Wegen Versiegelung

Ludwigshafen: Naturschützer fordern Verbot bestehender Schottergärten

Dass Ludwigshafen und Mannheim die am stärksten versiegelten Städte Deutschlands sind, kam für viele überraschend. BUND, NABU und andere fordern Konsequenzen aus der Statistik. Als Gefahren sieht man Hitze und Regen

Von 
Stephan Alfter
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Platz für Grün gibt es im Ludwigshafen sehr wenig: 67 Prozent der Fläche der Stadt sind versiegelt. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen, Mannheim und Speyer sind neben Rüsselsheim die am stärksten versiegelten Städte in Deutschland. Wie ein Sprecher der Stadtverwaltung in Ludwigshafen nun auf Anfrage erklärt, beschäftige man sich mit der Thematik schon seit rund 30 Jahren. Naturschutzorganisationen ist das nicht genug. Sie fordern in einer Stellungnahme vom vergangenen Freitag von der Stadt ein schnelleres und beherzteres Eingreifen. Nicht zuletzt ein Verbot bestehender Schottergärten. Alle noch nicht verwirklichten, aber in Planung befindlichen Neubaugebiete - wie zum Beispiel der sogenannte Mittelstandspark in der Mannheimer Straße - müssten in Frage gestellt werden, so BUND, NABU und Pollichia.

Eine de facto Entsiegelung ist in naher Zukunft nicht zu erwarten. Immerhin rund 67 Prozent der Flächen in Ludwigshafen und Mannheim sind derzeit versiegelt, wie die Deutsche Presse-Agentur vergangene Woche verbreitet hat. Daher hat man bei der Stadtverwaltung Ludwigshafen vielmehr die Folgen des Ist-Zustandes im Blick. Was passiert in einer derart versiegelten Stadt, wenn ein Regenereignis auftritt, das statistisch in dieser Stärke nur alle 100 Jahre vorkommt?

Keine Ursachenbekämpfung

Ein solches Ereignis habe die Stadtverwaltung für Ludwigshafen mit einem computergestützten Modell erstellen lassen, sagt ein Stadtsprecher. In dieser Karte sei grafisch dargestellt, wo sich das Wasser, in welcher Tiefe bei einem Starkregenereignis von 58 Liter pro Quadratmeter Niederschlag und zwei Stunden Dauer sammelt. Informationen zu den Wasserständen bei Starkregen auf Privatgrundstücken könnten online kostenfrei beim Wirtschaftsbetrieb Ludwigshafen (WBL) beantragt werden. Für Interessierte gebe es sogar eine Fachberatung, so der Sprecher der Stadt. Seit dem Jahr 2001 liefen in Ludwigshafen umfangreiche Projekte, um die Folgen von Hochwasserereignissen zu dämpfen.

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Dass es schwierig ist, eine versiegelte Stadt wieder zu entsiegeln und Prozesse zu revidieren, hat die Stadt erkannt. Soweit es technisch möglich sei, würden neue Baugebiete systematisch im Trennsystem entwässert. Unbelastetes Regenwasser werde über Mulden und Rigolen einer Versickerung zugeführt. Ebenso dienten diese wie auch Dachbegrünungen einer Regenrückhaltung, mehr aber noch einem klimatischen Ausgleich, um die Überhitzung von Baugebieten zu verhindern. Ebenso würden - wo möglich und keine Belastung des Grundwassers zu erwarten sei - wasserdurchlässige Beläge in Baugebieten festgeschrieben. Nur langfristige Strategien und Auflagen zur Regenwasserversickerung und Dachbegrünung könnten eine Milderung der Flächenversiegelung mit sich bringen.

Auch die Stadt Speyer ist auf 63 Prozent ihrer Fläche „zubetoniert“. Die Rheinuferbebauung und das Konzept Wohnen am Fluss haben in den vergangenen 20 Jahren Hunderte neuer Wohnungen entstehen lassen. Ein Resultat ist, dass Speyer im Jahr 2022 die heißeste Innenstadt Deutschlands hatte. Eigentlich hat man - laut Stadtverwaltung - vor, das Konzept „Schwammstadt“ umzusetzen, also Flächen zu schaffen, die in der Lage sind, in kurzer Zeit große Mengen an Wasser aufzunehmen und es dann wieder sukzessive abzugeben. Dafür habe man eine Stabsstelle für strategische Stadtentwicklung und Zukunftsfragen eingerichtet.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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