Nationaltheater

Erste Premiere im Frühjahr geplant

Der Umbau im Ersatzquartier verzögert sich um mindestens acht Wochen

Von 
Peter W. Ragge
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Mannheim. Einzug im September, erste Premiere im Dezember – so war es geplant. Aber es klappt nicht. Das Schauspiel des Nationaltheaters kann während der ab August laufenden Generalsanierung das frühere Kino der amerikanischen Wohnsiedlung Benjamin-Franklin-Village doch nicht so nutzen wie gedacht. Der Umbau verzögert sich um mindestens acht Wochen.

Bereits in der Sitzung des Kulturausschusses im Mai gab es erste, vage Andeutungen. Genau äußern wollte sich das Nationaltheater da aber nicht. Schließlich ist die städtische Projektentwicklungsgesellschaft MWSP Eigentümerin. Sie nimmt den Umbau vor. Nun, bei einer erneuten Sitzung, erhielten die Stadträte im nichtöffentlichen Teil die Information, dass der Zeitplan nicht mehr einzuhalten ist.

Die ursprünglich im Dezember geplante erste Schauspiel-Premiere werde deshalb voraussichtlich in das erste Quartal 2023 verschoben werden, hieß es. „Sobald uns verlässliche Informationen zur Fertigstellung vorliegen und wir wissen, wann wir mit der technischen Einrichtung und Inbetriebnahme des Gebäudes beginnen können, werden wir die Termine für die ersten Premieren auf Franklin veröffentlichen“, kündigte Schauspielintendant Christian Holtzhauer an. Die Besucher müssten aber bis dahin nicht auf ein Angebot des Schauspiels verzichten. „Wir arbeiten unter Hochdruck an einem alternativen Spielplan“, so Holtzhauer. Am Montag will das Nationaltheater verraten, was es in den ersten Monaten anbietet. Am 30. Juli endet der Spielbetrieb im Haus am Goetheplatz. Danach beginnt die Einrichtung der Baustelle, der Auszug aller Abteilungen und, wenn das Gebäude leer ist, die auf mindestens vier Jahre terminierte Generalsanierung.

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Bei dem alten Kino, wo 2011 der letzte Film lief, handelt es sich um eines der wenigen Gebäude der ehemals größten amerikanischen Wohnsiedlung in Deutschland, die erhalten bleiben. Es soll nach dem Auszug des Nationaltheaters, das den Bau für fünf Jahren anmieten will, als Kulturzentrum für den neuen Stadtteil Franklin dienen.

Für Eingang, Foyer und Gastronomie entsteht derzeit ein dauerhafter Anbau, hinter dem Gebäude kommen temporär und daher in Modulbauweise Künstlergarderoben und Arbeitsräume für Bühnentechniker dazu. Um die Lasten von Scheinwerfern, Ton- und Videotechnik aufzunehmen, muss in den fast 500 Plätze fassenden Zuschauerraum ein Stahlgerüst eingezogen werden.

Da ergab sich aber „eine gewisse Verzögerung“, so Judt auf Anfrage. Der Prüfstatiker habe zusätzliche Maßnahmen für die Statik des Bestandsdaches gefordert, deren Umsetzung mehr Zeit brauche – und mehr Material. Zudem leide diese Baustelle – wie generell derzeit die ganze Branche – unter Materialknappheit und Lieferschwierigkeiten von verschiedenen Baustoffen, sagte Judt. Konkret nannte er Stahl, der wegen des Ukrainekriegs knapp ist, und Elektronikteile, darunter Trafos, die wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie in China nicht geliefert würden.

„Wir versuchen, zu jonglieren“, erklärte Judt. Die Arbeiten seien zu etwa 60 Prozent abgeschlossen, „ganz grob über den Daumen“, so der MWSP-Geschäftsführer. Er versuche, im Gespräch mit dem beauftragten Generalunternehmer nach Wegen, den Umbau des Kinos „so zügig wie möglich voranzutreiben“. Man liege etwa acht Wochen zurück und hoffe, dass das Schauspiel den Bau „irgendwann im ersten Quartal 2023“ beziehen könne. Wenn die Umbauarbeiten gemacht seien, „dann geht der Innenausbau relativ schnell“, versicherte er. Einen genauen Termin könne er aber nicht versprechen. „Im Moment bekommt man auf keiner Baustelle irgend eine Garantie“, bedauerte Judt und verwies auf die unklaren Folgen, wenn der Materialmangel zunehme.

Der Bau der Ersatzspielstätte für die Oper, „Oper am Luisenpark“ oder kurz „Opal“ genannt, liegt nach Informationen aus dem Kulturausschuss zwar auch etwas hinter dem Zeitplan, aber nur zwei Wochen.

Dort könne der Termin der ersten Premiere Mitte Dezember – zumindest Stand jetzt – wahrscheinlich gehalten werden. Ausgearbeitet, aber nach wie vor noch nicht unterschrieben ist der Vertrag mit dem Pfalzbau Ludwigshafen, der auch als Ersatzspielstätte dienen soll. Trotz aller Verzögerungen und Lieferschwierigkeiten lägen aber für das gesamte Projekt der Generalsanierung „Aussagen zu möglichen Kostenanpassungen aktuell nicht vor“, erklärte Kulturbürgermeister Michael Grötsch in der nichtöffentlichen Sitzung.

Redaktion Chefreporter

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