Das Wichtigste in Kürze
* Die Neckarbrücke bei Ladenburg soll Ende 2026 fertiggestellt werden. * Die Kosten haben sich seit dem Baubeginn mehr als verdoppelt. * Die Umgehungsstraße soll Ladenburg, Ilvesheim und Seckenheim entlasten.
Neckarhausen/Ladenburg. Fast genau sechs Jahre nach dem ersten Spatenstich in Ladenburg für den Bau der L 597 hat der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann am Donnerstag auf der anderen Seite des Neckars den offiziellen Startschuss zum Bau der neuen Neckarbrücke gegeben. Der Politiker der Grünen bezeichnete sie als das Herzstück der rund 3,3 Kilometer langen Umgehungsstraße, die vor allem Ladenburg und Ilvesheim sowie den Mannheimer Stadtteil Seckenheim vom Durchgangsverkehr entlasten soll.
Bauwerk ist das Herzstück der Ortsumgehung
Die Karlsruher Regierungspräsidentin Sylvia Felder bezeichnete die Umgehungsstraße als Meilenstein in der regionalen Verkehrsgeschichte. Die 360 Meter lange Brücke mit sechs Pfeilern, davon drei im Fluss, sei deren Herzstück. Der zweite Meilenstein sei der Radschnellweg RS 2, der Mannheim und Heidelberg miteinander verbinden und über diese Brücke und ein Stück entlang der Trasse verläuft. In einem Teilabschnitt ist er schon jetzt asphaltiert.
Positiv bewertete es die Regierungspräsidentin, dass es gelungen sei, den Bau der Ortsumgehung und jenen des Radschnellwegs in nur einem Verfahren zu bündeln. Auf einer Länge von 2,5 Kilometern verläuft der Radweg direkt neben der Landesstraße, aber räumlich von ihr getrennt.
„Mit einer Breite von fünf Metern auf freier Strecke und vier Metern auf der Neckarbrücke würden die Voraussetzungen für eine optimale Radwegverbindung zwischen Mannheim und Heidelberg geschaffen“, heißt es dazu aus dem RP.
Kosten haben sich seit Baubeginn mehr als verdoppelt
Das Regierungspräsidium habe viel geleistet und dazu beigetragen, „dass es klappt“, lobte der Minister: „Jetzt kann man sich auf die Fertigstellung freuen.“ Dass sich diese seit Baubeginn um zwei Jahre verschoben hat, erwähnte Hermann nicht. Insgesamt bezifferte er die Baukosten auf 77,4 Millionen Euro, das ist mehr als das Doppelte dessen, was bei Beginn der Arbeiten im März 2019 kalkuliert war.
Die Brücke in knapp zwei Jahren fertigzustellen, sei ein ambitionierter Zeitplan, sagte der Minister: „Aber es ist höchste Zeit.“ Sogar ihn beschäftige dieses Projekt schon lange, aber es seien einige da, die es noch viel länger beschäftige. Einer davon ist der ehemalige Ilvesheimer Bürgermeister Andreas Metz, der mit seinem Nachfolger Thorsten Walther gekommen war.
Ein Land könne nicht einfach eine Brücke bauen, verwies der Minister auf die umfangreichen Vorbereitungen: „Das ist ziemlich komplex.“ Da müsse vieles gemeinsam berücksichtigt und bedacht werden. Die Straße werde eine große Entlastungswirkung haben, betonte Hermann. Sie schaffe aber auch neue Möglichkeiten in den Kommunen Ilvesheim, Ladenburg und Seckenheim. Er könne an der Stelle nur appellieren: „Warten Sie nicht darauf, bis die Umfahrung fertig ist, sondern planen Sie schon jetzt, was man aus der beruhigten Ortsdurchfahrten machen kann, wie man die Ortsmitte beleben kann.“ Andernfalls, so unterstrich Hermann, könne er ihnen garantieren, dass sie weiter viel Verkehr haben.
Minister fordert Bundesmittel für Sanierungen
Die Ortsumgehung sei aktuell das teuerste Projekt des Landes Baden-Württemberg bei Landesstraßen und Brücken, erklärte der Grünen-Politiker. Für derartige Neubauten habe das Land kaum noch Geld. „Wir sind sehr daran interessiert, dass das Gesamtsystem der Brücken, die wir schon haben, nicht brüchig werden, sondern befahrbar bleiben“, sagte der Minister. Das sei nur möglich, indem das Land nun massiv in die Sanierung seiner Brücken investiere. Landesweit seien es weit über 600, die saniert oder größtenteils neu gebaut werden müssten. Zudem seien sehr viele Landesstraßen sanierungsbedürftig, ergänzte er. Dass der Bund den Radschnellweg fördere, sei positiv. Trotzdem müsse auch das Land noch gut zwei Millionen Euro investieren. „Ich kann nur hoffen, dass eine neue Bundesregierung erkennt, dass wir deutlich mehr investieren müssen in unsere Verkehrsinfrastruktur“, mahnte Hermann, sei es die Schiene, die Wasserstraße wie der Neckar oder auch die Brücken und Straßen: „Wir können nicht nur auf die Schiene achten, wir müssen auch die Straßen in Schuss halten.“
Ladenburg plant eine Beruhigung der Benzstraße
„Das ist heute ein wichtiger Meilenstein“, sagte Ladenburgs Bürgermeister Stefan Schmutz dieser Redaktion: „Es schafft Gewissheit für alle, die jemals noch daran gezweifelt haben, dass die L 597 kommt.“ Ob bis 2026 oder 2027, das sei dabei zweitrangig.
„Wir bereiten uns jetzt schon auf die Zeit danach vor“, unterstrich Schmutz. Was dabei noch zu klären sei, sei die Frage der Baulastträgerschaft, also wem die Straße gehört und wer dafür aufkommen muss: „Da müssen wir erst noch einmal ins Gespräch kommen mit dem Land und mit dem Kreis.“ Das Ziel sei ganz klar, dass man im Bereich der Benzstraße in Ladenburg eine Verkehrsberuhigung genehmigt bekommen und auch baulich umsetzen können.
„Als Bürgermeister der Gemeinde Ilvesheim freue ich mich sehr über den heutigen Tag“, sagte Thorsten Walther. Die Gemeinde habe jahrzehntelang dafür gearbeitet und gekämpft, dass diese Umgehungsstraße kommt, und jetzt sei sie in greifbare Nähe gerückt. Für die Zeit danach sei Ilvesheim mit dem Kreis und dem Regierungspräsidium im Gespräch. Die Zielsetzung und der Auftrag des Gemeinderates sei klar: Die Entwicklung der Ortsmitte sei wichtig.
Edingen-Neckarhausen hofft auf Felders Unterstützung
„In unserer Brust schlagen natürlich zwei Herzen“, räumte Bürgermeister Florian König aus Edingen-Neckarhausen ein. Anders als Ilvesheim, Ladenburg und Seckenheim brauchten die Menschen in seiner Gemeinde noch etwas Zeit, um zu erkennen, dass sie dankbar sein können.
Er habe die Gelegenheit genutzt, mit der Regierungspräsidentin über die Themen Fähre und Lärmschutz zu sprechen. „Ich bin dabei auf offene Ohren gestoßen“, zeigte sich König dankbar. Sie habe erkannt, dass Edingen-Neckarhausen am wenigsten von der Brücke profitiere. Ihr sei aber daran gelegen, dass es den Menschen hier gutgehe durch die Brücke.
Nabu steht dem Vorhaben kritisch gegenüber
Dass die Straße eine Entlastung für die drei Kommunen bringt, sieht auch der stellvertretende Vorsitzende des Naturschutzbundes Nabu in Baden-Württemberg, Thomas Hoffmann, aus Edingen-Neckarhausen ein. Trotzdem stehe der Nabu dem Projekt nach wie vor sehr kritisch gegenüber, vor allem wegen der umfangreichen Versiegelung. Die mehr als 20 Jahre alte Planung entspreche nicht den aktuellen Erfordernissen des Artenschutzes. Man werde versuchen, bei der Baubegleitung zu retten, was noch zu retten sei, kündigte Hoffmann an.
Die neue Neckarbrücke
Die Neckarbrücke zwischen Ladenburg und Neckarhausen wird rund 360 Meter lang .
Sie steht auf insgesamt sechs Pfeilern , von denen sich drei im Neckar befinden.
Die Baukosten werden auf rund 30 Millionen Euro beziffert.
Die Freigabe für den Verkehr ist bis Ende 2026 geplant.
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