Ladenburg. Der Neubau der L 597 zwischen Ladenburg und Mannheim-Friedrichsfeld wird noch einmal deutlich teurer. Von 86,4 Millionen Euro ist jetzt die Rede. Die Kosten haben sich seit Baubeginn im März 2019 mehr als verdoppelt. Auf Nachfrage dieser Redaktion äußert sich das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe als zuständige Behörde noch einmal im Detail zu den Ursachen.
Herzstück der rund 3,3 Kilometer langen Trasse ist die neue, 350 Meter lange Brücke über den Neckar. Deren Bau soll Anfang 2025 beginnen und bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Der Zuschlag für dieses anspruchsvolle Projekt geht laut RP an eine Bietergemeinschaft mehrerer Unternehmen, darunter die Victor Steel Construction aus Belgien, nach eigenen Angaben eines der größten Stahlbauunternehmen in Europa. Ebenfalls mit im Boot ist Implenia.
Das Unternehmen mit 51 Niederlassungen in Deutschland plant und baut komplexe Ingenieurtiefbau-Projekte - von kleinen bis hin zu großangelegten Jahrhundertprojekten wie dem Lückenschluss der U5 in Berlin oder dem Schiffshebewerk in Niederfinow. Ursprünglich war der Bau der Brücke mit 15 Millionen Euro kalkuliert. Dass sich dieser Betrag nicht einhalten lassen würde, war schon bei der Kostenfortschreibung im November 2021 absehbar. Damals gingen die Planer von 20,4 Millionen Euro aus. Die unmittelbar vor der Ausschreibung erstellte Kostenberechnung belief sich schon auf 27,3 Millionen Euro, die Auftragssumme liegt mit knapp 30 Millionen Euro noch einmal um rund zehn Prozent darüber.
Viele Faktoren haben Einfluss auf die Preisentwicklung
Aber wie kann es zu solch einer Kostenexplosion kommen? „Je älter eine Kostenberechnung, desto größer sind auch die Einflüsse der allgemeinen Baupreisentwicklung auf die tatsächlichen Kosten zum Zeitpunkt der Ausschreibung“, heißt es dazu vom RP. Hinzu komme, dass eine Planung mit jeder Planungsstufe genauer ausgearbeitet werde. Dazu zählten Faktoren wie Mengen, Statik, Gründung, Bauweise und Bauablauf.
„Im Zuge dieser Präzisierung erfolgt dann auch eine Neubewertung der Kosten“, schreibt die Behörde. Als weiteren Punkt führt sie die Marktlage und den Wettbewerb zwischen den anbietenden Unternehmen zum Zeitpunkt der Ausschreibung an.
Sind Dinge hinzugekommen, die anfangs nicht berücksichtigt waren? „Im Vergleich zum Planungsstand der letzten Kostenfortschreibung (November 2021) sind keine wesentlichen Veränderungen an der Bauwerksplanung zu verzeichnen“, antwortet das RP. Mehrkosten für den Radschnellweg in einer Größenordnung von rund neun Millionen Euro waren bereits seit November 2021 eingepreist, wie die Behörde weiter schreibt. Entlang der Strecke gibt es eine entsprechende Mehrbreite auf dem Bauwerk.
Russlands Krieg gegen die Ukraine bleibt auch hier nicht ohne Folgen
Die Kosten der Gesamtmaßnahme wurden im Zuge der letzten Kostenfortschreibung (November 2021) mit 57,5 Millionen Euro beziffert. Somit sei eine Steigerung um rund 50 Prozent zu verzeichnen. „Die bereits genannten Aspekte Baupreissteigerung, genauere Ausarbeitung der Planung und Marktlage gelten auch im Hinblick auf die Gesamtkosten der Maßnahme“, begründet die Behörde diesen Sprung. So sei beispielsweise die Angebotsphase für einzelne Abschnitte (etwa der Grundwasserwanne) unmittelbar mit dem Beginn des Ukrainekriegs zusammengefallen.
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„Hier waren teils Angebotssummen zu verzeichnen, die nochmals weit über den vorherigen Berechnungen lagen“, schreibt das RP. Hier hätte sicherlich die zum damaligen Zeitpunkt unsichere Weltlage (Lieferketten und Wegfall von Produktionskapazitäten) eine maßgebliche Rolle gespielt. Als weiteren Faktor nennt die Behörde zudem „erhebliche Mehraufwendungen bei Leitungsverlegungen“.
Sprecher des Ministeriums bedauert Mehrkosten
„Es ist bedauerlich, wenn Projekte mehr kosten, als zum Beginn der Planung geschätzt wurde“, erklärt der Pressesprecher des Verkehrsministeriums, Benjamin Hechler, auf Anfrage. Dabei sei zu berücksichtigen, dass sich die Projekte auch während der Ausführung verändern könnten. Bei der L 597 sei zum Beispiel ein Radschnellweg hinzugekommen, der in der ursprünglichen Schätzung noch nicht enthalten war. „In erster Linie ist allerdings der Anstieg der Baukosten seit Projektbeginn unter anderem wegen der Pandemie und des Ukrainekrieges erheblich stärker ausgefallen, als dies 2019 abgeschätzt werden konnte“, schreibt Hechler abschließend.
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