren wir einem Museum so dankbar. Die restliche Wartezeit auf den Zug nach Würzburg ließ sich so gut aushalten.

Und zur Info: Ein Regionalexpress verbindet die Römerstadt und die Franken-Metropole in etwa einer Stunde Fahrzeit. Sei es also nur für einen Zwischenaufenthalt und als Reiseziel des Tages: Osterburken bietet seinen Besuchern etwas - vor allem natürlich den Geschichtsinteressierten. Und wenn Sie doch einmal im Winter am Bahnhof stranden sollten, wissen Sie ja, wo sie hingehen können.

Redaktion Redaktion Neckar-Bergstraße, zuständig für Ilvesheim und Friedrichsfeld

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