Eröffnung - Gegenüber der Spielstätte der Hoffenheim-Kicker gelegen

Klima Arena: Angela Merkel und Winfried Kretschmann eröffnen "Erlebnishaus" der Ökologie

Von 
Michaela Roßner
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Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem virtuellen Supermarkt der Zukunft. © Michaela Roßner

Sinsheim. Rindfleisch für die Grillparty? Hundert Gramm davon erzeugen bei der Herstellung und dem Transport 1,3 Kilo schädlicher Klimagase. Hühnchen zu essen ist demnach deutlich besser für die Atmosphäre: Die gleiche Menge wird nur für eine CO2-Produktion von 370 Gramm verantwortlich gemacht. Diese Zahlen hat Angela Merkel beim „Einkauf“ im virtuellen Supermarkt der Zukunft mitgenommen. Die Bundeskanzlerin hat mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann am Montagvormittag die Klima Arena im Sinsheimer Gewerbegebiet eröffnet. Die Dietmar Hopp Stiftung hat den Bau mit 40 Millionen Euro ermöglicht. Sie soll besonders Familien und Schulen für den Klimaschutz begeistern.

„Der bedrohliche Wandel des Klimas hat mir Angst gemacht“, erinnert sich SAP-Gründer Dietrmar Hopp, wie vor vier Jahren die Idee entstand, ein solches Informationszentrum zu schaffen. „Dabei habe ich auch meine eigenen Enkel gedacht: In welcher Welt werden sie aufwachsen?“ Die Nachbarschaft zur Fußball-Arena der TSG Hoffenheim sei perfekt, findet der 79-Jährige: Die Spielstätte sei nahezu klimaneutral - und wer ein Ticket für ein Bundesligaspiel kaufe, erhalte künftig auch Eintritt in die Klima Arena. „Viele Menschen werden diesen Erlebnisort besuchen, die vielleicht sonst gar nicht darauf kämen, sich mit dem Thema so intensiv zu beschäftigen“, lobt Merkel im sonnengelben Blazer den Ansatz und hofft, dass noch weitere außerschulische Bildungseinrichtungen wie diese entstehen werden. „Junge Menschen sind mit Recht ungeduldig geworden“, fügt Merkel mit Blick auf die „Fridays for Future“-Demonstranten hinzu. Die Politik werde ihre Aufgaben erledigen, verspricht sie und kündigt „viele Gesetze“ etwa zur energetischen. Sanierung von Gebäuden an. Der Verkehrsbereich bleibe ein „Sorgenkind“: „Trotz aller Innovationen hat es seit 1990 keine nennenswerte Reduktion von Treibhausgasen gegeben.“ Für klimaschädliche Energie würden „Preissignale“ gesetzt. Sie sollten anfangs moderat sein, „damit wir die Menschen mitnehmen.“ Werde das von der Bundesregierung gesetzte Ziel, bis 2033 die schädlichen Emissionen um 55 Prozent zu reduzieren, nicht erreichbar wirken, müsse aber „nachgesteuert“ werden.

In der Mitte der Ausstellungshalle wartet zunächst ein „Gletscher“ auf die Besucher. Sie unternehmen eine traurige Zeitreise ins Jahr 2100, in dem der Amazonaswald verschwunden ist und die Menschen unter Glaskuppeln leben, weil die Atmosphäre nicht mehr zu retten war: Ein 13-minütiger Film stimmt die Besucher des „Erlebnishauses in Sachen Ökologie“ auf die Mitmachstationen in vier Ausstellungsbereichen ein. Im Außenbereich des insgesamt 2,6 Hektar großen Geländes kann man unter anderem eine Moorlandschaft, eine Streuobstwiese und eine Elektro-Kartbahn für Kinder entdecken. „Klimawandel ist menschengemacht und fordert uns heraus“, betont Kretschmann.

Infos gegen Klima-Lügen

Ein „Erlebniszentrum, das zum Verständnis beiträgt“ soll die Einrichtung sein. Und: „Alles, was bei uns präsentiert wird, basiert auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen“, betont Bernd Welz, Vorstand der Klimastiftung für Bürger, dem Träger der Klima Arena. „Sogenannte Kritiker versuchen, die Rolle des CO2 herunterzuspielen“, richtet sich auch Hopp gegen sogenannte Klima-Lügner.

„Wir leben auf Pump“, betont der Mäzen und fordert: „Jeder sollte nach seiner Möglichkeiten aktiv werden.“ Er selbst spare Strom und Wasser, leiste für Flüge einen ökologischen Ausgleich. Und: „Ich esse so gut wie kein Fleisch mehr, weil die Massentierhaltung so viel zum Klimaproblem beiträgt.“

Klima Arena: Jährlich 90 000 Besucher erwartet

  • Öffnungszeiten sind ab 14. Oktober täglich von 9 bis 17 Uhr, am Wochenende ab 10 Uhr.
  • Ein Einzelbesuch kostet 9,50 Euro. Schüler, Studenten und Gruppen bekommen Vergünstigungen.
  • Träger ist die Klimastiftung für Bürger, die im September 2014 von Dietmar Hopp gegründet wurde – eine operative Stiftung.
  • Finanziert wurde die Klima Arena (Dietmar-Hopp-Straße 6 in Sinsheim) mit 40 Millionen Euro aus der Dietmar Hopp Stiftung.
  • Pro Jahr werden rund 90 000 Besucher erwartet.
Sinsheim

Eröffnung der Klima Arena

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Redaktion Redakteurin Metropolregion/Heidelberg

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