Ludwigshafen. Zwischen April und Juni 1994 herrschte im ostafrikanischen Ruanda das Grauen. Innerhalb von 100 Tagen töteten Angehörige der Hutu-Mehrheit etwa 75 Prozent der im Land lebenden Tutsi-Minderheit sowie Hutu, die sich an diesem Gewaltakt nicht beteiligten oder sich aktiv dagegen einsetzten. 28 Jahre später herrscht im „Land der Tausend Hügel“ zum Glück nun schon seit längerem Frieden. Der Versöhnungsprozess ist immer noch im vollen Gange.
Das Land Rheinland-Pfalz ist vor 40 Jahren eine Partnerschaft mit Ruanda eingegangen, hat ein ganz spezielles Verhältnis zu dem leidgeplagten Land und dessen Menschen. Anlässlich des Jubiläums zeigt die Stadt Ludwigshafen gemeinsam mit dem Arbeitskreis Ruanda seit Samstag bis zum 3. November die Fotoausstellung „Blickpunkte 2.0 - Ruanda“ in der Rhein-Galerie. Zahlreiche Bilder, die im Erdgeschoss in der Mitte des Centers zu sehen sind, geben einen Einblick in den stetigen Veränderungs- und Entwicklungsprozess des Landes. „Wir freuen uns, die Ausstellung in unserem Haus präsentieren zu dürfen und ein Teil der Sensibilisierung für die Thematik sein zu können“, sagt Center-Manager Patrick Steidl und betont: „Die Bürgerinnen und Bürger erhalten so die Möglichkeit, die Geschichte des Landes Ruanda und der rheinland-pfälzisch-ruandischen Partnerschaft vor Ort zu erfahren.“
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Auf den Fotos und den Texten bekommen die Besucher in sechs Themenkomplexen einen vielfältigen Einblick in das Land. Zunächst wird die Geschichte von Ruanda beschrieben. Dass das Land, in dem rund 13 Millionen Menschen leben, landschaftlich höchst interessant ist, wird bei der Beschreibung der Nationalparks und der verschiedenen Seen deutlich. Die Situation der Frauen und die der Bildung werden in einem weiteren Komplex ausführlich dargestellt. Die Kultur des Landes, aber auch die Wirtschaft und Infrastruktur werden vorgestellt.
Mit 70 Millionen Euro gefördert
Beim Durchgucken wird deutlich: Es hat sich in Ruanda seit den schrecklichen Ereignissen von 1994 vieles in eine positive Richtung bewegt. Und daran hat auch die Partnerschaft einen großen Anteil. Bis heute konnten etwa 2200 Projekte verwirklicht werden, die mit mehr als 70 Millionen Euro gefördert wurden. Etwa ein Fünftel davon waren Spenden der rheinland-pfälzischen Bevölkerung.
Schwerpunkte der Projekte liegen in den Bereichen Schulbildung, wie beispielsweise der Bau von Schulen, Schulküchen und Schlafräumen, aber auch die Anlage von Sportplätzen. Handwerkliche Arbeiten zur Schaffung von Wasserzisternen, Errichtung von Solaranlagen oder die Stärkung von Frauenkooperativen finden sich in der langen Liste der Hilfsprojekte, die auch in den ausgestellten Bildern zu sehen sind.
Die Ausstellung will deutlich machen: Die sogenannte Graswurzelpartnerschaft, die noch vor dem Völkermord mit dem Ziel gegründet wurde, Hilfe leisten zu können, die sich nach den Bedürfnissen vor Ort richtet, funktioniert. Bemerkenswert: Alles begann in Form eines einfachen Briefwechsels im Juni 1987 zwischen dem Bundesland Rheinland-Pfalz und der Republik Ruanda. Fünf Jahre später startete dann die offizielle Partnerschaft. Auf einem Foto ist eine Gruppe von einheimischen Frauen, Männern und Kindern zu sehen. Das Schöne ist: das Lächeln auf den Gesichtern.
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