Kriminalität

Hofautomaten aufgebrochen: So wollen sich Landwirte schützen

Oft ist die Beute gering, der Schaden aber hoch. Immer wieder wird in Hofläden eingebrochen, auch Automaten sind ein beliebtes Ziel. Fälle sind unter anderem aus Ladenburg, Edingen-Neckarhausen oder Schriesheim bekannt

Von 
Alena Kuhn
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Der Automat von Jens Müller vor dem Hofladen der Familie Jäck wurde aufgebrochen. Die Täter haben einen großen Schaden hinterlassen. © Jens Müller

Neckar-Bergstraße. Johannes Jäck hat Angst. Angst davor, dass es nochmal passiert. Seit dem Vorfall schlafe seine Frau auch schlechter, erzählt er. Denn bei Familie Jäck aus Schriesheim wurde eingebrochen. Aber nicht in ihrem Haus, sondern im Hofladen des Obsthofs, der jedoch direkt neben dem Wohnhaus liegt. „Den Schaden zahlt die Versicherung. Aber mit dem Gefühl leben zu müssen, da wurde nebenan eingebrochen, das ist schlimmer“, erzählt Jäck.

Aber nicht nur der Hofladen der Jäcks wurde vor wenigen Wochen zum Tatort. Auch den Wurstautomaten des Weinheimer Metzgers Jens Müller („Woschte Miller“) haben die Täter in der gleichen Nacht aufgebrochen. Er steht vor dem Hofladen von Jäck. Aus dem Automaten wurden laut Müller etwa 400 Euro entwendet: 250 Euro Wechselgeld und die letzten Einnahmen. Viel mehr ins Geld geht aber der angerichtete Schaden, der sich auf mehrere tausend Euro beläuft. Die Wurstwaren wurden nicht geklaut.

Der Hofautomat von Metzger Jens Müller ist zerstört und muss repariert werden. © Jens Müller

Müller hat direkt nach dem Vorfall einen anderen seiner Automaten von einem ungünstigeren Standort abgezogen und nach Schriesheim gestellt. Der kaputte Automat kam in die Reparatur. Trotzdem macht Müller Verlust: „Der Ausfall ist nicht bezifferbar.“ Der fehlende Umsatz wird aber im fünfstelligen Bereich sein, vermutet Müller. Es sei auch zu einem ungünstigen Zeitpunkt passiert, da das Wetter schöner wurde.

So schützen sich die Landwirte in der Region vor Einbrüchen in den Hofladen

Am Hofladen der Jäcks haben die Täter die Schiebetür beschädigt und das Fenster aufgehebelt. Das Holzfenster hat Jäck nach dem Einbruch zugeschraubt, so dass es nicht mehr geöffnet werden kann. Die Schiebetür funktioniere noch, sei aber verzogen, sagt Jäck. Aktuell wartet er auf Angebote. Der Schaden für Fenster und Türe beläuft sich laut dem Landwirt auf 3000 bis 5000 Euro.

Im Laden erbeuteten die Täter dann etwa 400 Euro Wechselgeld aus zwei Kassen. Die Lebensmittel wurden nicht angerührt. Weil die Kassenschubladen aufgebrochen wurden, entstand im Laden auch ein Schaden von etwa 1500 Euro, erzählt Jäck.

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Seit dem Vorfall nimmt der Obstbauer jeden Abend auch das Wechselgeld aus den Kassen. Vorher nahm er nur die Einnahmen mit. Außerdem lässt er die Kassen auf, „um zu zeigen, dass es nichts zu Klauen gibt“. Darüber hinaus bietet der Landwirt in seinem Hofladen auch schon länger Kartenzahlung an. Er hat auch überlegt, Überwachungskameras anzubringen. Völlig überzeugt ist Jäck aber nicht: „Wenn sie rein wollen, kommen sie rein. Es ist nur eine Frage der Zeit. Man kann es nur verzögern oder sie abschrecken.“

Bei dem einen Schrecken blieb es für Jäck aber nicht: Ein paar Tage später fällt dem Obstbauer auf, dass das Fenster in der Garage aufgebrochen wurde. Die Winterreifen des Bruders fehlen. Jäck geht davon aus, dass es sich um dieselben Täter handelt. Vor ein paar Jahren gab es bei Familie Jäck bereits einen ähnlichen Fall: In die Scheune wurde eingebrochen und Werkzeug geklaut.

Nach Aufbruch von Hofautomat: Das hält betroffener Metzger von Videoüberwachung

Während es für Jäck der erste Einbruch in den Hofladen war, wurden die Automaten von Müller schon vier Mal in den letzten sieben Jahren aufgebrochen, erzählt der Metzger. Das letzte Mal vor diesem Vorfall sei im Herbst des vergangenen Jahres gewesen. Insgesamt besitzt Müller sechs Automaten an verschiedenen Standorten. Weil die Verkaufsapparate regelmäßig geleert werden, gibt es für die Täter laut dem Weinheimer Metzger keinen großen Profit. „Der Schaden ist eigentlich zehnmal so hoch wie das, was sie maximal erbeuten können“, erzählt Müller.

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Nach den Aufbrüchen habe er stellenweise ein technisches Element verbaut, das das gewaltsame Öffnen der Automaten erschwert. Teilweise waren die Hofautomaten auch kameraüberwacht, aber laut Müller „nützt das nichts, weder als Abschreckung noch bei der Verwertung“. Denn er geht davon aus, dass die Täter professionell handeln.

Weitere Bauer aus der Region erzählen von ihren Erfahrungen

Eine andere Erfahrung mit Überwachungskameras hat Marianne Koch gemacht. Vor etwa drei Jahren wurde der Hofautomat auf dem Bauernhof Koch in Edingen-Neckarhausen aufgebrochen: Etwas Geld wurde entnommen und es ist ein Schaden von circa 1000 Euro entstanden, sagt Koch. Daraufhin hat sie Kameras angebracht. Und die helfen anscheinend. Denn seitdem gab es keine Aufbrüche mehr, erzählt die Landwirtin. Ihre Automaten seien aber auch einbruchsicher: Durch die Bauweise könne kein Hebel angesetzt werden.

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Beim Bauernhof Maas in Ladenburg wurde der Milchautomat bereits zweimal aufgebrochen - und das trotz Videoüberwachung. Auch Iris Maas betont, dass das gestohlene Geld das kleinste Problem ist, im Vergleich zum Schaden am Automaten. Nach dem zweiten Aufbruch hat sie deshalb die sowieso schon vorhandene Sicherung am Automaten verstärkt. Außerdem leere sie jeden Abend das Geldfach, erzählt Maas. Das macht auch Karl Meng, der einen Bauernhof in Ladenburg betreibt. Er ist noch kein Opfer eines Einbruchs geworden. Auch Randale hat es sowohl im Hofladen als auch beim Automaten keine gegeben, sagt er.

Das Polizeipräsidium Mannheim konnte in den letzten zwölf Monaten sechs Fälle von Einbrüchen in Bauernhöfe oder Hofläden verzeichnen. Zu Aufbrüchen von Automaten wurden keine Zahlen genannt. In den meisten Fällen wurde Bargeld entwendet, in einem Fall ein Notebook. Oft standen laut Polizei Jugendliche in Verdacht.

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