Nahverkehr

Neue Straßenbahnlinien rund um Ludwigshafen: Projekt nimmt Fahrt auf

Bahnlinien nach Pfingstweide, Dannstadt-Schauernheim und Waldsee – diese Zukunftsvision wird immer konkreter. Was die RNV zu Trassenverläufen sagt und mit wie vielen Neukunden sie rechnet.

Von 
Julian Eistetter
Lesedauer: 
Fahrgäste beim Ausstieg aus der Linie 6A an der RNV-Haltestelle Ludwigshafen-Rheingönheim. Hier endet die Linie in Richtung Süden derzeit. Künftig könnte sie über Neuhofen bis nach Waldsee führen. © Erik Rose

Ludwigshafen. Wichtige Weichenstellung für den Ausbau des Straßenbahnnetzes rund um Ludwigshafen: Die Verbandsversammlung des Zweckverbandes Öffentlicher Personennahverkehr (ZÖPNV) Rheinland-Pfalz Süd hat sich darauf verständigt, die drei Millionen Euro teure Vorentwurfsplanung für das „Pfalztram“ genannte Zukunftsprojekt zu finanzieren. Damit ermöglicht der ZÖPNV Süd den Planungsstart für das Vorhaben, das drei neue Strecken beziehungsweise Streckenerweiterungen ins Ludwigshafener Umland vorsieht. Nachfolgend geben wir Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Worum geht es beim Projekt „Pfalztram“ konkret?

Den Verantwortlichen schwebt ein Ausbau des Straßenbahnnetzes in drei Richtungen vor. Im Norden sollen Fahrgäste künftig nicht nur bis Oppau, sondern bis Pfingstweide fahren können. Profitieren würde von diesem Ausbau nicht nur der nördlichste Ludwigshafener Stadtteil, sondern auch Edigheim, das bislang ebenfalls über keinen Anschluss ans Straßenbahnnetz verfügt.

Im Westen ist eine komplett neue Linie vom Berliner Platz aus über die Gartenstadt, Maudach und Mutterstadt bis nach Dannstadt-Schauernheim im Gespräch. Im Süden sollen die bisher in Rheingönheim endenden Gleise über Neuhofen bis nach Waldsee ausgebaut werden.

© mm

Gibt es schon konkrete Vorstellungen, wo die Trassen verlaufen sollen?

Grob. Im Süden beispielsweise wird seit Jahren ein Korridor für einen möglichen Ausbau bei Rheingönheim freigehalten. Die federführende Rhein-Neckar Verkehr GmbH (RNV) verweist auf Anfrage jedoch darauf, dass sich das Projekt „Pfalztram“ noch in der „Konzeptionsphase“ befinde. „Bisherige Korridorbetrachtungen sollen im Zuge der anstehenden Vorentwurfsplanung genauer betrachtet und mögliche Streckenverläufe in Abstimmung mit den Projektpartnerkommunen ausgearbeitet werden“, heißt es aus der Pressestelle. Geplant ist nach der Einbeziehung kommunaler Gremien auch eine umfassende Bürgerbeteiligung.

Klar ist heute schon, dass die beiden Korridore nach Pfingstweide und Waldsee „in förderrechtlicher und betrieblicher Hinsicht“ zusammengefasst werden sollen. Über das bestehende Netz sollen sie als sogenannte Durchmesserlinie verbunden werden. Darunter versteht man eine von Ortsteil A durch das Stadtzentrum hindurch nach Ortsteil B verlaufende, durchgehende Linie.

Wirft man einen Blick auf die Karte, so erscheint im Norden die Verbindung von Oppau und Pfingstweide über eine Trasse entlang der K1/Ostring als einzig sinnvolle Variante. Den größten Planungsaufwand dürfte die komplett neue Linie in Richtung Dannstadt-Schauernheim mit sich bringen.

Einfahrt der Linie 6 in den Wendekreisel der RNV-Endhaltestelle Ludwigshafen-Rheingönheim © Erik Rose

Gibt es einen Streckenabschnitt beim Projekt „Pfalztram“, der priorisiert wird?

Nein. Die RNV und ihre Projektpartner betrachten alle Strecken gesamtheitlich als wichtiges Zukunftsprojekt für eine optimierte ÖPNV-Erschließung der Vorderpfalz, teilt der RNV-Sprecher mit. Kein Abschnitt werde gegenüber den anderen bevorzugt. Dietmar Seefeldt, Verbandsvorsteher des ZÖPNV Süd, sagt: „Mit der ,Pfalztram‘ könnte in den kommenden Jahren das ÖPNV-Angebot rund um Ludwigshafen auf ein völlig neues Qualitätsniveau gehoben werden. Die geplanten Stadtbahnerweiterungen wären eine konsequente Weiterentwicklung der seit Juni 2025 eingeführten und durch den ZÖPNV Süd beziehungsweise das Land finanzierten regionalen Buslinien von Ludwigshafen in Richtung Neuhofen/Waldsee und Mutterstadt/Dannstadt.“

Mehr zum Thema

Ermittlungen

Tödlicher Geisterfahrer-Unfall auf B9: So geht es der Schwerverletzten

Veröffentlicht
Von
Julian Eistetter
Mehr erfahren
Lärmbelästigung

Filmfestival Ludwigshafen: Anwohner klagen wegen Lärm, zu Recht?

Veröffentlicht
Von
Julian Eistetter
Mehr erfahren
Großprojekt

Helmut-Kohl-Allee in Ludwigshafen: Was sich gerade auf der Großbaustelle tut

Veröffentlicht
Von
Julian Eistetter
Mehr erfahren

Welche Bedarfe und Fahrgastpotenziale gibt es auf den geplanten Strecken Richtung Pfingstweide, Waldsee und Dannstadt-Schauernheim überhaupt?

Eine Kosten- und Nutzenuntersuchung kommt laut RNV zu dem Ergebnis, dass auf einer ausgebauten Linie von Pfingstweide nach Waldsee etwa 5200 Neukunden für den ÖPNV gewonnen werden könnten. Gleichzeitig würden täglich 4200 Fahrten des motorisierten Individualverkehrs vermieden, so die Berechnung.

Noch größer wird der Bedarf auf einer neuen Linie zwischen Ludwigshafen und Dannstadt-Schauernheim eingeschätzt. „Entsprechend der Prognose sind hier 7500 ÖPNV-Neukunden zu erwarten. Zusätzlich wurden 6000 vermiedene Fahrten des motorisierten Individualverkehrs ermittelt“, so der RNV-Sprecher. Er weist jedoch darauf hin, dass es sich hierbei um erste Ergebnisse einer „überschlägigen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung“ handele, die im weiteren Planungsverlauf noch zu vertiefen seien.

Welcher Zeithorizont ist für das Projekt „Pfalztram“ vorgesehen?

Die RNV ist derzeit dabei, die Ausschreibung der Planungsleistungen vorzubereiten. „Bei einem optimalen Verlauf könnte im Laufe des Frühjahrs 2026 der Einstieg in die ingenieurstechnischen Planungen erfolgen“, so der Sprecher. Anschließend komme viel auf das politische Einvernehmen der Partnerkommunen, den Verlauf der Bürgerbeteiligung sowie die städtebauliche Umsetzung der Trassen an. Wie andere Projekte dieser Dimension sei „Pfalztram“ langfristig angelegt, sagt der Sprecher. In früheren Stellungnahmen war die Rede von zehn Jahren, die zwischen Planung und Fertigstellung einer Bahnlinie vergingen.

Was soll das Ganze kosten – und wer bezahlt?

Belastbare Aussagen über die Kosten lassen sich laut RNV erst nach Vorlage einer „hinreichenden Planungstiefe“ treffen. Bislang habe man durch die Untersuchungen zumindest eine Wirtschaftlichkeit der einzelnen Korridore nachweisen können. Für die Finanzierung ruhen die Hoffnungen jedenfalls auf einer üppigen Förderung durch Bund und Land.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke