Die Erderwärmung bis 2100 auf 1,5 Grad zu beschränken, ist das Ziel der Weltgemeinschaft, das zuletzt in Glasgow mehr oder weniger verbindlich festgeschrieben wurde. Auch die Städte und Gemeinden in der Region haben sich diesem Ziel verschrieben, oftmals gibt es schon seit Jahren ein Klimaschutzkonzept. An der Umsetzung hapert es allerdings mitunter.
Klimakonzepte zum Herunterladen
Nur wenige kleinere Kommunen leisten sich eine hauptamtliche Kraft für den Klimaschutz. Nach der Stadt Ladenburg im Jahr 2017 hat es auch die Gemeinde Heddesheim getan. Im Mai 2020 trat Angelika Hornig ihren Dienst als Klimaschutzbeauftragte an. Grundlage für ihre ersten Schritte war das Konzept von 2015. „Ich habe erstmal einen Zwischenbericht erstellt“, erläutert sie im Gespräch mit dem „MM“ ihre Vorgehensweise. Ihre Stelle war neu, sie musste also Pionierarbeit leisten. Im Detail hat sie untersucht, welche Inhalte des Konzeptes umgesetzt wurden, und welche Maßnahmen sinnvollerweise noch in Angriff genommen werden sollten.
Heddesheim liege im Vergleich zu den Kommunen im Rhein-Neckar-Kreis und im Bundesdurchschnitt in vielen Bereichen über dem Schnitt und sei beim Klimaschutz seit dem Jahr 2010 konsequent vorangeschritten, heißt es in ihrem Zwischenbericht, der auch im Gemeinderat erörtert und verabschiedet wurde. Bei der Gesamtemission des Treibhausgases CO2 je Einwohner kommt die Gemeinde 2017 auf einen Index von 6,6 (null ist schlecht, 10 ist sehr gut) und verbessert sich damit um 0,4 Punkte gegenüber 2010. Etwas besser sind hier Edingen-Neckarhausen (6,9) Schriesheim (7,1) und Ilvesheim (8,1).
Schlusslicht Ladenburg
Dass Ladenburg hier auf null kommt, liegt am hohen Industrieanteil. Bezogen auf die CO2-Produktion in Privathaushalten liegt Heddesheim nach deutlichen Verbesserungen gegenüber 2010 bei 5,4, den schlechtesten Wert hat auch hier Ladenburg mit 3,7 (-0,7). Damit liegt die Benz-Stadt allerdings nur ganz knapp unter dem Durchschnittswert des Kreises (3,8).
Die Zahlen stammen vom Rhein-Neckar-Kreis, der eine eigene Geschäftsstelle für den Klimaschutz eingerichtet hat. Er beauftragt die KLiBA gGmbH regelmäßig mit der jahresgenauen und kommunenscharfen Fortschreibung der Endenergie- und Treibhausgasbilanzen für die 54 Kreiskommunen, wie Sprecherin Silke Hartmann auf Anfrage mitteilt. Die Fortschreibung erfolge auf Basis verschiedener Datensätze und mittels eines landesweit abgestimmten und vom Land zur Verfügung gestellten Berechnungstools „BISCO2-BW“. Die Zahlen für 2017 sind derzeit die aktuellsten, die Bilanzen für 2018 und 2019 werden Mitte 2022 veröffentlicht.
Wenn es um konkrete Zahlen geht, setzt Heddesheim auf sein eigenes Energiemanagement. „Das wird schon seit 20 Jahren gemacht“, erklärt Angelika Hornig. So werden für die eigenen Gebäude und Anlagen die Verbräuche kontinuierlich ermittelt, inzwischen häufig auch schon per Fernübertragung. Man muss also nicht mehr am Zähler vor Ort ablesen, sondern hat direkt im Rathaus Zugriff.
Management in Arbeit
Obwohl Heddesheim auf diesem Gebiet schon einiges macht, lässt die Fachfrau für Klimaschutz nicht locker. Gemeinsam mit der Landesenergieagentur KEA ist sie dabei, ein kommunales Energiemanagementsystem aufzubauen. In dem dreistufigen Modell ist jetzt erst einmal die Basisstufe dran, die sich gezielt um drei bis vier Objekte kümmert. „Wir sind da noch am Anfang“, erläutert Hornig. Begleitet werde man von der KLiBA .
Insektenfreundliche Gärten
Dass Umwelt und Klimaschutz nah beieinander liegen, zeigen weitere Projekte, die Hornig in den vergangenen Monaten umgesetzt hat. Beispiel Artenschutz: Gemeinde und BUND haben gemeinsam eine Heddesheimer Staudenbox entwickelt, die mit 24 Pflanzen für Sonne, Halbschatten und Schatten für drei bis vier Quadratmeter insektenfreundlichen Garten sorgt. „Das wurde sehr gut angenommen“, freut sich Hornig. 80 bis 90 Boxen gingen im Frühjahr weg, nächstes Jahr sollen sie wieder angeboten werden.
Ideen wie diese entwickelt seit 2017 ein eigener Klimabeirat, in dem sich ein Dutzend Heddesheimer engagieren. Gerade sind vier junge Erwachsene dazugekommen, wie Hornig erfreut berichtet. Einige ältere Mitstreiter stammen aus dem Arbeitskreis Umwelt, Natur, Landwirtschaft, der sich im Zuge des Leitbildprozesses 2013 gebildet hatte. „Jeder kann hier mitmachen“, betont die Klimaschutzbeauftragte. Wegen Corona fanden die Treffen alle acht Wochen, zuletzt jedoch fast ausschließlich per Videokonferenz, statt.
Regelmäßige Treffen gibt es auch mit Kolleginnen in anderen Städten und Gemeinden. Ein Netzwerk, in dem man sich gegenseitig unterstützt, sagt Hornig: „Das ist gut.“ Gerne hätten wir auch mit der Klimabeauftragten der Stadt Ladenburg gesprochen, doch sie durfte sich gegenüber der Redaktion nicht äußern. Eine schriftliche Anfrage an die Pressestelle vom vergangenen Donnerstag blieb bis Freitag unbeantwortet.
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