Nahverkehr

Brückenschäden und Baustellen: RNV „von regulärem Betrieb weit entfernt“

Großbaustellen in Mannheim und Ludwigshafen - dazu kommt der Ausfall der Konrad-Adenauer-Brücke. Die RNV befindet sich in einer Ausnahmesituation wie seit Jahren nicht mehr. Ab wann mit Entspannung zu rechnen ist

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Julian Eistetter
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Die überraschende Sperrung der Stadtbahnrampe zur Adenauer-Brücke im Sommer 2024 hatte und hat für die RNV und ihre Fahrgäste weitreichende Folgen. © Thomas Tröster

Rhein-Neckar. Ziemlich genau einen Monat ist die Hiobsbotschaft jetzt her: Wegen Rissen in der Stadtbahnrampe im Mannheimer Schlosspark muss die Konrad-Adenauer-Brücke für unbestimmte Zeit gesperrt bleiben. Während das genaue Ausmaß der Schäden weiterhin unklar ist, sind die Auswirkungen für die Rhein-Neckar Verkehr GmbH (RNV) immens. Auch aufgrund zweier Großbaustellen am Mannheimer Paradeplatz und in der Frankenthaler Straße in Ludwigshafen war ein umfassendes Umleitungskonzept entworfen worden. Das alles war mit einem Schlag hinfällig. Für das Verkehrsunternehmen eine der größten Herausforderungen der vergangenen Jahre, wie Sprecher René Weintz jetzt auf Anfrage berichtet. Eine erste Zwischenbilanz.

„Wir sind ein Verkehrsunternehmen, das Städte verbindet. In diesem Sommer ist das insbesondere für Ludwigshafen und Mannheim eine Herausforderung“, sagt Weintz. Die RNV sei zwar auf einen Baustellensommer eingestellt gewesen, doch die Projekte seien im Voraus „genau durchdacht und abgestimmt“ gewesen. „Mit der kurzfristigen Sperrung der Straßenbahnauffahrt auf die Konrad-Adenauer-Brücke wurden dann neue Tatsachen geschaffen, auf die wir schnellstmöglich reagiert haben“, sagt er. „Ärgerlich war das aber natürlich trotzdem, da wir vieles von Grund auf neu planen mussten.“

Berliner Platz in Ludwigshafen bleibt bis November abgehängt

Zum jetzigen Zeitpunkt könne Weintz aus RNV-Sicht sagen, „dass die wohl schwierigste Phase für unsere Fahrgäste vorüber ist“. In dieser Zeit war eine Verbindung zwischen den Städten Ludwigshafen und Mannheim allein über die Kurt-Schumacher-Brücke und den Ring möglich. Die Streckenabschnitte zwischen Paradeplatz und Schloss sowie Paradeplatz und Mannheim Rathaus waren gesperrt. Eine Direktverbindung vom Paradeplatz in die Ludwigshafener City existierte nicht. Gleiches gilt weiterhin für die Strecke vom Mannheimer Hauptbahnhof nach Ludwigshafen.

Die Umleitungsphasen

  • Seit vergangenem Montag ist laut RNV die Fahrbeziehung zwischen Paradeplatz und Rheinstraße wieder offen. Damit kann die Linie 2 wieder ihre reguläre Route über Rheinstraße/Dalbergstraße nehmen.
  • Die Linien 3 und 4/4A fahren in Mannheim weiterhin Umleitungen.
  • Ab 26. August ist die Baustelle in der Frankenthaler Straße in Ludwigshafen abgeschlossen. Die Linie 4/4A fährt dann wieder bis Bad Dürkheim. Die Umleitung in Mannheim bleibt bestehen.
  • Ab 16. September läuft in Mannheim der Betrieb wieder weitestgehend regulär. Am Paradeplatz können lediglich die Steige A und B nicht bedient werden. Die Linie 15 geht wieder in Betrieb, die Linie 7 bleibt in einen Mannheimer und einen Ludwigshafener Teil getrennt.
  • Mehr Infos: www.rnv-online.de

 

„Von einem regulären Betrieb sind wir noch weit entfernt“, sagt Weintz deshalb auch klipp und klar. Allein schon, dass der Berliner Platz in Ludwigshafen noch bis voraussichtlich Anfang November überhaupt nicht von Bussen und Stadtbahnen angefahren werden kann, sei ein erheblicher Einschnitt für Fahrgäste. Wie lang die Verbindung über die Adenauer-Brücke noch gekappt sei, könne gegenwärtig noch niemand absehen. Von einigen Monaten ist mindestens auszugehen.

Und wie fallen die Reaktionen der Fahrgäste auf die Einschränkungen aus? „Unsere Baumaßnahmen waren bewusst in den Sommerferien geplant, da das Fahrgastaufkommen in dieser Zeit erfahrungsgemäß geringer ist“, erklärt Weintz. „Dennoch sind zahlreiche Fahrgäste von den Umleitungen und Beeinträchtigungen betroffen - auf Begeisterung stößt das verständlicherweise nicht“, räumt er ein. Gerade beim Wechsel der einzelnen Umleitungsphasen und Fahrwege gebe es immer wieder Unsicherheiten bei den Menschen. „Wir können aber versichern, dass wir unser Bestes geben, um unsere Kunden über all unsere Kanäle auf dem Laufenden zu halten.“

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Dass das nicht bei allen fruchtet, zeigt eine Anfrage bei der Stadt Ludwigshafen zur Situation am Berliner Platz, der über Monate vom Nahverkehr abgehängt ist. „Es gab einige Anfragen hinsichtlich der weiteren Bauabläufe. Bemängelt wurden die eingeschränkte Nord-Süd-Verbindung, eine mangelnde Übersichtlichkeit der ÖPNV-Angebote im Internet sowie Einschränkungen für Gehbehinderte“, sagt Rathaussprecher Florian Bittler. Die meisten Anfragen und Rückmeldungen, die bei der Verwaltung aufgelaufen seien, sollen aber zumindest „höflich und interessiert“ gewesen sein.

Verzögerung beim Tunnel für Fußgänger und Radfahrer

Unterdessen kommt es im Zusammenhang mit der Sperrung der Mundenheimer Straße in Ludwigshafen zu einer Verzögerung beim geplanten Tunnel für Fußgänger und Radfahrer. „Abweichungen in den Bestandsunterlagen haben zu Änderungen der Planung geführt“, erklärt Bittler. Ende August soll die Verbindung aus der Mundenheimer Straße Richtung Berliner Platz nun fertig sein. Für Autos und Bahnen ist dieser Bereich schon seit Ende Juli dicht, die Auffahrt auf die Adenauer-Brücke ist weiter möglich. Derzeit seien noch umfassende Vorarbeiten im Gange. „So wurden der Fahrdraht der RNV zurückgebaut, diverse Masten eingekürzt oder entfernt, die Gleise müssen ausbetoniert und die Lastverteilung nach neuen Vorgaben der RNV umgesetzt werden“, so Bittler. Den gesamten Zeitplan für den Ersatzbau der Hochstraße Süd bringe das nicht ins Wanken.#

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Die RNV hofft indessen auf eine merkliche Entspannung im regionalen Nahverkehr ab dem 26. August. Dann soll die Baustelle in der Frankenthaler Straße abgeschlossen sein und die Linie 4/4A wieder bis Bad Dürkheim fahren. Ab voraussichtlich 16. September ist der Paradeplatz fertig umgebaut, dann laufe in Mannheim weitestgehend wieder der reguläre Betrieb. Vollständig normalisiert haben wird sich der Nahverkehrsbetrieb dann mit der Wiederanbindung des Berliner Platzes in Ludwigshafen im November. Ein bisschen Geduld und gute Nerven müssen Fahrgäste also noch mitbringen.

Hat es so eine außergewöhnliche Lage für die RNV in den vergangenen Jahren schon einmal gegeben? „Es ist schwierig, solche Ausnahmesituationen miteinander zu vergleichen“, sagt René Weintz. Eine ähnlich herausfordernde Betriebslage habe man nach der unvorhergesehenen Sperrung unter der Hochstraße Süd 2019 erlebt. „Allerdings gab es damals nicht noch weitere Maßnahmen, die zu häufig wechselnden Umleitungsphasen geführt haben“, sagt Weintz. Insofern sei die aktuelle Situation noch komplexer und habe viel Fleiß und persönlichen Einsatz zahlreicher Mitarbeiter erfordert.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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