Großprojekt (mit Video)

Helmut-Kohl-Allee in Ludwigshafen: Was sich gerade auf der Großbaustelle tut

Einige Pfeiler stehen schon, bald kommen die tonnenschweren Stahlträger: In Ludwigshafen wächst die neue Westbrücke zügig. Auch den Straßenverlauf erkennt man schon. Ein Besuch auf der Baustelle.

Von 
Julian Eistetter
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Die neue Westbrücke über die Bahnanlagen nördlich des Ludwigshafener Hauptbahnhofs nimmt allmählich Form an. Einige Pfeiler sind bereits errichtet. © PIX-Sportfotos

Ludwigshafen. Von der Pylonbrücke über dem Ludwigshafener Hauptbahnhof aus erscheint das Bild von der künftigen Verkehrsachse Helmut-Kohl-Allee schon ziemlich klar. Vor dem inneren Auge sieht man die Autos schon von der A650 über die neue Westbrücke auf die ebenerdige Stadtstraße rollen, die in einer breiten Schneise durch den nördlichen Teil der Innenstadt verlaufen wird.

Noch ist das alles Zukunftsmusik, doch „die Puzzlestücke entwickeln sich und fügen sich dann irgendwann zu einem großen Ganzen“, wie Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) am Freitag bei einem Baustellenbesuch sagt.

Neun Pfeilerreihen tragen künftig die rund 445 Meter lange Westbrücke in Ludwigshafen

Die Puzzlestücke sind in diesem Fall eindeutig als Brückenpfeiler zu erkennen, die zwischen den Bahngleisen bereits in die Höhe ragen. Neun Pfeilerreihen mit jeweils zwei Säulen sind erforderlich, um die rund 445 Meter lange Westbrücke nördlich des Hauptbahnhofs künftig über den Güterbahnhof und die Gleisanlagen zu führen, erläutert Eberhard Küssner, Gesamtprojektleiter Hochstraßen bei der Bauprojektgesellschaft Ludwigshafen (BPG).

Neun solcher Pfeilerpaare werden die neue Westbrücke über die Gleise in Ludwigshafen künftig tragen. Im September und Oktober werden die massiven Stahlträger darauf montiert. © PIX-Sportfotos

Im Jahr 2029 soll das Bauwerk seiner Auskunft nach fertig sein, 140 Millionen Euro kostet es. „Bislang bewegen wir uns voll im Zeit- und Kostenplan“, wird Küssner nicht müde zu betonen. Jede Verzögerung bei diesem Mammutprojekt würde weitere Millionen kosten, das ist den Verantwortlichen bewusst. Und gerade in diesem Bereich drängt auch die Zeit. „Für die Arbeiten mussten wir einen Teil des Güterbahnhofs zurückbauen. Der muss bis Februar 2026 wieder hergestellt sein“, erklärt der 55-Jährige. Bis dahin müssen also sämtliche Pfeiler fertig und die verbindenden Stahlträger darauf gewuchtet sein.

Helmut-Kohl-Allee

Die Helmut-Kohl-Allee ist eine rund 860 Meter lange mehrspurige Stadtstraße, die zwischen Kurt-Schumacher-Brücke und Lorientallee entstehen soll.

Sie ersetzt die marode Hochstraße Nord (B44) , die nach der Fertigstellung abgerissen wird.

Im Westen führt eine neue, 445 Meter lange Brücke (Westbrücke) den Verkehr über die Bahnanlagen Richtung A650.

Das Vorhaben ist Teil des gesamten Hochstraßenprojekts in Ludwigshafen, zu dem auch der Neubau der abgerissenen Pilzhochstraße sowie die Sanierung der Weißen Hochstraße im Süden zählen.

„Monster“-Kran hebt massive Stahlträger auf die Brückenpfeiler der neuen Westbrücke

Dieser Teil des Brückenbaus stehe nun schon unmittelbar bevor, blickt Küssner voraus. Bis zu 30 Meter lange Stahlträger werden Mitte September angeliefert und von einem 700 Tonnen schweren Autokran am äußeren Brückenteil auf die schon fertigen Pfeiler gehoben. „Dabei handelt es sich nur um die kleinsten Strahlträger“, sagt der Projektleiter. Die größten müssen vor Ort zusammengeschweißt und von einem noch massiveren, 750 Tonnen schweren und 65 Meter hohen Raupenkran an ihren Bestimmungsort bugsiert werden. „Das ist ein Monster“, sagt Küssner über den Kran. Dass ihn begeistert, was er hier tut, ist dem Diplom-Ingenieur bei jedem Satz anzuhören.

Koordinierung des Brückenbaus mitten im Bahngelände eine große Herausforderung

Für eine Brücke mit Stahlträgern hat man sich an dieser Stelle vor allem aus logistischen Gründen entschieden. Denn die Baustellenkoordination mitten im Bahngelände mit laufendem Zugverkehr ist eine große Herausforderung. Jahre im Voraus seien mit der Bahn Sperrzeiten vereinbart worden. „Das bedeutet aber nicht, dass die Bahn für uns den Zugverkehr einstellt. Sondern sie hat uns Zeiten genannt, in denen ohnehin keine Züge fahren oder diese umgeleitet werden können“, so Küssner.

Diese Fenster werden dann unter anderem dazu genutzt, die Stahlträger einzuheben. Bei einem Spannbeton-Bauwerk, wie es die neue Hochstraße Süd ist, wären aufwendige Gerüstbauten zur Betonage erforderlich gewesen - in dieser Gemengelage nicht denkbar.

Nicht steinzeitlich, aber dennoch spannend: Überreste der alten Benckiser-Firma auf dem Messplatz in Ludwigshafen. Der Abbruch der alten Mauern verzögert die Vorbereitungen für die Trasse hier. © PIX-Sportfotos

Wenige hundert Meter weiter westlich: Der ehemalige Messplatz ist von einem großen Bauzaun umgeben. Erdhaufen türmen sich hier meterhoch. Bagger und andere große Baustellenfahrzeuge sind hier noch schwer damit beschäftigt, den Untergrund soweit vorzubereiten, dass hier einmal die ebenerdige Stadtstraße verlaufen kann. Ungefähr im Bereich des Felix Bowling Centers wird sie an die neue Westbrücke anschließen und über Messplatz, Jaegerplatz und den heutigen Standort des Rathaus-Centers bis zur Kurt-Schumacher-Brücke verlaufen.

Ausgrabungen der alten Benckiser-Fabrik verzögern Arbeiten am Messplatz

Auf dem Baufeld Messplatz haben sich die Arbeiten in den vergangenen Monaten deutlich verzögert - und der Grund dafür wird vor Ort auch auf den ersten Blick klar. In einem Grabungsloch sind die Überreste massiver Mauern zu sehen. „Wir mussten hier riesige Massen an Erde bewegen. Und dabei sind wir auf haufenweise Reste der alten Benckiser-Fabrik gestoßen, die hier einmal stand“, berichtet Eberhard Küssner. „Wir haben Kellerräume freigelegt, da standen sogar noch Stühle drin.“

Auch alte Säurebecken haben die Arbeiter aus dem Boden geholt. Das Drehkreuz der Werksbahn von Benckiser ist in der Grube ebenfalls noch gut erkennbar. „Das muss alles raus“, so Küssner.

Auf dem ehemaligen Parkplatz an der Jaegerstraße haben die Verantwortlichen mit Kreide schon mal die Dimensionen der neuen Stadtstraße eingezeichnet. Bis die Fahrbahn hergestellt wird, dauert es aber noch mehrere Jahre. © PIX-Sportfotos

Durch die Unterführung Danziger Platz erreicht man den ehemaligen Parkplatz an der Jaegerstraße. Hier sind die Arbeiten bereits abgeschlossen. Ein Erdaufbau zeigt, wo später einmal die Fahrbahn verlaufen wird. Mit rosafarbener Kreide wurden hier an einer Stelle schon die drei Fahrbahnen Richtung Mannheim, der Fahrradweg, der Fußweg und Grünstreifen eingezeichnet.

Bis Ende 2032 soll die neue Helmut-Kohl-Allee vollständig für den Verkehr frei sein

Die Dimensionen sind gewaltig. Drei Spuren je Fahrtrichtung wird die Helmut-Kohl-Allee haben, mit Abbiegespuren sogar teilweise vier. Bis die Fahrbahn betoniert wird, dauert es jedoch noch eine Weile. Der Erdaufbau bleibe nun erstmal bis etwa 2028 liegen. Bis dahin geht es unter anderem mit dem Abriss des Nord-Brückenkopfes an der Schumacher-Brücke weiter. Die neue Helmut-Kohl-Alle soll dann bis Ende 2032 freigegeben werden.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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