Geschichte

Im Buch "Stay away from Gretchen" wird deutlich: Army brachte keine Gleichberechtigung

Schwarze haben nach 1945 nicht nur unter dem Rassismus in der deutschen Nachkriegsgesellschaft zu leiden, sondern auch in ihrer eigenen Armee

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Konstantin Groß
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Autor Konstantin Groß in Washington vor der Galerie für Schwarze in der US-Armee, denen die „Medal of Honor“ zuerkannt wurde – einigen aber erst posthum. © Gross

Heidelberg/Washington. Das Problem begegnet uns im Roman immer wieder. Etwa, als die beiden Verliebten tanzen gehen und Greta von einem weißen GI angemacht wird. Bob stellt sich schützend vor sie, wird jedoch mit dem N-Schimpfwort bedacht und brutal verprügelt. Die Szene zeigt: Schwarze haben mit Rassismus nicht nur in der deutschen Nachkriegsgesellschaft zu kämpfen, sondern auch, ja vor allem innerhalb ihrer eigenen Armee. Das neue Museum für Afroamerikanische Geschichte und Kultur in Washington arbeitet dieses Thema auf.

Als die USA 1941 in Pearl Harbor angegriffen werden, das Vaterland bedroht ist, da werden auch die Schwarzen an die Front gerufen. 1,2 Millionen von ihnen dienen in den US-Streitkräften. Die Führer der Schwarzen unterstützen dies, hoffen darauf, nach dem Blutzoll ihrer Brüder auch in der Heimat Gleichberechtigung zu erhalten; „Double Victory“ nennt sich dieses Konzept.

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Die Hoffnung wird zunächst enttäuscht. Auch im Krieg wird die Rassentrennung unerbittlich durchgezogen, sogar bei den Blutkonserven. Das 761. Panzerbataillon, genannt Black Panther, besteht ausschließlich aus afroamerikanischen Soldaten. Zwei Jahre werden sie geschliffen, dadurch zu einer der qualifiziertesten Einheiten, doch nicht eingesetzt, als sie nach Europa kommen – „weil es keine schwarzen Helden geben sollte“, so Buchautorin Susanne Abel. Erst der legendäre General Patton, übrigens Ende 1945 bei Mannheim verunglückt, ändert das.

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Schwarze in der Army sind die ersten, die das KZ Dachau erreichen. Es kommt zu der seltsamen Situation, dass sie in Deutschland Opfer eines verbrecherischen Rassismus befreien, während zur gleichen Zeit in ihrer Heimat in Louisiana ein junger Schwarzer von weißen Rassisten gelyncht wird, weil er eine Weiße zu lange angeschaut haben soll.

Doch während der Besatzungszeit in Deutschland geht die „Segregation“ zunächst gerade so weiter. Am Eingang des Soldatenclubs auf dem Gelände der Campbell-Barracks in Heidelberg etwa steht unübersehbar: „Whites Only“. Schwarze müssen in einen eigenen Club.

Und dennoch bleibt für sie die Soldatenzeit in Deutschland, in der sie sich übrigens gegenüber den Einheimischen weit freundlicher zeigen als weiße GIs, nicht folgenlos. Trotz Ressentiments bei den noch von der NS-Ideologie geprägten Deutschen erleben sie in Europa eine Freiheit, von der sie zu Hause noch träumen. Hier können sie weitgehend problemlos Restaurants besuchen und Verkehrsmittel nutzen, während sie in den Südstaaten der USA auf separate Parkbänke verbannt bleiben. So werden die Schwarzen unter den ehemaligen Kriegsteilnehmern in den 1960er Jahren starker Motor ihrer Bürgerrechtsbewegung.

Ihr Kampf dauert lange. Erst 1996 bekennt das Pentagon: Schwarzen wurde die höchste militärische Ehrung der USA, die Medal of Honor, verwehrt, weil sie Schwarze waren; sieben Betroffene aus dem Zweiten Weltkrieg erhalten die Ehrung 1997 posthum. An sie erinnert eine Galerie im Nationalmuseum für Afroamerikanische Geschichte und Kultur in Washington, 2003 von George W. Bush auf den Weg gebracht und 2016 von Barack Obama eröffnet.

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