Verkehr

Neue Regionalbahnen: Ein Weltrekord-Zug für die Pfalz

Ab 2025 sollen Akkuzüge durch die Pfalz rollen. Dieser soll nicht nur Komfort bieten, sondern vor allem zum Klimaschutz beitragen. Ein Prototyp wurde nun vorgestellt und rollte von Ludwigshafen nach Neustadt

Von 
Kai Plösser
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Der Prototyp des neuen Akkuzugs bei der Einfahrt in den Ludwigshafener Hauptbahnhof. © Thomas Tröster

Ludwigshafen/Neustadt. „Heute ist ein guter Tag für die Eisenbahn“, sagt Ludwigshafens Bau- und Umweltdezernent Alexander Thewalt (parteilos) – und meint damit nicht nur, dass die geladene Prominenz wie Bahnchef Richard Lutz und die rheinland-pfälzische Umwelt- und Klimaministerin Katrin Eder (Grüne) pünktlich mit dem Zug eingetroffen ist. Vielmehr will er auf den neuen Akkuzug aufmerksam machen, der ab Dezember 2025 durch die Pfalz fahren soll und am Freitag am Ludwigshafener Hauptbahnhof im Rahmen der 175-Jahr-Feier der Eisenbahn in Rheinland-Pfalz vorgestellt wird. „Flirt Akku“ nennt der Hersteller Stadler die Bahn, die in Zukunft im Regionalverkehr für mehr Klimaschutz auf den Gleisen sorgen soll.

Flotte von 44 Fahrzeugen

44 dieser Akku-Hybrid-Züge sollen laut Stadler künftig auf Pfälzer Schienen unterwegs sein. Das Besondere: Er ist ausgelegt für nicht- oder teil-elektrifizierte Strecken. Wo keine Oberleitung hängt, fährt der Zug trotzdem weiter – und zwar im Akkubetrieb. Im Dezember des vergangenen Jahres stellte der Zug sogar einen vom Guinness Buch bestätigten Weltrekord auf: Über 224 Kilometer war der Zug ohne Halt im Batteriebetrieb unterwegs. Strom zieht sich der Zug aus der zurückgespeisten Bremsenergie oder aus sogenannten Oberleitungsinseln beim Halt an den Bahnhöfen. „Dies soll jährlich fünf Millionen Liter Diesel sparen“, klärt Umwelt- und Klimaministerin Eder auf.

Eder darf sich zusammen mit Bahnchef Lutz ein detailliertes Bild von der Bahn machen. Im Führerstand schlüpfen beide bei der Premierenfahrt von Ludwigshafen nach Neustadt selbst für kurze Zeit in die Rolle des Lokführers. Was direkt auffällt: Die Fahrgeräusche sind im Vergleich zu den aktuellen Bahnen fast nicht vorhanden. Möglich machen das die luftgefederten Fahrwerke. Auf die Schiene soll der Zug maximal 140 Stundenkilometer bringen.

Bahnchef Richard Lutz (l) und Umweltministerin Katrin Eder (r) lassen sich während der Fahrt nach Neustadt den neuen Akkuzug vom Lokführer erklären. © Kai Plösser

Doch das ist nicht der einzige Komfort, den die neue Bahn schon bald bieten soll. So ist der mit 172 Sitz- und 153 Stehplätzen versehene Fahrgastraum klimatisiert. Pro Seite sind drei Einstiegstüren mit Spaltüberbrückungen ebenso vorhanden wie Fahrradstellplätze und Rollstuhlbereiche im Innenraum der Bahn. Zudem ist der Zug mit WLAN und einem Multifunktionsabteil in allen Einstiegsbereichen ausgestattet.

„Neben einem vernünftigen Preis wollen wir den Fahrgästen Komfort bieten“, betont Ministerin Eder. Nun soll der neue Akkuzug aber nicht nur Reisende und Pendler befördern. Vor allem soll er auch zum Klimaschutz beitragen. „Die Eisenbahn, die über lange Strecken viele Menschen transportiert, kann die Lösung für die Klimaprobleme sein“, setzt Eder besonders auf den Schienenverkehr und sieht diesen in einer Schlüsselrolle. Es gelte insbesondere, den Ausbau alternativer Antriebsarten zu gewährleisten.

„Zugfahren ist Klimaschutz“, meint Eder. Deswegen müssten Strecken reaktiviert und Angebote gesichert werden. „Wenn wir dann Strecken zusätzlich elektrifizieren, ist das bereits die Extrameile im Bereich Klimaschutz, die wir fahren“, betont die Ministerin.

Der Landrat des Kreises Germersheim, Fritz Brechtel, geht beim Festakt zum 175-jährigen Bestehen der Eisenbahn in Rheinland-Pfalz im Eisenbahnmuseum in Neustadt ein wenig auf die Planungsdetails ein. Der weitere Ausbau des Schienenverkehrs sei in Vorbereitung. „Dazu gehören weitere Streckenreaktivierungen wie – um nur zwei Beispiele zu nennen – die Strecke Landau – Germersheim und die Glantalbahn in der nördlichen Pfalz sowie weitere Verbesserungen beim Fahrplan bestehender Strecken.“ Auch müsse die Infrastruktur verbessert werden. Es bräuchte beispielsweise eine verbesserte Signaltechnik und mehr Ausweichgleise.

Vieles auf der „Zielgeraden“

Auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) macht bei den Feierlichkeiten deutlich, dass das Land auf die Schiene als klimaverträglichen Verkehrsträger setzt. Es werde daran gearbeitet, „den Bahnverkehr attraktiver und umweltfreundlicher zu gestalten“, sagt sie. „Bei vielen Projekten sind wir bereits auf der ‚Zielgeraden‘. Wir wollen den Bürgern und Bürgerinnen ein Angebot schaffen, das zukunftsorientiert eine gute Nutzung des öffentlichen Verkehrs ermöglicht“. (mit dpa)

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