Verkehr

Warum Adler-Fans bei der Taufe der neuen Altriper Fähre protestieren wollen

Bei der Taufe der neuen Fähre Altrip-Mannheim will ein Adler-Fanclub protestieren. Der Fähr-Geschäftsführer findet das „armselig“. Das steckt dahinter.

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Julian Eistetter
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Die neue Rheinfähre Altrip-Mannheim ist am Sonntagnachmittag an ihrem Einsatzort in der Region angekommen. Am Samstag, 25. Oktober, wird sie feierlich getauft. © Rheinfähre Altrip GmbH

Altrip/Mannheim. Das Ganze klingt schon etwas kurios: Wenn Fans der Adler Mannheim aus der Pfalz zu Heimspielen in die SAP-Arena fahren und dafür die Altriper Fähre nutzen, dann müssen sie mit ihren Tickets im Auto sitzend extra zahlen, als Fußgänger aber nicht. Das führt nun aktuell immer häufiger zu der Situation, dass Beifahrer vor der Auffahrt auf die Fähre aus dem Pkw aussteigen, auf das Schiff laufen, und nach der Überfahrt auf Mannheimer Seite wieder einsteigen, wie Dagmar Waldbrenner, Vorsitzende des Fanclubs „Adler Familie Altrip“, berichtet.

Jahrelang konnten die Fans ihre Tickets auch als Autofahrer oder Beifahrer nutzen

Seit 20 Jahren fahren sie und die mehr als 30 Mitglieder des Fanclubs regelmäßig zu Adler-Heimspielen mit der Fähre über den Rhein. „Bislang konnten wir immer im Auto sitzen bleiben und durften mit den Tickets für die Spiele übersetzen“, berichtet Waldbrenner. Möglich machte das – auch für andere Veranstaltungen wie etwa Konzerte – das VRN-Kombi-Ticket, das an Spieltagen zur Nutzung des ÖPNV berechtigt.

Wenn wir als Beifahrer also vor der Fähre aussteigen, müssen wir nicht extra zahlen.
Dagmar Waldbrenner Vorsitzende des Fanclubs „Adler Familie Altrip“

Doch seit einigen Wochen, so die Vorsitzende, akzeptieren die Kontrolleure das Ticket nicht mehr – es sei denn, die Person nutzt die Fähre als Fußgänger. „Wenn wir als Beifahrer also vor der Fähre aussteigen, müssen wir nicht extra zahlen“, berichtet Waldbrenner.

Für sie und ihre Fanclub-Freunde ist diese Praxis absolut nicht nachvollziehbar. „Zu den Heimspielen ist die Fähre voll, es kommen einige Fans aus der Pfalz rüber. Wir steigen aus, halten im Zweifel den Verkehr auf. Und es kann unter Umständen auch gefährlich werden“, argumentiert Waldbrenner.

Bei der Taufe des neuen Fährschiffs am kommenden Samstag will sie mit ihrem Fanclub deshalb präsent sein und protestieren. „Wir appellieren an die Vernunft“, sagt sie. Denn eine eindeutige Erklärung für die veränderte Ticket-Regelung habe sie von der Betreibergesellschaft der Fähre nicht erhalten.

Für Veranstaltungen in der SAP-Arena Mannheim, etwa Heimspiele der Adler, der Rhein-Neckar Löwen oder Konzerte, gibt es meist ein VRN-Kombi-Ticket, das zur Nutzung des ÖPNV am Tag des Ereignisses berechtigt. © AS Sportfoto/ Binder

Das sieht Jürgen Jacob, Geschäftsführer der Rheinfähre Altrip GmbH, komplett anders. „Ich habe dem Fanclub geschrieben und klar dargelegt, weshalb die Sache so gehandhabt wird“, betont er im Gespräch mit dieser Redaktion. Dass die Adler-Fans aus Altrip nun die feierliche Einweihung des neuen Fährschiffs als Plattform für ihren Protest nutzen wollen, bezeichnet Jacob als „armselig“.

Flut von Deutschlandtickets zwingt Fähr-Verantwortliche im Sommer zum Umdenken

Für seine Argumentation holt der Geschäftsführer der Betreibergesellschaft etwas aus. „Es gab nie einen verpflichtenden Teil in den Tarifen der Fähre, die VRN-Kombi-Tickets von Adler-Fans, Konzert- oder Maimarktbesuchern anzuerkennen“, berichtet er. Das sei aber jahrelang aus Kulanz so praktiziert worden.

Wir hatten monatlich zwischen 3500 und 4000 Fahrgäste mit Deutschlandticket.
Jürgen Jacob Geschäftsführer der Rheinfähre Altrip GmbH

Bis in den April 2025, als die Fähre schließlich von Deutschlandticket-Nutzern regelrecht geflutet worden sei. „Wir hatten monatlich zwischen 3500 und 4000 Fahrgäste mit Deutschlandticket“, so Jacob. Da viele davon mit dem Auto übersetzten, sei ein Umdenken unausweichlich gewesen.

Deutschland- und VRN-Ticket gelten auf der Fähre nur noch für Fußgänger und Radfahrer

Denn das Deutschlandticket gelte genau wie das VRN-Ticket eigentlich nur für Busse und Bahnen. Dass die Fähre es akzeptiert habe, sei ohnehin schon eine Ausnahme gewesen. „Mit den 4000 bis 6000 Euro an verpassten Einnahmen im Monat konnten wir nicht mehr weiterfahren“, erklärt Jacob. In Rücksprache mit dem VRN sei also vereinbart worden, dass ab Mai 2025 Deutschland- und VRN-Tickets auf der Fähre nur noch für Radfahrer und Fußgänger Gültigkeit haben, nicht mehr für Autofahrer (Jugendliche bis 18 Jahre ausgenommen).

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Davon seien nun auch die Adler-Fans betroffen. „Wir müssen natürlich alle gleich behandeln und können da keine Ausnahmen machen“, sagt der Geschäftsführer. „Wenn die Beifahrer nun die Fahrzeuge verlassen, um den einen Euro zu sparen, dann können sie das gerne tun.“

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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