Das Neun-Euro-Ticket ist in aller Munde. Einen ganzen Monat lang mit Bus und Bahn durch Deutschland fahren, das ist einfach unschlagbar günstig. Doch für einen einmaligen Ausflug mit der Familie gibt es auch im Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) attraktive Angebote. So kostet das Tages-Ticket Familie für Fahrten im gesamten Verbundgebiet 20,60 Euro, es gilt für zwei Erwachsene mit beliebig vielen eigenen Kindern oder Enkelkindern. Am Wochenende lässt sich die Karte sogar samstags und sonntags nutzen, bis am Montag früh um 3 Uhr.
Wer das Neun-Euro-Ticket für sich und seine Kinder erworben hat oder dies im August noch nachholt, zahlt bei zwei Kindern zwar insgesamt 36 Euro, hat dafür aber einen quasi unbeschränkten Radius – und das für einen ganzen Monat. Doch wohin in den Ferien, einfach mal so? Wir haben uns auf die Suche gemacht nach attraktiven Zielen entlang der Bahnstrecken, die an den Bahnhöfen in Neu-Edingen, Ladenburg und Heddesheim-Hirschberg starten. Die einfache Fahrt sollte dabei in der Regel nicht länger als zwei Stunden dauern, Umstiege wollten wir möglichst ganz vermeiden oder zumindest auf einen, maximal aber zwei beschränken.
Erstaunlich weit
Es ist schon erstaunlich, wie weit man auf diese Weise kommt. Allein die S-Bahn Rhein-Neckar hat einen beachtlichen Radius. Die S 6, welche die drei genannten Bahnhöfe bedient, fährt bis ins südhessische Bensheim an der Bergstraße und bis in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz.
Wer diese ohne Umsteigen erreichen will, ist von Ladenburg aus nach 22 Zwischenhalten und einer Stunde und 41 Minuten Fahrzeit am Ziel. Deutlich schneller geht es beispielsweise mit dem Regional-Express (RE 60) nach Mannheim und von dort mit dem RE 4 nach Mainz (eine Stunde, 18 Minuten). Unter anderem auf dieser Strecke erweist sich das 9-Euro-Ticket als wahrer Segen, denn es gilt von Anfang bis Ende. Im Verbund ist es hingegen nicht möglich, eine Karte zu lösen. Noch nicht einmal der Fahrpreis lässt sich ermitteln.
Ein leidiges Problem, das Fahrgäste kennen, die zwischen den Verkehrsverbünden Rhein-Neckar (VRN) und Rhein-Main (RMV) pendeln. Hier lässt sich nur ein Ticket bei der Bahn lösen, am Automaten oder mit der Navigator-App. 20,80 Euro kostet die einfache Fahrt für einen Erwachsenen, bis zu drei Kinder von sechs bis einschließlich 14 Jahren fahren kostenlos mit.
Schauen wir auf die S 1, die von Homburg an der Saar im Westen bis Osterburken im Osten fährt. Von Ladenburg aus geht es zum Umstieg in Mannheim (SAP Arena) und von dort dann nach Osterburken. Knapp zweieinhalb Stunden einfache Fahrt, das ist gerade noch vertretbar für einen Tagesausflug. Wer mit der Regionalbahn nach Heidelberg fährt und dort erst in die S 1 umsteigt, schafft es in fast genau zwei Stunden.
Genauso schnell geht es nach Homburg an der Saar, und zwar mit der S 6 nach Mannheim und von dort mit dem RE 1 ans Ziel. Da das Ziel außerhalb des Verbunds liegt, zeigt die VRN-Auskunft keinen Fahrpreis an. Im Liniennetzplan erkennt man, das Homburg als erster Haltepunkt auf dieser Bahnlinie außerhalb des Verbundgebietes, aber in einem Übergangstarif liegt. Ansonsten wird auf ein Tarifprospekt verwiesen. Die weitere Recherche führt zu folgendem Ergebnis: „Auf dem Schienenstreckenabschnitt der DB AG zwischen Bruchmühlbach-Miesau und Homburg/Saar Hbf werden alle verbundweit gültigen Fahrscheine des VRN mit Ausnahme des VRN-Semester-Tickets und des VRN-Anschluss-Semester-Tickets für Fahrten von und nach Homburg/Saar Hbf anerkannt.“ Bedeutet im Klartext: Auch mit dem VRN-Familienticket zu 20,60 Euro kommt man ans Ziel. Die Navigator-App der Bahn zeigt dagegen 26,50 Euro für die einfache Fahrt an. Bei zwei Elternteilen sind das für die Hin- und Rückfahrt bereits stolze 106 Euro.
Unnötig kompliziert
Nur knapp eine Stunde dauert von Ladenburg aus die Fahrt nach Karlsruhe, mit einem Umstieg. VRN-Angebot? Fehlanzeige. Aber wir bewegen uns ja immerhin in einem Bundesland. Da gibt es zum Glück das Ticket „bwEINFaCH“. Für 12,40 Euro pro Erwachsenem und Tag und mit kostenloser Mitfahrt für Kinder von sechs bis 14 Jahren. Diese Beispiele zeigen, wie kompliziert und zum Teil überteuert die Tarifstruktur im Nahverkehr ist. Aber bis Ende August haben wir ja noch das Neun-Euro-Ticket. Um es richtig auszunutzen (und sich vielleicht auch auf ein Nachfolgeticket zu freuen), haben wir für die nächsten Wochen eine Reihe von Sommerferientipps zusammengestellt. Sie werden in loser Folge veröffentlicht.
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