Rhein-Neckar. Als die Metropolregion Rhein-Neckar laufen lernte, fremdelten noch viele mit dem sperrigen Namen. Was soll das überhaupt sein, eine Metropolregion? Und warum kann das nicht einfach Kurpfalz heißen? Diese Fragen sind seltener geworden, denn die Metropolregion Rhein-Neckar ist in den 20 Jahren ihres Bestehens zur alltäglichen Erfahrung geworden. Manchmal auch zur negativen, wenn man auf die Herausforderungen der Rheinüberquerung in den vergangenen Jahren schaut. Zur Steigerung des positiven Bekanntheitsgrades hat nicht zuletzt der Freiwilligentag unter der Losung „Wir schaffen was“ beigetragen.
Dass die Metropolregion weit mehr als der Freiwilligentag und die Arbeit an Verkehrskonzepten ist, zeigt die gemeinsame Regionalentwicklungsarbeit seit dem Jahr 2005, als die drei Ministerpräsidenten Günther Oettinger, Kurt Beck und Roland Koch den Staatsvertrag zur länderübergreifenden Zusammenarbeit unterschrieben haben.
Uwe Liebelt, über den in den vergangen zwei Tagen viel geschrieben wurde, nachdem er seine Position als BASF-Standortleiter in Ludwigshafen im Sommer aufgibt, machte in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar (ZMRN) die Bedeutung des Wirtschafts- und Lebensraums deutlich.
Er hat seit Dezember 2023 wesentlich daran mitgewirkt, eine Strategie zu entwickeln, die bis 2030 in der Region zu erneut deutlichen Fortschritten in den Bereichen Innovation, Infrastruktur, Arbeit und Verwaltung führen soll. „Die Herausforderungen, die vor uns liegen, sind enorm, sie sind wirklich fundamental“, sagte Liebelt mit Blick auf die politische Gemengelage im nationalen und globalen Kontext.
Liebelt kündigt Planung einer Kohlendioxid-Pipeline an
Für jedes der genannten Handlungsfelder erläuterte Liebelt anhand eines Beispiels, wie die Strategie mittels eines konkreten Maßnahmenpakets umgesetzt werden soll. So kündigte er zum Beispiel im Handlungsfeld Infrastruktur die Planung einer möglichen „CCS-Allianz Metropolregion Rhein-Neckar (Kohlenstoffdioxid einfangen und speichern)“ an. „Das Auffangen von CO₂-Emissionen und Verpressen in ehemalige Öl- und Gaslagerstätten ist eine weltweit etablierte Methode zur CO₂-Reduktion“, erklärte er. „Wir müssen den Infrastrukturausbau schnell vorantreiben und dazu die potenziell zu transportierenden Mengen und Ströme in der Region erfassen und konsolidieren. Ziel ist ein Anschluss der Metropolregion an das geplante CO₂-Pipeline-Netz, bei dem Emissionen zunächst regional gesammelt und dann zu Lagerstätten in der Nordsee transportiert werden.“ Gleichzeitig betonte Liebelt, dass Handlungsfelder, die keinen starken Veränderungs- oder Handlungsdruck aufwiesen, wie zum Beispiel Bürgerschaftliches Engagement oder Kultur, zwar nicht im permanenten Fokus stünden, aber weiter zur Strategie gehörten.
Definitv zur Strategie gehört Liebelts Wunsch und Ziel, die Metropolregion Rhein-Neckar in den kommenden fünf Jahren zu einer der wärmeeffizientesten Regionen Deutschlands zu entwickeln. Dazu soll beispielsweise der Anteil der Nutzung industrieller Abwärme gesteigert werden. Den Sektor Gesundheit sieht der Vorstand des Vereins ZMRN als Schlüsselindustrie. Neudeutsch spricht er von der Steigerung der Attraktivität des Health & Life-Science-Standorts. Ganz konkret soll etwa in Zusammenarbeit zwischen Uniklinikum Mannheim, BG Unfallklinik Ludwigshafen und Klinikum Ludwigshafen ein noch besseres Netzwerk zur Behandlung von Aneurysmen, also Blutgerinnseln im Kopf entstehen. Neuronet nennt Liebelt diese Zusammenarbeit.
OECD weist Metropolregion als gutes Beispiel aus
Der Landrat des Rhein-Neckar-Kreises, Stefan Dallinger, sagte, dass all diese Ziele keine bloßen Wünsche auf Papier seien, sondern dass man sie bereits in den demokratisch gewählten Gremien eingespeist habe. „Das sind keine ungedeckten Schecks“, so Dellinger. Der Landrat und Vorsitzende des Verbandes Region Rhein-Neckar ist fast euphorisch, wenn er über die Kooperation über Ländergrenzen und Flüsse hinweg spricht. Das habe selbst die OECD als Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit festgestellt und die Metropolregion in einigen Bereichen als „Best Practice“-Beispiel genannt. Dallinger durfte die Metropolregion deshalb sogar auf Einladung in New York bei den United Nations vertreten und über die Arbeit berichten.
Dallinger weiß gleichzeitig, dass in der Metropolregion Rhein-Neckar die gleichen Gesetze gelten wie in ganz Deutschland. Einen Kampf, den er in den Verwaltungen als den wichtigsten ansieht, ist jener gegen die überbordende Bürokratie. Einen Erfolg kann man immerhin verzeichnen. Es gibt in der Metropolregion einen Handwerker-Parkausweis. Und weil die Zeit nicht stillsteht, soll man ihn jetzt digital beantragen können. „Metropolregion wirkt“, so Dallinger zum 20-jährigen Bestehen.
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