Speyer. Es geht um Liebe, Macht und Kunst - aber ein wenig auch um Mannheim. Das Historische Museum der Pfalz in Speyer erinnert zu Beginn des Oktoberfestes am Wochenende an die historischen Verbindungen zwischen Bayern und der Kurpfalz. Sehr gut skizzieren lassen sie sich anhand von König Ludwig I., der wie kein anderer Wittelsbacher immer wieder ausdrückte, wie sehr ihm die Region am Rhein am Herzen liege. „König Ludwig I. - Sehnsucht Pfalz“ heißt folgerichtig der Titel der Schau, die am Samstag feierlich und parallel zu den Festlichkeiten auf der Münchner Theresienwiese eröffnet wird und bis 31. März zu sehen ist. Dass Ludwig I. die Errichtung des Querbaus der großen Speyerer Kathedrale mit den beiden Vordertürmen in Auftrag gegeben hat, wissen die Wenigsten. Dass seine Hochzeit 1810 mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen die Geburtsstunde des Oktoberfestes in München war, ist da schon bekannter.
Kindheit in Mannheim
In der Speyerer Ausstellung geht es aber weniger um Bayern, als um die innige und teilweise auch verklärte Verbundenheit, die Ludwig I. zur Pfalz empfand, und die sich in vielfacher Weise belegen lässt. So war er es, der der Pfalz 1835 ihren Namen zurückgab. Unter französischer Besatzung hatte die Region einfach nur „Rheinkreis“ geheißen. Das änderte sich nach dem Wiener Kongress. Museumschef Alexander Schubert erinnerte bei einer Pressekonferenz daran, was allein das für das Selbstverständnis der „Pfälzer“ bedeutet. Kein anderes gekröntes Haupt habe die Identität des Landstrichs und seiner Menschen so geprägt wie der Bayernkönig, so Schubert.
Das beweist sich auch beim Namen der Stadt Speyer, die vor Ludwigs Herrschaft mit „i“ geschrieben wurde. Weil der kunstsinnige Herrscher auch ein Faible für Griechenland hatte, ließ er ein „y“ einbauen. So wurde aus Speier Speyer und aus Baiern Bayern. Schubert und seinen Kollegen gelingt es, den Besucher ins 19. Jahrhundert zu entführen - unter anderem nach Mannheim und nach Rohrbach, wo der 1786 in Straßburg geborene Ludwig Karl August Teile seiner Kindheit verbrachte. Eine Grafik von 1815 zeigt die Versammlung bayerischer Truppen auf dem Mannheimer Paradeplatz als Zeichen dafür, wie groß der Wunsch war, auch die rechtsrheinischen Gebiete für das Haus Wittelsbach zurückzugewinnen.
Auf einem Ölporträt aus dem Jahr 1826 blickt ein in einen Hermelinmantel gewandeter Mann mit Wuschelkopf, dünnem Schnurrbart und verträumtem Blick auf die Ausstellungsbesucher. Mit rund 100 Objekten wie Bildern, Skulpturen, Briefen und informativen Texten führt die Ausstellung vor Augen, wie stark Ludwig I. die Entwicklung des armen Agrar- und Forstlandes vorangebracht hat. Die klassizistische Villa Ludwigshöhe in Edenkoben war seine Sommerresidenz und ist heute Anziehungspunkt für Touristen.
Doch auch die fragwürdige Seite des Romantikers wird sichtbar: Schon 1832 hatte er beim „Hambacher Fest“ in Neustadt mit militärischer Gewalt und Pressezensur reagiert. Schließlich stolperte der alternde Herrscher über sein berühmtes Techtelmechtel mit der mehr als 30 Jahre jüngeren Tänzerin Lola Montez. Das Volk, das mehr Freiheit einforderte, spottete über den Skandal. Ludwig I. übertrug daraufhin im Revolutionsjahr 1848 die Krone an seinen Sohn Maximilian II.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/metropolregion_artikel,-speyer-so-wichtig-war-ludwig-i-fuer-die-pfalz-speyerer-museum-zeigt-schau-zu-_arid,2125730.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html