Heidelberg/Tauber-Odenwald. Seit 60 Jahren fliegt der Name um Welt – am Rumpf eines Flugzeugs. Seit März 1965 besteht die Partnerschaft zwischen der Stadt Heidelberg und der Lufthansa. Da die einzelnen Flugzeuge nicht so lange unterwegs sind, wird der Name jeweils auf eine andere Maschine übertragen, wenn ein „Vogel“ ausgemustert wird. In der Geschichte der deutschen Airline gab es bislang fünf „Heidelbergs“.
Die aktuelle Maschine ist – es könnte kaum passender sein – ein Airbus A312 neo. Die Abkürzung steht für „New Engine Option“. Der Hersteller Airbus hat den Maschinen neue Triebwerke verpasst, die weniger Kohlendioxid ausstoßen als die Vorgängermodelle und auch leiser sind. Das passt zur Stadt am Neckar, die sich schon lange für Nachhaltigkeit und Umweltschutz engagiert. Etwa durch die weltweit größte Passivhaussiedlung in der Bahnstadt oder ein bereits 1992 aufgelegtes kommunales Klimaschutzkonzept.
Die „Heidelberg“ ist für die lange Mittelstrecke konzipiert
Die niedrigeren Verbrauchswerte haben allerdings ihre Folgen: Die „Heidelberg“ ist kein Langstreckenflieger, sondern für die Mittelstrecke konzipiert. Laut Datenblatt hat dieser Airbus eine Reichweite von 4200 Kilometern und bietet seinen Passagieren 215 Sitzplätze. Und weil sich die niedrigen Verbrauchswerte besonders auf längeren Mittelstrecken bemerkbar machen, fliegt die Lufthansa damit bevorzugt etwa nach Tel Aviv, Kairo oder auf die Kanarischen Inseln.
Unterwegs ist der Neo-Airbus mit dem Namen Heidelberg seit April 2022. Die erste Maschine war eine Boeing 727-30, wie eine Unternehmenssprecherin erläutert. Getauft wurde sie am 17. März 1965 am Frankfurter Flughafen von Maria Weber, der Ehefrau des damaligen Oberbürgermeisters Robert Weber. Dass Gattinnen der jeweiligen Stadtoberhäupter die Jets taufen durften, war seinerzeit durchaus üblich. Heidelberg war übrigens mit der Übernahme einer Flugzeug-Patenschaft ein Jahr später dran als Mannheim. Die erste Maschine der Quadratestadt wurde am 12. Juni 1964 getauft. Sie war damit die erste Partnerstadt eines Lufthansa-Flugzeugs aus der Region.
Erste Flugzeug-Taufe im März 1965
Lange stand die Boeing „Heidelberg“ allerdings nicht in Diensten der Lufthansa. Der Jet wurde bereits im April 1966 innerhalb der Lufthansa-Unternehmensgruppe an die damalige Tochterfirma Condor verkauft. Damit verlor sie automatisch ihren Städtenamen. Die zweite „Heidelberg“ war ebenfalls eine Boeing 727-30, kam im Februar 1966 zu Lufthansa und wurde im Juli 1974 verkauft. Es folgte als drittes Flugzeug mit dem Namen der Stadt eine Boeing 727-230. Sie gehörte von Juni 1974 bis Mai 1990 zur Lufthansa-Flotte. Die vierte „Heidelberg“ war ein Airbus A320, der im Oktober 1989 an Lufthansa ausgeliefert wurde und bis Oktober 2019 für das Unternehmen flog.
Die Wechsel des Städtenamens auf ein anderes Flugzeug verliefen also bis auf die jüngste Übertragung nahezu reibungslos. „Die Wartezeit zwischen der Ausflottung und der Namensübertragung auf ein neues Flugzeug kann längere Zeit dauern“, sagt die Unternehmenssprecherin. Es sei nicht möglich, eine verbindliche Aussage zu treffen, wann es zur Übertragung des Namens komme. Die aktuelle Flottenplanung sei im ständigen Wandel. Aber wer einmal im Kreis der Patenstädte aufgenommen sei, werde immer wieder auf einem Rumpf eines Flugzeugs auftauchen, versichert die Sprecherin.
Die erste Patenschaft ging Lufthansa mit Berlin ein
Die Tradition einer Städtepatenschaft startete die Lufthansa vor 65 Jahren. Eine Boeing 707 wurde am 16. September 1960 auf den Namen Berlin getauft – die Namenswahl hatte damals in der Zeit des Kalten Krieges durchaus eine große Bedeutung. Ziel sei von Anfang an gewesen, die Verbundenheit zum Heimatstandort Deutschland jenseits der großen Drehkreuze und Standorte auch in die Regionen zu tragen, aus denen ein Großteil der Lufthansa-Passagiere und -Mitarbeitenden kommt.
Mit der Zeit hat sich der Kreis der Patenstädte stetig erweitert. Aktuell gibt es 300 Patenschaften. Die Flotte trägt momentan unter anderem die Namen nicht nur fast aller deutschen Großstädte, Bundesländer und Landeshauptstädte. Auch die Namen kleinerer Kommunen – auch aus der Region, etwa Lorsch, Weinheim, Sinsheim, Neustadt, Frankenthal, Landau, Speyer und Worms – prangen auf Fliegern. Die getauften Flugzeuge seien fliegende Botschafter ihrer Heimat und trügen deren Namen buchstäblich in alle Welt, so die Sprecherin.
Bei der Namensvergabe orientiert sich Lufthansa an der historischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung des betreffenden Ortes. Auch Städte, die in besonderer Weise mit der Luftfahrt oder Lufthansa verbunden sind, werden berücksichtigt. Im Allgemeinen werde darauf geachtet, dass die Einwohnerzahl der Größe des Flugzeugmusters entspreche. Städte haben auch die Möglichkeit, sich für eine Patenschaft zu bewerben und somit Ihre Stadt auf eine Warteliste setzen zu lassen.
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