Mannheim. Der Angriff auf Krankenhauspersonal in Essen durch vorbestrafte Clan-Kriminelle war für ihn nur ein Beispiel: Der katholische Stadtdekan von Mannheim, Karl Jung, verurteilte Angriffe auf Helfer. Es ist völlig unverständlich, „dass Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienste behindert werden oder gar Gewalt gegen sie angewendet wird“, so Jung. Er sehe es als gemeinsame Aufgabe der Politik, der Kirchen und Religionsgemeinschaften, ja aller Menschen an, „gemeinsam dieser Verrohung entgegenzuwirken“, forderte Jung. Menschen, die anderen Menschen helfen, „dürfen nicht auch noch Gefahren ausgesetzt werden“, so der Dekan in den Räumen des Roten Kreuzes in der Lagerstraße.
Dort versammelten sich auf Einladung der Notfallseelsorger viele Vertreter von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und Technischem Hilfswerk zum „Blaulichtgottesdienst, musikalisch gestaltet von der „Blaulichtband“ und geleitet vom katholischen Gemeindereferenten Stefan Kraus, der mit dem evangelischen Pfarrer Ulrich Nellen des Dienst der Notfallseelsorger organisiert.
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An Einsatzstellen sind die Spezialisten für Erste Hilfe für die Seele an Warnwesten oder Jacken in Lila mit der Aufschrift „Notfallseelsorge“ erkennbar. Je zwei Notfallseelsorger sind immer rund um die Uhr und an sieben Tagen der Woche alarmierbar. Dafür tragen sie Piepser, die von der Feuerwehrleitstelle ausgelöst werden. Die Freiwillige Feuerwehr Innenstadt übernimmt den Fahrdienst – mit Blaulicht. Privatleute können sie nicht anfordern, nur Polizei oder andere Einsatzkräfte, die den Bedarf an einer Einsatzstelle erkennen. Sie haben einen Rucksack mit wichtigen Dingen dabei – was man braucht, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen oder andere zu trösten. Denn oft geht es bei solchen Einsätzen einfach darum, dass jemand sich Zeit nimmt, sobald Rettungsdienst oder Feuerwehr abgerückt sind.
Die Notfallseelsorge beruht auf einem Vertrag zwischen der Evangelischen und der Katholischen Kirche sowie der Stadt, wo die Feuerwehr die Koordination innehat. Doch nur wenige der derzeit 30 Notfallseelsorger sind noch im kirchlichen Dienst. Es ist ein Ehrenamt, zu dem sich auch Mitarbeiter vom Rettungsdienst, von Freiwilliger Feuerwehr und Stadtverwaltung sowie Angehörige anderer Berufe ebenso in der Landesfeuerwehrschule ausbilden lassen können. Das liegt daran, dass sich immer weniger kirchliche Mitarbeiter an diesem Dienst beteiligen, den bei der Gründung 2004 alleine die beiden großen Konfessionen getragen haben. Bei den Katholiken ist der Priestermangel der Hauptgrund. Die wenigen Seelsorger, die es gibt, müssen alle mehrere Pfarreien versorgen. Auch bei den Protestanten gibt es inzwischen einen Mangel an Pfarrern. Inzwischen sind auch vier Muslime unter den Notfallseelsorgern.
Schon 131 Alarmierungen haben die Mannheimer Notfallseelsorger in diesem Jahr absolviert. Meist geht es um Beistand für Angehörige bei plötzlichen Todesfällen, das Überbringen solcher Nachrichten mit der Polizei, Einschreiten bei drohenden Suiziden. „Wir kommen immer dann, wenn es dramatisch wird“, so Kraus.
Es ist ein aufreibender, aber auch „unfassbar wichtiger, ein wunderbarer Dienst“, sagte Bürgermeister Volker Proffen den Notfallseelsorgern. „Sie sind da, wenn andere Sie brauchen, Sie bieten eine Schulter zum Anlehnen und sind jemand, mit dem man sprechen kann, wenn man überfordert ist“, dankte der Bürgermeister den Notfallseelsorgern.
Aber auch die brauchen mal einen Moment, wo sie sich besinnen können im Kreis der „Blaulichtfamilie“. Dazu dient der jährliche Gottesdienst. „Gut, dass wir einander haben“ stimmte dazu die „Blaulichtband“ an. „Ihr seid systemrelevant“, rief ihnen der katholische Dekan Karl Jung zu. Auch im Namen seines evangelischen Kollegen Ralph Hartmann dankte er den Notfallseelsorgern.
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