Ludwigshafen/Pfalz. Starke Heimatverbundenheit, aber reichlich Unzufriedenheit bei Wirtschaftsfaktoren: So lässt sich das Ergebnis der sechsten Standortumfrage der Industrie-und Handelskammer (IHK) Pfalz auf den Punkt bringen. In den acht kreisfreien Städten ansässige Unternehmen benoten die Infrastruktur ihrer jeweiligen Kommune mit „Drei plus“. Dieser Durchschnittswert (analog zu Schulzensuren) weicht allerdings bei Detailbetrachtungen erheblich ab. Als Negativ-Schlusslichter gelten Ludwigshafen und Neustadt.
Am Freitag stellt die IHK Pfalz in ihrem Ludwigshafener Zentrum die Auswertungen der Angaben von rund 1500 Unternehmen unterschiedlicher Branchen in Frankenthal, Kaiserslautern, Landau, Ludwigshafen, Neustadt, Primasens, Speyer und Zweibrücken vor. Klar, habe Corona die wirtschaftliche Stimmung eingetrübt, erklärt Jürgen Vogel, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer: „Aber uns machen konkrete Defizite zu schaffen.“ Selbst Kommunen, die bei der Umfrage hohe Zufriedenheitswerte erzielen – beispielsweise Frankenthal und Speyer – treibt um, dass Gewerbeflächen für Firmenerweiterungen beziehungsweise Neuansiedlungen fehlen und obendrein Wohnraum knapp wird. Unisono werden Mängel bei der digitalen Infrastruktur beklagt. Zudem übt die Wirtschaft mehr oder weniger massiv Kritik an den jeweiligen Kommunalverwaltungen, insbesondere im Zusammenhang mit der Bearbeitungsdauer von Anliegen. Und häufig wird die Wirtschaftsförderung als wenig effektiv kritisiert.
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„Region mit Licht und Schatten – mäßige Rahmenbedingungen, top emotionale Werte“: Diese Schlagzeilen prangen auf dem Info-Blatt zur Pfalz und ihren kreisfreien Städten. Immerhin sieht mehr als jedes dritte Unternehmen (36 Prozent) für den Zeitraum der vergangenen fünf Jahre „eine überwiegend positive Entwicklung“, und etwa genauso viele Wirtschaftstreibende gehen von „keiner Veränderung“ aus.
Niedergang der Innenstädte
Diese Einschätzung stellt sich in Ludwigshafen völlig anders dar: In der Chemiestadt bescheinigt nur jedes fünfte Unternehmen einen überwiegend positiven Trend, bewerten mehr als 40 Prozent die Veränderung als eher negativ. „Ludwigshafen leidet wie kein anderer Standort unter dem Niedergang seiner Innenstadt“, heißt es in dem IHK-Infoblatt, das der Industriestadt am Rhein „hohe Wirtschaftskraft in problematischem Umfeld“ zuordnet. Auch wenn Nicole Rabold, IHK-Leiterin Infrastruktur und Digitale Wirtschaft, rund um das Ludwigshafen-Image von „katastrophalen“ Umfragewerten spricht, so gibt es auch Positives zu vermelden: Die Wirtschaft zeigt sich zufrieden mit den verkehrstechnischen Anbindungen. Außerdem punktet die Stadt bei der Gesundheitsversorgung, insbesondere beim medizinischen Angebot.
2009 hat die IHK Pfalz erstmals eine Standortumfrage gestartet, weitere folgten im Abstand von zwei, dann vier Jahren. Und was hat sich verändert? „Die weichen Standortfaktoren spielen heute eine weit größere Rolle“, erklärt Vogel. Deshalb stelle die IHK auch Fragen zu Themen wie Freizeit oder Schulen sowie nach emotionalen Empfindungen – wie beispielsweise zur Verbundenheit mit dem Standort samt dessen „Flair“. Dass freilich nur eine ganzheitliche Analyse Sinn ergibt, zeigt Neustadt: Das Städtchen an der Weinstraße erreicht zwar hohe Zufriedenheitswerte rund um die Lebensqualität, aber gleichwohl gibt es bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere beim Ausbau von Glasfaserverbindungen und Mobilfunk, folgenschwere Mängel.
Wunsch nach mehr Kreativität
Umfrageergebnisse sind das eine, diese umzusetzen etwas anderes. Deshalb hat die IHK Pfalz den jeweiligen Rathäusern Gespräche angeboten – beispielsweise zur Verbesserung bürokratischer Abläufe oder beim Koordinieren von Baustellen. So sind in Speyer Wirtschaftsleute wie Bürger mit dem Management rund um die Sanierung der Salierbrücke ziemlich unzufrieden. Natürlich könne niemand Grund und Boden herbei zaubern – „aber wir wünschen uns mehr Kreativität“, so Jürgen Vogel. Es sollte beispielsweise darüber nachgedacht werden, ob in Gewerbegebieten grundsätzlich eingeschossig gebaut werden muss. Rare Flächen gelte es im Allgemeinen besser zu nutzen.
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