Rhein-Neckar. Es ist das Jahr 1847: Das Dorf Ludwigshafen ist noch nicht lange gegründet, als wenig später am 11. Juni die ersten Züge durch die Pfalz fahren. Die Inbetriebnahme der Strecken zwischen Ludwigshafen und Neustadt sowie Schifferstadt und Speyer ist der Grundstein für die Erschließung des Eisenbahnnetzes im heutigen Bundesland Rheinland-Pfalz gewesen. Nun jährt sich das Ereignis zum 175. Mal. Das feiert der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZSPNV) mit einer Festwoche zwischen dem 1. und 5. Oktober. Dabei wird nicht nur ein Blick in die Geschichte geworfen, sondern auch in die Zukunft geschaut.
Infos zur Festwoche
- Von Samstag bis Mittwoch, 1. bis 5. Oktober, feiert der ZSPNV den 175. Geburtstag der pfälzischen Eisenbahnen.
- Schwerpunkt sind Fahrten mit historischen Fahrzeugen, insbesondere rund um Neustadt.
- Am 3. Oktober beispielsweise pendeln Züge zwischen Kaiserslautern - Ludwigshafen und Neustadt - Bad Dürkheim.
- Komplettes Programm mit Fahrtzeiten: bit.ly/3SuxHIU.
- Publikation „175 Jahre Eisenbahnen im südlichen Rheinland-Pfalz“ zum Download: bit.ly/3DZIIxO.
Denn was in Folge der Industriellen Revolution und der Erfindung der Dampfmaschine neue Wege für den Verkehr und den Gütertransport ermöglichte, ist heute, 175 Jahre später, erneut zentraler Bestandteil einer Mobilitätswende. „Wir sind seit Jahren dran“, sagt Fritz Engbarth, Sprecher und stellvertretender Verbandsdirektor, im Gespräch mit dieser Redaktion. So wurden und werden einzelne Stationen bereits modernisiert und barrierefrei umgebaut. Zudem sei der ZSPNV an der Stationsoffensive beteiligt. Hierbei gehe es um neue Haltestellen zur Erschließung des ländlichen Raumes und die Wiedereröffnung alter Strecken, erklärt Engbarth. Es sei dahingehend zwar schon viel passiert. Doch ihm ist das noch nicht genug: „Wir brauchen neben der Modernisierung der Stationen einen Ausbau der klassischen Infrastruktur.“
Neue Technik nötig
So müsse die Signaltechnik eine dichtere Zugfolge zulassen und bessere Verlässlichkeit aufweisen. Auch müssten Strecken mit ergänzenden Ausweichgleisen für Überholungen versehen werden. Ansonsten leide darunter die Pünktlichkeit der Bahnen. Engbarth hebt hervor: „Die Deutsche Bahn ist dran, die digitale Schiene aufs Gleis zu setzen.“ So sollen beispielsweise in Speyer, Wörth und Germersheim elektronische Stellwerke die zwar noch zuverlässig arbeitende, aber alte und wartungsintensive Technik ablösen. „Das ist ein bedeutender Modernisierungssprung“, bekräftigt Engbarth.
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Zudem hat Engbarth auch Knotenpunkte wie den Hauptbahnhof in Mannheim im Blick. Diese Knoten seien ein wichtiger Faktor. Doch seien dort nicht genug Bahnsteige vorhanden, um einem Zulauf an Fahrgästen sowie Mehrangebot an Fahrten gerecht zu werden. „Wir brauchen mehr Kapazität. Die Gleise müssen ausgebaut werden“, betont Engbarth. „Das ist signifikant für den Klimaschutz und den Wechsel vom Auto auf die Schiene“, sagt er
Ein weiterer wichtiger Schritt in Sachen Klimaschutz ist in den Augen Engbarths der Abschied von fossilen Energieträgern. Dafür soll im Regionalverkehr schrittweise ab Dezember 2025 ein Akkuzug der Firma Stadler sorgen. Dieser kommt unter anderem zwischen Neustadt, Landau und Karlsruhe zum Einsatz. Das Besondere an den neuen Zügen ist, dass sie ohne Oberleitung versehene Streckenabschnitte mittels Batterien überwinden können.
Um diese Hybridzüge aufladen zu können, sind sogenannten Oberleitungsinseln notwendig, die als Zwischenladestationen dienen. Dies werde laut Engbarth derzeit beispielsweise in Landau errichtet. Beim Halt am Bahnhof wird der Zug auf diesem Wege wieder aufgeladen, um die nächste Etappe in Angriff nehmen zu können. Im Fernverkehr zwischen Deutschland und Frankreich wird auf den Zug vom Typ Coradia Polyvalent der Firma Alstom gesetzt, der mit Diesel und Elektronik betrieben wird.
Eine Frage der Finanzierung
All das sei - auch vor dem Hintergrund der steigenden Energiepreise - jedoch nur mit einer „verlässlichen Finanzausstattung„ möglich, sagt Engbarth und hofft, dass sich die Politik einigen kann. „Es wäre schade, wenn das Projekt Rheinland-Pfalz-Takt ausgebremst wird“, fügt er an. Um den Wechsel auf die Schiene noch attraktiver zu machen, hofft Engbarth zudem auf einen geeigneten Nachfolger des 9-Euro-Tickets.
Um die 175 Jahre alte Geschichte der Eisenbahn in Rheinland-Pfalz weiterschreiben zu können, fordert Engbarth aber auch Wertschätzung: „Die Arbeitsplätze im ÖPNV und bei der Eisenbahn müssen attraktiver werden. Auch der Personalmangel kann uns in unseren Überlegungen ausbremsen“, macht Engbarth deutlich. Doch auch wenn der Weg zur Mobilitätswende noch weit ist, glaubt Engbarth: „Das Bahnfahren ist modern geworden.“ Am Ende sieht er die Entwicklung aber noch lange nicht.
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