Fotografie

Mannheimer Fotograf Horst Hamann beendet Vertikal-Serie am Speyerer Dom

Über ein Jahr lang hat sich der weltbekannte Mannheimer Fotograf immer wieder zu Tages- und Nachtzeiten im bedeutendsten Bauwerk der Region aufgehalten. Herausgekommen ist eine beeindruckende Serie

Von 
Stephan Alfter
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Der Mannheimer Fotograf Horst Hamann mit einigen seiner Motive vom Speyerer Dom. Mehr als ein Jahr lang kam er mit einem eigenen Schlüssel immer wieder zu Tages- und Nachtzeiten in das zentrale geschichtliche Bauwerk der Metropolregion Rhein-Neckar, um zu arbeiten. © Landry

Speyer. Horst Hamann ist kein Mann, der gerne viele Worte verliert. Wenn er spricht, wirkt er fast ein wenig schnoddrig und beiläufig. Gerade so, als wisse er gar nicht, warum hier gerade soviel Aufheben um ihn gemacht wird. „Deshalb schreibe ich auch keine Bücher, sondern mache Bilder“, sagt der Mann, der auch das Zeug zu einer veritablen Fußballkarriere gehabt hätte, über sich selbst. Es kam anders.

„New York Vertical“ hat den gebürtigen Mannheimer in den 90er Jahren berühmt gemacht. Nun verhilft der begnadete Fotograf, der auf dem Lindenhof und in Niederfeld aufgewachsen ist und in Neckarau das Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium besucht hat, dem Speyerer Dom zu größerer Popularität. „Horst Hamann - Kaiserdom zu Speyer“ heißt das Werk.

Nahezu 80 vertikale Aufnahmen hat Hamann im vergangenen Jahr in, an und von der Kathedrale gemacht, die einzigartig in der nun fast 1000-jährigen Geschichte des Bauwerks sind. Sie sind nun in einem hochformatigen Buch zusammengefasst, das zunächst in einer Auflage von 2000 Exemplaren in Zusammenarbeit mit dem abc- und dem Pilger-Verlag erschienen ist. Symbolisch gab Hamann am Dienstag den Generalschlüssel für die größte erhaltene romanische Kirche der Welt an Kustos Christoph Kohl zurück.

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Dort, wo salische Kaiser begraben liegen, hatte Hamann zu allen Tages- und Nachtzeiten abgewartet, sich hineingefühlt, Luft eingesogen und Licht gesucht. Dass die intensive - auch spirituelle - Auseinandersetzung Hamann bei seiner Arbeit geholfen hat, ist in dem 192-seitigen Werk nicht zu übersehen. Der SWR-Journalist Eberhard Reuß begleitet Hamann schon länger. Er sagt: „Kein Zweifel, Horst Hamanns vertikale Pulsmessung des Speyerer Doms wird Bestand haben. Es sind (...) präzise Zeugnisse von Linien, Formen und architektonischen Eigenheiten.“ Wer im Buch blättert und die Kathedrale kennt, bleibt zwangsläufig kleben und erlebt Wow-Effekte. Auf Seite 120 hat der 66-jährige die Südwestecke des Vierungsturms in beeindruckender Weise festgehalten. Ein Lichtstrahl fällt auf das Dach des Doms und auf die uralten Steine - eine gigantische Aufnahme. Und das alles ohne Filter, wie man im Zeitalter von Instagram hinzufügen muss. „Keine technischen Tricks“, sagt Hamann auf erneute Nachfrage des Autors dieses Textes.

1000 Jahre existiert der Speyerer Dom im Jahr 2030

Auch der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann ist beeindruckt, wie das Gotteshaus von Hamann erfasst worden ist. „Durch (...) das konsequente Schwarz-Weiß ermöglichen die Fotografien Horst Hamanns ganz neue Sichtweisen auf den Dom“, so Wiesemann. Der Bischof hatte bereits am Montagabend nach einer Rede im Dom gegenüber dieser Redaktion davon geschwärmt, mit welcher Energie die Europäische Stiftung Kaiserdom zu Speyer auf das Jubiläum anlässlich der Grundsteinlegung vor 1000 Jahren im Jahr 2030 hinarbeite.

Eine besondere Rolle spielt dabei ein Mannheimer: Alfried Wieczorek, ehemaliger Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen. Er ist Vorsitzender der Stiftung Europäischer Kaiserdom und in dieser Funktion - etwas salopp gesprochen - eine 24/7-Litfaßsäule für dieses zentrale Baudenkmal europäischer Geschichte. Das ganze Kuratorium mit Persönlichkeiten wie dem früheren rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck und der Vorgängerin Jutta Steinrucks als Ludwigshafener Oberbürgermeisterin, Eva Lohse, tagte am Montag. Nicht zuletzt, um für die dauerhafte Finanzierung des Bauwerks zu sorgen. Eine Million Euro pro Jahr kostet die das nach Aussage Wieczoreks durchschnittlich. Aktuell sind die Osttürme, die von badischer Seite am besten zu sehen sind, das Sorgenkind. Ihre Sanierung dauert Jahre.

Großherzog von Luxemburg hebt die Bedeutung des Doms hervor

Dass die Instandsetzung wertvoll und quasi eine Pflichtaufgabe dieser Gesellschaft ist, wurde am Montagabend im Dom einmal mehr klar, als Großherzog Henri von Luxemburg über Europa im Wandel sprach und die Herausforderungen inmitten globaler Veränderungen. Er sagte zu Beginn seines Vortrages: „Der Dom ist weit mehr als nur ein prachtvolles Bauwerk der Romanik.

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Er steht symbolisch für das europäische Erbe und die Einheit des Kontinents. Er ist ein Ort, an dem sich Wege von europäischer Religion, Politik und Kultur im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gekreuzt haben.“ Der Dom habe für ihn auch eine persönliche Bedeutung, so der Großherzog. Sein Urahn, König Adolf von Nassau, sei hier begraben. Es sei mehr als passend, gerade im Speyerer Dom über die Rolle Europas in der heutigen Welt zu sprechen - und über die Werte, die uns leiten sollten.

Auf besondere Art verbildlicht hat dieses Erbe Horst Hamann. Das entstandene Buch, das mit Fördergeldern finanziert ist, spült jedoch bestenfalls 200 000 Euro in die Kasse - ein Bruchteil dessen, was notwendig ist. Aber es erzeuge Aufmerksamkeit für den Dom, sagt Wieczorek, der auch auf die Ausstellung der Fotografien im Historischen Museum in Speyer hinweist. Am 11. Mai 2025 wird Eröffnung gefeiert.

Buch und Kalender gibt es für je 79,90 Euro im Buchhandel

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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