Heddesheim - Gemeinderat diskutiert Umweltthemen / Lob für Sachstandsbericht der Klimaschutzbeauftragten

Ja zu Förderprogramm, Nein zum Biogas-Einsatz

Von 
Anja Görlitz
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Heddesheim. Wer in Heddesheim sein Haus energetisch sanieren will, kann dafür künftig mehr Geld als bisher von der Gemeinde erhalten. Die neuen Förderrichtlinien sind ein Ergebnis der rund einstündigen Klimadebatte in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Das zweite: Die kommunalen Gebäude werden weiterhin mit Erdgas beheizt. Der Grünen-Antrag, auf 100 Prozent Biogas umzustellen, fand wie erwartet keine Mehrheit. Die Wärmekosten hätten sich dadurch verdoppelt. Außer den sechs Grünen würde das lediglich Simon Jarke (FDP) in Kauf nehmen wollen.

Beiden Beschlüssen vorangestellt war in der Sitzung am Donnerstagabend der Sachstandsbericht der Klimaschutzbeauftragten Angelika Hornig. Die Umweltingenieurin aus Mannheim hatte im April die neu geschaffene Stelle im Heddesheimer Rathaus angetreten. Basis ihrer Arbeit ist unter anderem das 2015 vom Gemeinderat verabschiedete Klimaschutzkonzept. Wie Hornig darlegte, wurden bisher etwa die Hälfte der darin beschlossenen Maßnahmen umgesetzt oder begonnen. Neben der Einrichtung ihrer eigenen Stelle gehörten dazu etwa die Gründung des Klimaschutzbeirats, Tempolimits oder ein Klima-Controlling.

In etlichen Bereichen vorne

Wo Heddesheim im interkommunalen Vergleich steht, zeigte die Rathausmitarbeiterin anhand von Zahlen des Rhein-Neckar-Kreises auf. Demnach liegt die Kommune in fünf von acht Bereichen über dem kreisweiten Durchschnitt (siehe Grafik). Bewertet wird anhand von Indikatoren auf einer Skala von null bis zehn Punkte. Volle Punktzahl beim Gesamtausstoß CO2 würde besagen, dass die Treibhausgasemissionen bei Null liegen. Deutlich besser als andere schneidet Heddesheim beispielsweise bei der dezentralen Stromerzeugung durch Erneuerbare Energien ab. Volle Punktzahl gäbe es, wenn der gesamte Strombedarf dadurch gedeckt würde.

Die Daten stammen zwar aus dem Jahr 2017, aber auch seither war die Gemeinde, was ihren eigenen Beitrag zum Klimaschutz betrifft, nicht untätig. Jüngste Beispiele sind unter anderem die Photovoltaik-Anlage auf der Hans-Thoma-Grundschule oder die neue Heizzentrale dort sowie im Bürgerhaus.

Bereits seit mehr als 20 Jahren reduziert die Gemeinde die Energieverbräuche in ihren kommunalen Liegenschaften. Mit dem Ergebnis, dass die dort verursachten CO2-Emissionen seit 1997 um rund 70 Prozent gesenkt werden konnten. Ein Erfolg, auf den nicht nur der Klimaschutzbericht verweist, sondern auch die Verwaltung im Zusammenhang mit dem Antrag der Grünen. Ursächlich seien die „hohen Investitionen in die energetische Optimierung“ der Gebäude. Diese rechnet sich nach Ansicht der Verwaltung mehr, als es der Einsatz von 100 Prozent Biogas aus organischen Reststoffen tun würde. Bei einem Verbrauch von derzeit 5,44 kWh Erdgas und einem Preis von zwei Cent je kWh zahlt die Kommune 130 000 Euro jährlich. Biogas würde das Doppelte kosten, rechnet das Bauamt vor. Die Mittel seien „deutlich besser und effektiver eingesetzt“, wenn sie in weitere Maßnahmen zur Verbrauchsreduzierung flössen. „Sinn macht, die Investitionen in den Klimaschutz zu verstetigen und vielleicht auch zu erhöhen“, sagte Bürgermeister Michael Kessler.

„Gibt es nicht für lau“

Grünen-Fraktionschef Günther Heinisch betonte hingegen, dass zum Erreichen der Klimaziele alle Anstrengungen nötig seien – und die gebe es nun mal nicht für „lau“. Die Investitionen, die infolge des fortschreitenden Klimawandels nötig würden, kämen unterm Strich sehr viel teurer, argumentierte er – Stichwort Hitze und andere Wetterextreme: „Wir sind der Meinung, wir können in Heddesheim noch mehr tun.“

Schützenhilfe kam von FDP-Fraktionschef Jarke, der schon zum Klimaschutzbericht anmerkte: Ziel müsse die Klimaneutralität der kommunalen Liegenschaften sein. Es sei schon viel getan worden, perspektivisch müsse auch bei der Wärmeversorgung durch Einsatz neutraler Brennstoffe etwas passieren – „eher früher als später“. Der richtige Zeitpunkt ist für CDU-Fraktionschef Martin Kemmet beim Biogas aus Abfall indes noch nicht gekommen. Weil sich das angesichts neuer Technologien jedoch bald ändern könnte, bat er darum, das Thema nicht aus den Augen zu verlieren: „Der Preis wird nach unten gehen.“

Dass Umweltschutz kein Preisschild haben dürfe, stellte für die SPD-Fraktion Daniel Gerstner fest. Zum aktuellen Zeitpunkt halte er Biogas jedoch für „Etikettenschwindel“, da gar nicht ausreichend davon ins Netz eingespeist werde. Besser sei zunächst die von der Gemeinde verfolgte Strategie, das Geld anders zu investieren, etwa in die Ausweitung der Photovoltaikflächen.

Neuauflage Umweltförderprogramm Heddesheim

Ziel: Finanzielle Unterstützung privater Haushalte bei Maßnahmen zum Klimaschutz

Bereiche: Sanierung Gebäudehülle, Einsatz von Erneuerbaren Energien, Nachhaltige Wassernutzung

Geförderte Maßnahmen: Dämmung (Außenwand, Dachfläche/oberste Geschossdecke, Fußboden gegen Außenluft, Kellerdecke), Fotovoltaik (Anlagen an Gebäuden, Steckerfertige Anlagen/Balkonmodule, Speicher), Regenwassernutzung (Gartenbewässerung und Toilette oder nur Garten, Flächenentsiegelung, Dachbegrünung)

Mittel im Haushalt: 40 000 Euro

Beispiel Dämmung Außenwand: Förderung 20 Euro/Quadratmeter, maximal 25 Prozent der Investitionskosten, höchstens 2000 Euro

Beispiel Fotovoltaikanlage am Gebäude: Förderung 150 Euro/Kilowatt peak, maximal 1500 Euro

Beispiel Regenwassernutzung im Garten: 100 Euro/Kubikmeter, 25 Prozent der Investitionskosten (max. 300 Euro/500 Euro je nach Tank). agö

Redaktion Stellvertretende Nachrichtenchefin

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