Kommentar Rodung im Speyerer Auwald wegen U-Boot: Können wir uns das leisten?

"MM"-Redakteur Stephan Alfter plädiert dafür, sämtliches Handeln von Kommunen viel stärker am Klimaschutz auszurichten

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Stephan Alfter
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Wie ernst nehmen wir das eigentlich mit dem Klimaschutz? Wo übertreiben wir vielleicht sogar? Wo sind wir zu nachlässig? Und haben wir überhaupt die richtigen Informationen, um das beurteilen zu können? Das sind Fragen, die wir uns im Angesicht immer extremerer klimatischer Bedingungen wohl alle regelmäßiger stellen (müssen). Ist etwa Flugscham angebracht, wenn die Bahn mit dem Bau von Schienen, Hunderter Bahnhöfe und sämtlicher weiterer Infrastruktur vielleicht sogar eine schlechtere CO2-Bilanz ausweist? Und sollten wir nicht alle eh besser nur noch Fahrrad fahren?

Was das mit dem U-Boot zu tun hat, das im Mai zunächst im Speyerer Technik Museum ankommen soll? Ziemlich viel, denn um kommenden Generationen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen, müssen - das klingt dramatisch - ab sofort auch unsere kleinsten Eingriffe in unsere Umgebung zuallererst an der Frage des Klimaschutzes festgemacht werden. Den Kommunen wächst in dieser Frage eine größer werdende Verantwortung zu. Besonders janusköpfig kommt da gerade die Speyerer Stadtverwaltung daher: Stolz verkündete sie am Montag, dass sie sich dem Klimapakt Rheinland-Pfalz angeschlossen habe. Bravo. Mit einer eigenen Verantwortung scheint das für die Umweltdezernentin der Grünen aber nicht einherzugehen, wenn unter ihrer Aufsicht Richtlinien des Pflanzen- und Artenschutzes offensichtlich nicht eingehalten werden.

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Noch ironischer wird alles, wenn die Stadt nun einen Kurs ankündigt, wie Bürger und Bürgerinnen „klimafit“ werden. Die Frage muss aufgrund der Aktualität der Ereignisse erlaubt sein: Ist eine der heißesten Städte Deutschlands - das ist Speyer - denn selbst schon „klimafit“?

Auch die Rolle des Technik Museums könnte eine glücklichere sein: Man schafft in Speyer technische Voraussetzungen dafür, dass das U-Boot später in Heidelberg unter der „Alten Brücke“ rangieren kann. Wäre es da nicht möglich gewesen, auch eine technische Lösung zu finden, die den Kahlschlag im Auwald erspart hätte. Die Natur sollte uns doch mindestens so viel wert sein wie ein Bauwerk. Oder können wir uns den Verzicht leisten?

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar