Kriminalität

Steht das Café Solo wieder zum Verkauf?

Der Wirt des Café Solo in Weisenheim am Berg ist seit knapp einem Jahr auf der Flucht, weil er einen seiner Mitarbeiter getötet haben soll. Die Behörden wollen ihn finanziell austrocknen - doch ein Blick auf ein Immobilienportal sorgt für Irritationen

Von 
Agnes Polewka
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Im Internet wird das Café Solo wieder zum Verkauf angeboten – zu einem Preis von anderthalb Millionen Euro. © Klaus Venus

Weisenheim am Berg. „Hallo ihr Lieben, das Café ist noch geschlossen und wird verkauft. Der Shop ist wie gewohnt geöffnet“, schreibt die Betreiberin des Café Solo in Weisenheim am Berg (Kreis Bad Dürkheim) Mitte April in einem Kommentar auf der Facebook-Seite des Gastro-Betriebs. Und tatsächlich findet sich im Netz ein entsprechendes Inserat auf einem Immobilienportal, ein Maklerbüro aus Grünstadt soll für den Verkauf verantwortlich sein. Der Preis: 1,5 Millionen Euro.

Wirt des Café Solo soll Mitarbeiter getötet haben

Doch wie kann es sein, dass das Lokal mit Ibiza-Flair überhaupt zum Verkauf steht? Vor knapp einem Jahr soll sich laut Staatsanwaltschaft Frankenthal in der Dachgeschosswohnung über dem Café ein schweres Verbrechen ereignet haben: Der Wirt, dem die Hälfte des Gastronomiebetriebs gehört, soll laut Behörden einen seiner Mitarbeiter erwürgt und den Leichnam des 41-Jährigen an einer Landstraße bei Kaiserslautern abgelegt haben.

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Allein deshalb verböte sich ein Verkauf selbstverständlich nicht. Aber: Nach der Tat soll der Mann in die Türkei geflohen sein. Die Türkei verweigert seine Auslieferung, weil er in der Türkei geboren wurde.

Vermögen des mutmaßlichen Täters ist beschlagnahmt

Um den mutmaßlichen Täter finanziell auszutrocknen, ordnete das Landgericht Frankenthal die Beschlagnahme seines Vermögens an. Unter diese Regelung fällt auch, dass die Immobilie nicht verkauft werden darf. Bereits Ende September kursierte im Netz aber ein Verkaufsinserat auf einem Immobilienportal.

Das Landgericht veranlasste die Polizei dazu, die beauftragte Maklerin zu informieren - sie deaktivierte die Anzeige daraufhin. Doch nun steht sie wieder im Netz. Durch die Beschlagnahme dürfe der Mann nicht mehr frei über sein Vermögen verfügen, sagte eine Sprecherin des Landgerichts auf Anfrage.

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„Die Rechte an seinem Eigentum nimmt für ihn ein vom Betreuungsgericht bestimmter Pfleger wahr“, so die Sprecherin weiter. Dieser kümmere sich einerseits um die „sachgerechte Verwaltung des Geldes“, andererseits sei es auch seine Pflicht, darauf zu achten, dass die Beschlagnahme weiter ihren Zweck erfülle, nämlich den Wirt nicht an Geld kommen zu lassen, das er für seine weitere Flucht nutzen könnte.

Ein Verkauf des Café Solo ist unter Umständen möglich 

„Die finanziellen Interessen des Angeschuldigten dürfen hierbei nicht mehr beeinträchtigt werden, als es der Zweck der Beschlagnahme erfordert.“ Daher könne es durchaus sein, dass der Pfleger im Interesse des Mannes Verfügungen über das Vermögen des Angeschuldigten treffe. „Dazu kann auch der Verkauf einer Immobilie gehören, um beispielsweise Verbindlichkeiten des Angeschuldigten gegenüber Dritten begleichen zu können“, so die Sprecherin.

Dies würde dem Zweck der Beschlagnahme nicht zuwiderlaufen, solange gewährleistet werde, dass ein möglicher Verkaufserlös nicht dem Angeschuldigten persönlich zufließe. Der für das Vermögen des Mannes zuständige Pfleger ist dem Amtsgericht in Bad Dürkheim unterstellt. Daniel Hoffmann, der Direktor des Amtsgerichts, möchte sich auf Anfrage dieser Redaktion nicht äußern, ob der Pfleger über das neue Kaufinserat im Bild ist oder den Verkauf in die Wege geleitet hat. Hoffmann betont aber, dass ein Verkauf ohne Zustimmung des Pflegers - und des Gerichts - nicht erfolgen könne.

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Das Café ist seit Herbst 2023 geschlossen - Angaben der Betreiberin nach wegen Personalmangels. Die Verbandsgemeinde Freinsheim verfügte allerdings auch, dass die aktuelle Betreiberin das Lokal nicht mehr öffnen durfte - weil mehrere Gläubiger wegen erheblicher Rückstände einen entsprechenden Antrag gestellt hatten. Dies bestätigte der Fachbereichsleiter Bürgerdienste im Herbst auf Anfrage dieser Redaktion. Laut Landgericht gibt es bislang keine neuen Erkenntnisse zum Aufenthaltsort des mutmaßlichen Täters.

Redaktion

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